Inder-net
In den letzten Jahren haben sich 40 indische IT-Firmen in Frankfurt angesiedelt. Gute Flugverbindungen nach Indien und die gute indische Infrastruktur hat die Stadt am Main zu einem beleibten Standort für indische Computer-Firmen werden lassen.
Debjit Chauduri, kurz genannt "Debu" der Geschäftsführer von Infosys in Deutschland führt durch die Geschäftsräume in Frankfurt Eschborn. Heute, kurz nach dem Ende der WM trägt er ein Miroslav-Klose T.Shirt. Er hat die Torschützen-Bürowette gewonnen erklärt er lachend.
Ministerpräsident Stoiber pflanzt vor der Firmenzentrale des IT-Unternehmens Infosys in Bangalore ein Mahagonybäumchen.
Ein Foto weiter lächelt ebenda Hessens Ministerpräsident Koch im Kreis der Infosysmitarbeiter. Mittlerweile ist Infosys das zweitgrößte indische IT-Unternehmen: mit 50.000 Mitarbeitern weltweit, mit steigenden Wachstumsraten. Im April 2006 kündigte der IT-Konzern aus dem Headquarter in Bangalore an, in den nächsten zwölf Monaten 25.000 neue Mitarbeiter zu beschäftigen. Debu, schwarze Locken, chice Hornbrille, Anfang Dreißig, hat 1999 hat er die Filiale von Infosys in Deutschland aufgebaut, damals war er 25.
"Off Shore" und "Out-Sourcing" heißen die Mantras des Erfolgs von Infosys. Der IT-Konzern operiert weltweit mit Marktstrategien, die Arbeitsprozesse zerkleinern, zerteilen und in Billiglohnlohnländer wie Indien und China verlagern.
"The world is flat." – "Die Welt ist flach!" so das Credo der Unternehmensphilosophie. Die Welt - flach wie ein Bildschirm. Die indischen IT-Experten kommen frisch von den Universitäten, aus Neu Dehli, aus Amerika und England. Gut ausgebildet. Hoch motiviert. Mobil. In Deutschland verdienen sie mehr als in Indien. Debu hat in Kalifornien studiert, in China und Japan gearbeitet, bevor nach Deutschland kam.
"Die ersten paar Jahre waren difficult. Aber das war ein bisschen ein Kulturschock für mich. Leben in Kalifornien war informal. Ich hatte lange Haare, ich hatte nie einen Anzug. Aber in Deutschland für einen Termin muss man einen Anzug tragen. Und man sagt immer Sie statt Du."
Debu spricht fünf Sprachen: Chinesisch, Spanisch, Japanisch, Deutsch, Englisch und Hindi. Im Interview wechselt Debu vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt.
"(...) Wir reden in Deutsch und in Englisch und ein bisschen Hindi, Auch in unserem Büro. Die Inder hier! Ich glaube wir sind 60 Prozent Deutsche und 40 Prozent Inder. Und die Inder kommen von ganz andere Ecke in Indien. Zum Beispiel ich kann nicht die Sprache von einem meiner Kollegen sprechen. Wir reden nur in Englisch. Aber alle wir arbeiten für eine indische Firma und sind indisch."
Die deutschen Mitarbeiter fliegen für interne Trainingsprogramme nach Indien, um den Boom-Standort und die indische Arbeitsmentalität und die indische Kulturen kennen zu lernen. "Integration ist notwendig” sagt Debu und lacht. In Frankfurt knüpft er Netzwerke mit anderen Indern – Unternehmern, Geschäftsleuten, Professoren in der indischen Wirtschafts-Community
"Wir treffen oft und diskutieren viel, und die wirtschaftliche Atmosphäre in Deutschland, zum Beispiel Steuer, und die Rekrutierungsmarkt in Deutschland, zum Beispiel infosys wir haben nicht eine so große Marke wie IBM. In Indien und Amerika sind wir eine sehr große Marke, wir sind ein sehr großer Player in der Softwareindustrie, in Deutschland sind wir sehr klein. Und wir diskutieren, wie können wir die besten deutschen Mitarbeiter haben, wir vergleichen die Markttrends. Das andere sind auch Themen wie Arbeitserlaubnis, für indische Kollegen."
Die meisten indischen Mitarbeiter sind unter 30. Ähnlich wie Debu selbst haben sie für Infosys an anderen Standorten in England, China, Japan, in der USA, in der Schweiz gearbeitet. Alle zwei Jahre ein neuer Arbeitsplatz, ein neuer Wohnort, ein neuer kultureller Kontext - Karriere Nomaden im 21. Jahrhundert.
"”Die Motivation ist Karriere. Leben hängt von Beruf (ab), das ist immer so.
Für indische Leute, ich denke! Für mich das ist sehr wichtig.""
Anuj Jain kam 2001 für Infosys mit einer Green-Card nach Deutschland. . Er hat in Indien "Engeniering" studiert. Mittlerweile ist der Infosys-Projektmanager Vater geworden. Er lebt mit seiner indischen Frau in Frankfurt. "Er fühlt sich wohl in Deutschland, in Frankfurt Bornheim", sagt er, er habe keine Probleme und ist stolz auf sein "little German". Trotzdem - würde er für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter dahin gehen, wo Infosys ihn haben will. Vielleicht sogar wieder in Indien. Gerade baut Infosys einen neuen Campus in Bangalore.
"”Indien jetzt es ist sehr hot. Das muss man sagen. Hot spot. Jetzt. So wenn es eine gute Opportunity oder eine gute Position gibt für mich, zu bleiben in meiner Firma. I will welcome that.""
Aber auch Amerika würde Anuj Jain reizen. Seine Frau nicht, sagt er, ihr gefällt es in Frankfurt ganz gut. Es gibt viele indische Läden, ein indischer Filmclub, einen Hindu-Tempel, Communities von Bengalen, Tamilen, Leuten aus dem Punjab, aus Kerala. Aber für Anuj sind die traditionellen Vereine und der Tempel nicht so wichtig. Der "Global worker" will lieber die deutsche Kultur kennen lernen, solange er hier ist.
"Wir sind jetzt global immer im Denken. Nicht so, dass wir sind starke Religion, oder wir müssen das machen so und so und so. Weil ich denke: The world is flat today."
Hin und wieder klickt Anuj Jain auf die Internet-Seite "The Inder.net.” Vor allem seine Kollegen, die neu in Frankfurt ankommen, nutzen die Online-Community für Kontakte, für Nachrichten aus Indien und Deutschland, oder Veranstaltungshinweise, Ankündigungen von Bollywoodpartys, zum Beispiel. Moderne Grafik, Cooles Layout.
"”Das war ja damals 2000, da ging ja diese Green-Card-Geschichte rum, da gab es ja damals von Herrn Rüttgers den Slogan ‚Kinder statt Inder’, dass sich drei dann von unserem Team gedacht haben, machen wir hier ne Plattform, wo wir dann gezielt indische Informationen für Deutschland für den deutschsprachigen Raum liefern können.""
In der Redaktion spricht Tomal Ganguly, 22, mit den Kollegen Englisch und Deutsch, mit seinen Kommilitonen deutsch. Er studiert Betriebswirtschaft und bestückt das Portal mit Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland und Indien. Als die Indian-Online-Community im Jahr 2000 startet, lautete eine Zeile auffordernd: "Wirken sie nach seinem IT-Arbeitstag am Aufbau der indischen Online Community mit, ..." Längst hat haben die so gennanten "Greencard-Inder" ihre Karrieren an anderen Orten der Welt fortgesetzt. Indien ist mittlerweile High-Tech-Boom-Land. Vor kurzem hat die Redaktion von The Inder.net, unterstützt vom Goethe-Institut, ein kleines Büro in Dehli aufgemacht.
"Indien, das ist für uns, ich sprech jetzt mal für meine zweite Generation, für uns isses natürlich sehr interessant und attraktiv. (....) Wir sind ja alle bilingual aufgewachsen, und wir kennen auch die indische Kultur, sowie auch die deutsche Kultur. Und dementsprechend ist es für uns auch leichter an diese Vielfältigkeit von Kulturen auch anzupassen. Das sehe ich jetzt zum Beispiel auch an mir, wenn ich in Indien bin, ich kann mich an die Kultur und das Leben dort anpassen."
Back to India? Die Löhne für IT-Experten zum Beispiel, sind dort bis zu Einsechstel niedriger als In Deutschland. Nicht sehr attraktiv für Tomal Ganguly: Er möchte lieber hier blieben, wo er aufgewachsen ist, aber für das Online-Magazin knüpft er Kontakte nach Indien.
"”Was ich jetzt auch in meiner Wirtschaftsredaktion öfters mache. Dass wir Firmen vorstellen. Dass wir Firmenchefs interviewen. Wir stellen ganz konkrete Fragen: Wie schaut es aus, wenn ich hier jetzt meine Ausbildung fertig hab, welche Chancen bieten sie mir, bietet die indische Wirtschaft mir, was kann ich machen, was würden sie mir empfehlen?""
Die Diskussions-Foren der Online-Community drehen sich um das modernes indisches Selbstbewusstsein, um Weltpolitik, um Wirtschaft. Die Chats kreisen um Bollywood-Filme, Bolly-Wood Partys und die Zukunftsplanung: Beruf und Familie.
"”Was jetzt schon mal länger da kursiert ist das Verheiratetwerden. Das ist ja in Indien, dass man verheiratet wird. Und ich denk mal so ein Forum bietet ganz interessante Einblicke, dass man sehen kann, wie denken die jungen Leute hier. Werde ich jetzt verheiratet oder bin ich doch jetzt eher für die Liebeshochzeit? Da spalten sich dann die Meinungen, was man auch gut beobachten kann.""
Modelle für Liebe, Drama und Happy- End zwischen High-Tech und Tradition kommen jede Woche neu aus der indischen Filmfabrik Bollywood, in die DVD-Läden. 900 Neuproduktionen im Jahr. Nach einem Arbeitstag am Computer pulsiert der grellbunte Bilderfluss über die Fernseher - eine visuelle Nabelschnur, die mit dem Mutterland Indien verbindet. "Auch bei ihren Kollegen in anderen Ländern – weltweit", lassen mich die Mitarbeiter von Infosys wissen. Im Frankfurter Büro der IT-Firma sind Bollywood-Filme auch zwischendurch Gesprächsthema Nummer 1.
"Ich bin ein sehr starke Bollywood-Fan, und die erste Sache, die wir machen in unserer Freizeit ist, gucken eine Bollywood-Film."
Anuj Jain, IT-Projektmanager
"Ich habe eine große Sammlung selbst, ich habe über 400 Filme persönlich. Das ist Nostalgie, das ist ein sehr gutes Gefühl. Andere haben viele Diskussionen um Film, Schauspieler. Film ist ein sehr wichtiger Teil unseres Lebens. Welcher Film ist ein Hit, welcher ein Flop. Wer ist der bessere Schauspieler und wer ist der größere Star."
Debu, Geschäftsführer
"In Indien jeder Tag kommt mehr als ein neuer Film. In einer Woche gibt es drei oder vier gute neue Filme. Und so jeden Tag wir gucken einen neuen Film. Nicht die ganze Film! Es läuft, und wenn es ist sehr gut gucken wir den ganzen Film. Aber normalerweise jeden Tag, gibt es einen neuen Film und das läuft. Verstehen Sie, das ist nicht so als ob man sitzt, und guckt. Das ist ein Teil von unserem Leben. Das ist wie Musik. Wir spielen Filme, nehmen das DVD, essen, trinken, wir arbeiten und gucken Film. Das ist nicht ein großer Event für uns. Das ist ein Teil von unserem Leben."
Super-Bollywood, eine kleiner DVD-Laden in der Frankfurter Kaiserpassage. Der Verkäufer schiebt die neuesten DVDs in Plastikhüllen. Drei bis vier neue Filme kommen aus Indien pro Woche: Auch Debu und Anuj Jain kaufen aktuelle Filmware aus Indien aus den Läden im Frankfurter Bahnhofsviertel. Neeraj Pobat alias DJ Charming schaut sich nach den neuesten Bollywood filmen um.
"Zum einen schau ich mir die aktuellen Filme immer an, um Eindrücke über Musik zu kriegen, die ich dann auch als DJ gebrauchen kann. Zum anderen das sind schon zwei verschiedene Welten Hollywood und Bollywood, tatsächlich beschränken die sich nicht nur auf Liebesfilme, wie es eigentlich RTL 2 wiederspiegelt, sondern es gibt auch tolle Actionfilme und supertolle Komödien. Oder auch Thriller."
Neeraj Pobat, 22, studiert Wirtschaft an einer Berufsfachakademie und ist Kleinunternehmer und DJ Charming. Auf seiner Visitenkarte steht: Geschäftsführer - NRI-Community. NRI-Community - bedeutet Community der Non Residents of India – Gemeinschaft der nicht in Indien lebenden Inder. Nach Neerajs Definition schlicht eine Party-Community.
Neeraj Pobat sitzt vor seinem Laptop mit einem Kopfhörer am Ohr und demonstriert die neuesten Bollywood-Mixe, die er auf der nächsten Party auflegen wird. Die Musik, die Dj Charming auflegt, stammt aus den Bollywood-Filmen, die jeder kennt. Es ist der Wiedererkennungseffekt und die Identifikation, der high macht, der die Partygäste aufdehen lässt.
"Mittlerweile in den ganzen Bollywood-Filmen findet man zu jedem Lied einen Remix, eine Dance-Version. Und sowas in der Richtung legt man dann auf. Also man unterschiedet einmal diese Bollywood-Musik, das sind dann wirklich diese Sänger, die von denen dann die Lieder in den Filmen vorkommen, in diesen Musicals, die werden von den Musikproduzenten der jeweiligen Filme geremixt, dann gibt es dann wieder die britisch-asiatische Musikszene, das sind dann wieder freie Künstler, die dann indische Musik mit englischen Einflüssen (...) auf den Markt bringen."
Auf den Parties der Nri-Community tanzen alle. Inder zwischen 20 und 35, die wegen der Karriere nach Frankfurt gekommen sind, Deutsche, die sich für Bollywood-Musik interessieren, Inder der zweiten Generation, die in Deutschland aufgewachsen feiern – die eigene multikulturelle Vielfalt und – selbstbewusst, weltoffen, global. NRI‘S United in a flat world.
Ministerpräsident Stoiber pflanzt vor der Firmenzentrale des IT-Unternehmens Infosys in Bangalore ein Mahagonybäumchen.
Ein Foto weiter lächelt ebenda Hessens Ministerpräsident Koch im Kreis der Infosysmitarbeiter. Mittlerweile ist Infosys das zweitgrößte indische IT-Unternehmen: mit 50.000 Mitarbeitern weltweit, mit steigenden Wachstumsraten. Im April 2006 kündigte der IT-Konzern aus dem Headquarter in Bangalore an, in den nächsten zwölf Monaten 25.000 neue Mitarbeiter zu beschäftigen. Debu, schwarze Locken, chice Hornbrille, Anfang Dreißig, hat 1999 hat er die Filiale von Infosys in Deutschland aufgebaut, damals war er 25.
"Off Shore" und "Out-Sourcing" heißen die Mantras des Erfolgs von Infosys. Der IT-Konzern operiert weltweit mit Marktstrategien, die Arbeitsprozesse zerkleinern, zerteilen und in Billiglohnlohnländer wie Indien und China verlagern.
"The world is flat." – "Die Welt ist flach!" so das Credo der Unternehmensphilosophie. Die Welt - flach wie ein Bildschirm. Die indischen IT-Experten kommen frisch von den Universitäten, aus Neu Dehli, aus Amerika und England. Gut ausgebildet. Hoch motiviert. Mobil. In Deutschland verdienen sie mehr als in Indien. Debu hat in Kalifornien studiert, in China und Japan gearbeitet, bevor nach Deutschland kam.
"Die ersten paar Jahre waren difficult. Aber das war ein bisschen ein Kulturschock für mich. Leben in Kalifornien war informal. Ich hatte lange Haare, ich hatte nie einen Anzug. Aber in Deutschland für einen Termin muss man einen Anzug tragen. Und man sagt immer Sie statt Du."
Debu spricht fünf Sprachen: Chinesisch, Spanisch, Japanisch, Deutsch, Englisch und Hindi. Im Interview wechselt Debu vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt.
"(...) Wir reden in Deutsch und in Englisch und ein bisschen Hindi, Auch in unserem Büro. Die Inder hier! Ich glaube wir sind 60 Prozent Deutsche und 40 Prozent Inder. Und die Inder kommen von ganz andere Ecke in Indien. Zum Beispiel ich kann nicht die Sprache von einem meiner Kollegen sprechen. Wir reden nur in Englisch. Aber alle wir arbeiten für eine indische Firma und sind indisch."
Die deutschen Mitarbeiter fliegen für interne Trainingsprogramme nach Indien, um den Boom-Standort und die indische Arbeitsmentalität und die indische Kulturen kennen zu lernen. "Integration ist notwendig” sagt Debu und lacht. In Frankfurt knüpft er Netzwerke mit anderen Indern – Unternehmern, Geschäftsleuten, Professoren in der indischen Wirtschafts-Community
"Wir treffen oft und diskutieren viel, und die wirtschaftliche Atmosphäre in Deutschland, zum Beispiel Steuer, und die Rekrutierungsmarkt in Deutschland, zum Beispiel infosys wir haben nicht eine so große Marke wie IBM. In Indien und Amerika sind wir eine sehr große Marke, wir sind ein sehr großer Player in der Softwareindustrie, in Deutschland sind wir sehr klein. Und wir diskutieren, wie können wir die besten deutschen Mitarbeiter haben, wir vergleichen die Markttrends. Das andere sind auch Themen wie Arbeitserlaubnis, für indische Kollegen."
Die meisten indischen Mitarbeiter sind unter 30. Ähnlich wie Debu selbst haben sie für Infosys an anderen Standorten in England, China, Japan, in der USA, in der Schweiz gearbeitet. Alle zwei Jahre ein neuer Arbeitsplatz, ein neuer Wohnort, ein neuer kultureller Kontext - Karriere Nomaden im 21. Jahrhundert.
"”Die Motivation ist Karriere. Leben hängt von Beruf (ab), das ist immer so.
Für indische Leute, ich denke! Für mich das ist sehr wichtig.""
Anuj Jain kam 2001 für Infosys mit einer Green-Card nach Deutschland. . Er hat in Indien "Engeniering" studiert. Mittlerweile ist der Infosys-Projektmanager Vater geworden. Er lebt mit seiner indischen Frau in Frankfurt. "Er fühlt sich wohl in Deutschland, in Frankfurt Bornheim", sagt er, er habe keine Probleme und ist stolz auf sein "little German". Trotzdem - würde er für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter dahin gehen, wo Infosys ihn haben will. Vielleicht sogar wieder in Indien. Gerade baut Infosys einen neuen Campus in Bangalore.
"”Indien jetzt es ist sehr hot. Das muss man sagen. Hot spot. Jetzt. So wenn es eine gute Opportunity oder eine gute Position gibt für mich, zu bleiben in meiner Firma. I will welcome that.""
Aber auch Amerika würde Anuj Jain reizen. Seine Frau nicht, sagt er, ihr gefällt es in Frankfurt ganz gut. Es gibt viele indische Läden, ein indischer Filmclub, einen Hindu-Tempel, Communities von Bengalen, Tamilen, Leuten aus dem Punjab, aus Kerala. Aber für Anuj sind die traditionellen Vereine und der Tempel nicht so wichtig. Der "Global worker" will lieber die deutsche Kultur kennen lernen, solange er hier ist.
"Wir sind jetzt global immer im Denken. Nicht so, dass wir sind starke Religion, oder wir müssen das machen so und so und so. Weil ich denke: The world is flat today."
Hin und wieder klickt Anuj Jain auf die Internet-Seite "The Inder.net.” Vor allem seine Kollegen, die neu in Frankfurt ankommen, nutzen die Online-Community für Kontakte, für Nachrichten aus Indien und Deutschland, oder Veranstaltungshinweise, Ankündigungen von Bollywoodpartys, zum Beispiel. Moderne Grafik, Cooles Layout.
"”Das war ja damals 2000, da ging ja diese Green-Card-Geschichte rum, da gab es ja damals von Herrn Rüttgers den Slogan ‚Kinder statt Inder’, dass sich drei dann von unserem Team gedacht haben, machen wir hier ne Plattform, wo wir dann gezielt indische Informationen für Deutschland für den deutschsprachigen Raum liefern können.""
In der Redaktion spricht Tomal Ganguly, 22, mit den Kollegen Englisch und Deutsch, mit seinen Kommilitonen deutsch. Er studiert Betriebswirtschaft und bestückt das Portal mit Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland und Indien. Als die Indian-Online-Community im Jahr 2000 startet, lautete eine Zeile auffordernd: "Wirken sie nach seinem IT-Arbeitstag am Aufbau der indischen Online Community mit, ..." Längst hat haben die so gennanten "Greencard-Inder" ihre Karrieren an anderen Orten der Welt fortgesetzt. Indien ist mittlerweile High-Tech-Boom-Land. Vor kurzem hat die Redaktion von The Inder.net, unterstützt vom Goethe-Institut, ein kleines Büro in Dehli aufgemacht.
"Indien, das ist für uns, ich sprech jetzt mal für meine zweite Generation, für uns isses natürlich sehr interessant und attraktiv. (....) Wir sind ja alle bilingual aufgewachsen, und wir kennen auch die indische Kultur, sowie auch die deutsche Kultur. Und dementsprechend ist es für uns auch leichter an diese Vielfältigkeit von Kulturen auch anzupassen. Das sehe ich jetzt zum Beispiel auch an mir, wenn ich in Indien bin, ich kann mich an die Kultur und das Leben dort anpassen."
Back to India? Die Löhne für IT-Experten zum Beispiel, sind dort bis zu Einsechstel niedriger als In Deutschland. Nicht sehr attraktiv für Tomal Ganguly: Er möchte lieber hier blieben, wo er aufgewachsen ist, aber für das Online-Magazin knüpft er Kontakte nach Indien.
"”Was ich jetzt auch in meiner Wirtschaftsredaktion öfters mache. Dass wir Firmen vorstellen. Dass wir Firmenchefs interviewen. Wir stellen ganz konkrete Fragen: Wie schaut es aus, wenn ich hier jetzt meine Ausbildung fertig hab, welche Chancen bieten sie mir, bietet die indische Wirtschaft mir, was kann ich machen, was würden sie mir empfehlen?""
Die Diskussions-Foren der Online-Community drehen sich um das modernes indisches Selbstbewusstsein, um Weltpolitik, um Wirtschaft. Die Chats kreisen um Bollywood-Filme, Bolly-Wood Partys und die Zukunftsplanung: Beruf und Familie.
"”Was jetzt schon mal länger da kursiert ist das Verheiratetwerden. Das ist ja in Indien, dass man verheiratet wird. Und ich denk mal so ein Forum bietet ganz interessante Einblicke, dass man sehen kann, wie denken die jungen Leute hier. Werde ich jetzt verheiratet oder bin ich doch jetzt eher für die Liebeshochzeit? Da spalten sich dann die Meinungen, was man auch gut beobachten kann.""
Modelle für Liebe, Drama und Happy- End zwischen High-Tech und Tradition kommen jede Woche neu aus der indischen Filmfabrik Bollywood, in die DVD-Läden. 900 Neuproduktionen im Jahr. Nach einem Arbeitstag am Computer pulsiert der grellbunte Bilderfluss über die Fernseher - eine visuelle Nabelschnur, die mit dem Mutterland Indien verbindet. "Auch bei ihren Kollegen in anderen Ländern – weltweit", lassen mich die Mitarbeiter von Infosys wissen. Im Frankfurter Büro der IT-Firma sind Bollywood-Filme auch zwischendurch Gesprächsthema Nummer 1.
"Ich bin ein sehr starke Bollywood-Fan, und die erste Sache, die wir machen in unserer Freizeit ist, gucken eine Bollywood-Film."
Anuj Jain, IT-Projektmanager
"Ich habe eine große Sammlung selbst, ich habe über 400 Filme persönlich. Das ist Nostalgie, das ist ein sehr gutes Gefühl. Andere haben viele Diskussionen um Film, Schauspieler. Film ist ein sehr wichtiger Teil unseres Lebens. Welcher Film ist ein Hit, welcher ein Flop. Wer ist der bessere Schauspieler und wer ist der größere Star."
Debu, Geschäftsführer
"In Indien jeder Tag kommt mehr als ein neuer Film. In einer Woche gibt es drei oder vier gute neue Filme. Und so jeden Tag wir gucken einen neuen Film. Nicht die ganze Film! Es läuft, und wenn es ist sehr gut gucken wir den ganzen Film. Aber normalerweise jeden Tag, gibt es einen neuen Film und das läuft. Verstehen Sie, das ist nicht so als ob man sitzt, und guckt. Das ist ein Teil von unserem Leben. Das ist wie Musik. Wir spielen Filme, nehmen das DVD, essen, trinken, wir arbeiten und gucken Film. Das ist nicht ein großer Event für uns. Das ist ein Teil von unserem Leben."
Super-Bollywood, eine kleiner DVD-Laden in der Frankfurter Kaiserpassage. Der Verkäufer schiebt die neuesten DVDs in Plastikhüllen. Drei bis vier neue Filme kommen aus Indien pro Woche: Auch Debu und Anuj Jain kaufen aktuelle Filmware aus Indien aus den Läden im Frankfurter Bahnhofsviertel. Neeraj Pobat alias DJ Charming schaut sich nach den neuesten Bollywood filmen um.
"Zum einen schau ich mir die aktuellen Filme immer an, um Eindrücke über Musik zu kriegen, die ich dann auch als DJ gebrauchen kann. Zum anderen das sind schon zwei verschiedene Welten Hollywood und Bollywood, tatsächlich beschränken die sich nicht nur auf Liebesfilme, wie es eigentlich RTL 2 wiederspiegelt, sondern es gibt auch tolle Actionfilme und supertolle Komödien. Oder auch Thriller."
Neeraj Pobat, 22, studiert Wirtschaft an einer Berufsfachakademie und ist Kleinunternehmer und DJ Charming. Auf seiner Visitenkarte steht: Geschäftsführer - NRI-Community. NRI-Community - bedeutet Community der Non Residents of India – Gemeinschaft der nicht in Indien lebenden Inder. Nach Neerajs Definition schlicht eine Party-Community.
Neeraj Pobat sitzt vor seinem Laptop mit einem Kopfhörer am Ohr und demonstriert die neuesten Bollywood-Mixe, die er auf der nächsten Party auflegen wird. Die Musik, die Dj Charming auflegt, stammt aus den Bollywood-Filmen, die jeder kennt. Es ist der Wiedererkennungseffekt und die Identifikation, der high macht, der die Partygäste aufdehen lässt.
"Mittlerweile in den ganzen Bollywood-Filmen findet man zu jedem Lied einen Remix, eine Dance-Version. Und sowas in der Richtung legt man dann auf. Also man unterschiedet einmal diese Bollywood-Musik, das sind dann wirklich diese Sänger, die von denen dann die Lieder in den Filmen vorkommen, in diesen Musicals, die werden von den Musikproduzenten der jeweiligen Filme geremixt, dann gibt es dann wieder die britisch-asiatische Musikszene, das sind dann wieder freie Künstler, die dann indische Musik mit englischen Einflüssen (...) auf den Markt bringen."
Auf den Parties der Nri-Community tanzen alle. Inder zwischen 20 und 35, die wegen der Karriere nach Frankfurt gekommen sind, Deutsche, die sich für Bollywood-Musik interessieren, Inder der zweiten Generation, die in Deutschland aufgewachsen feiern – die eigene multikulturelle Vielfalt und – selbstbewusst, weltoffen, global. NRI‘S United in a flat world.