Das muss man gehört haben - oder auch nicht
Drei neue Indie-Alben sind ab jetzt zu haben, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Melodisches von The Go! Team, eher Unrockiges von Death Cab For Cutie und Lagerfeuer-Sound von Sufjan Stevens.
The Go! Team: "The Scene Between"
Eine Band, die ein Ausrufezeichen im Namen trägt, die sollte man ernst nehmen: The Go Ausrufezeichen Team aus dem britischen Brighton wurden Anfang der Nuller Jahre gegründet, um nach eigener Aussage "Indie Rock, Hip Hop, Bollywood Soundtracks und Funk" zu verbinden. Bereits das Debüt des Sextetts wurde für den renommierten britischen Mercury-Prize nominiert, seitdem sind The Go! Team unterwegs - auf der Mission, die Popmusik bunter und knalliger zu machen.
"Wir wollten auf diesem Album die melodische Seite unserer Musik betonen", das sagt Songschreiber und Produzent Ian Parton über den Entstehungsprozess des neuen Albums von The Go! Team. Und tatsächlich: Die Melodien auf "The Scene Between" schrauben sich in die Gehörgänge, die Instrumente und Chöre türmen sich übereinander, so als habe der gute alte Phil Spector seine Produzentenhände im Spiel gehabt. Wer es leise und subtil mag, der ist hier falsch – wer allerdings keine Angst vor Breitwand-Gitarren und sommerlicher Euphorie hat, der wird mit dem Go! Team seine Freude haben.
Death Cab For Cutie: "Kintsugi"
Für Viele sind die der Inbegriff des amerikanischen Indie-Rock: Death Cab For Cutie aus dem US-Bundesstaat Washington stehen seit Mitte der 90er auf der Bühne, seit dem Jahr 2012 ist allerdings ein Platz im Todestaxi nicht mehr besetzt: Chris Walla, langjähriger Gitarrist und Produzent der Band gab seinen Ausstieg bekannt. Das neue Album Kintsugi spielten Death Cab For Cutie erstmals zu dritt ein.
Hip-Hop-Rhythmen, Disco-Beats, elektronische Klangspielereien – auf ihrem neunten Studio-Album haben Death Cab for Cutie ihren Sound erneuert und die Stimme von Sänger Ben Gibbard in den Mittelpunkt gestellt. Ob es am Weggang ihres langjährigen Mitmusikers liegt? Jedenfalls klangen Death Cab noch nie so aufgeräumt und unrockig wie auf Kintsugi. Eine gute Entwicklung, und ein starkes Album!
Sufjan Stevens: "Carrie & Lowell"
Der Songschreiber Sufjan Stevens ist der große Erneuerer des amerikanischen Folk: Er schrieb einen Songzyklus über den US-Bundesstaat Illinois und den chinesischen Tierkreis – auf seinem neusten Werk schlägt er ungewohnt persönliche Töne an. Im Jahr 2012 starb Stevens Mutter Carrie, ihr und seinem Stiefvater Lowell hat er die Songs auf seinem neuen Album gewidmet.
Gezupfte Akustikgitarren, lieblicher Falsettgesang: Sufjan Stevens verströmt auf seinem neuen Album dezente Lagerfeueratmosphäre. Schade nur, dass die kontemplative Atmosphäre auf Dauer eintönig wirkt – da hätte man sich zwischendurch einen munteren Song wie das großartige Chicago aus dem Jahr 2005 gewünscht. "Carrie & Lowell" ist ein Album für Fans und eingefleischte Folkies, allen Neueinsteigern seien dann doch eher die früheren Platten des Maestros aus Michigan ans Herz gelegt.