Indien

    Hindu-Nationalisten bei Parlamentswahl vorne

    Anhänger der indischen Oppositionspartei BJP feiern sich als Wahlsieger.
    Anhänger der indischen Oppositionspartei BJP feiern sich als Wahlsieger. © pa/dpa/EPA/Solanki
    Bei der Atommacht Indien zeichnet sich ein historischer Machtwechsel ab: Die rechtsgerichtete Partei BJP kann mit einer absoluten Mehrheit rechnen, die regierende Kongresspartei steht vor einer herben Wahlniederlage. Auch die Wahlbeteiligung ist rekordverdächtig.
    Die bisherige Oppositionspartei BJP (Bharatiya Janata Party/Indische Volkspartei) und ihr Spitzenkandidat Narendra Modi könnten nach vorläufigen Testergebnissen 279 der 543 Parlamentssitze im indischen Unterhaus erreichen. Das wäre die absolute Mehrheit. Das war in der weltgrößten Demokratie seit 30 Jahren keiner Partei mehr gelungen.
    Der Spitzenkandidat der BJP, Narendra Modi, ist sehr umstritten, berichtete Jürgen Webermann im Deutschlandradio Kultur. Kritiker werfen ihm vor, 2002 als Regierungschef anti-muslimische Pogrome geduldet zu haben, bei denen mindestens 1000 Menschen getötet wurden. Viele Stimmen dürfte ihm aber eingebracht haben, dass er für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik steht. Er stehe hier im Wort, berichtete Sandra Petersmann im Deutschlandradio Kultur: "Er hat allen Menschen Entwicklung versprochen. Außerdem für Arbeitsplätze zu sorgen, internationale Investoren ins Land zu holen, große Infrastrukturprojekte anzustoßen. In Gujarat, dem Bundesstaat, in dem er seit 13 Jahren regiert, kann er bereits derartige Erfolge vorweisen."
    Die bisher regierende Kongresspartei steht vor der größten Wahlniederlage ihrer Geschichte. Sie wird laut der Wahlkommission nur etwa 46 Wahlkreise für sich gewinnen. "Wir akzeptieren den Willen der Wähler, heißen ihn willkommen und sehen unsere Niederlage ein", sagte der führende Kongresspolitiker Satyavrat Chaturvedi laut der Agentur IANS. "Es ist unser gemeinsames Versagen."
    Die Kongresspartei ist die Partei, die seit 1947 in der Atommacht Indien die insgesamt längste Zeit in Regierungsverantwortung war. Sie wird für Korruptionsskandale, die Wirtschaftskrise und einen Reformstillstand verantwortlich gemacht. Ihr wichtigster Kandidat ist Rahul Ghandi, Spross der einflussreichen Nehru-Gandhi-Familie. Doch die Inder trauen ihm nicht zu, das Land zu regieren.
    Die 1,8 Millionen elektronischen Wahlmaschinen sollen laut der Wahlkommission noch am Freitag komplett ausgelesen werden. Wann die Ergebnisse vorliegen, war zunächst unklar.
    Mit 66 Prozent erreichte die Wahlbeteiligung in Indien einen Rekord. Insgesamt 551 Millionen Menschen haben ihre Stimme abgegeben, 815 Millionen waren wahlberechtigt. Damit handelte es sich um die größte Wahl der Menschheitsgeschichte. Die Wahl dauerte fünf Wochen. Angetreten waren 8251 Kandidaten, darunter 668 Frauen und fünf Transsexuelle.
    abr

    Programmtipp: Mehr zum Thema hören Sie in der Sendung "Ortszeit" ab 17:07 Uhr.

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