Indonesische Impressionen (3)

Mit zwei Schutzengeln unterwegs

Zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen Indonesiens gehört Kaffee.
In Manggar gibt es viele Kaffehäuser. © dpa / picture alliance / Andreas Lander
Von Ulla Lenze |
Manggar ist die Hafenstadt der kleinen indonesischen Insel Belitung - und bekannt für seine Kaffeehäuser. Die Schriftstellerin Ulla Lenze hat die Stadt am Unabhängigkeitstag bereist und spricht über ihre Eindrücke.
Manggar ist die Hafenstadt der kleinen Insel Belitung, Belitung eine Flugstunde von Jakarta entfernt, Manggar bekannt für seine Kaffeehäuser. Ich blicke über den Bandungsee, während ich trinke, die Stadt im Rücken, ich esse ein chinesisches Mittagessen - es gibt chinesische Siedlungen auf Belitung - heute ist der Unabhängigkeitstag Indonesiens.
Irgendetwas will der Kellner mir sagen: "Sie schließen jetzt? Aber es ist doch erst zwei Uhr." "Unabhängigkeitstag." Ich schaue mich um, tatsächlich, da ist niemand mehr im Restaurant, der Geschäftsführer beugt sich über die Rechnungen. Alle sind auf der Straße. Ja, alle Einwohner Manggars haben sich in der Nachmittagshitze an den Straßenrand gestellt, die Straße selbst ist leer, an ihrem Ende hebt ein Festzug an, Trommeln, Trompeten, Flötenklänge buddeln sich durch die Hitze.
Ich muss mit meinem Motorroller noch einhundert Kilometer quer über die Insel fahren zur Ostseite, und auf der Straße taucht schon die erste Truppe auf, als Elfen verkleidete Kinder, eine weiß gepuderte Elfenkönigin in einem mit rosa Rüschen dekorierten Wagen, die Kinder machen drollige Tanzschritte, die Menge applaudiert. Dann ein Wagen mit chinesischen Kostümen, gelbbemalte Gesichter, Glitzer, Drachen, Radau.
Wie ich Indonesien gratuliere
Ich schiebe den Roller an den Leuten entlang zu einer Seitenstraße, fahre durch enge Gassen, die irgendwann wieder in die Hauptstraße münden: doch dort wedelt mich ein Polizist freundlich zurück. Nur diese Hand, freundlich durchaus, es ist ja auch ein fröhlicher Anlass.
Auch andere Motorrollerfahrer irren hier herum, immerhin, wir durchstöbern, durchsuchen das enge Gassennetz der Hafenstadt Manggar, immer wieder werde ich zurückgewedelt, einmal mit einer Trillerpfeife weggepfiffen, jetzt ist es schon drei Uhr. Um sechs wird es dunkel. Keine Straßenbeleuchtung. Dafür wilde Hunde. Ich wende mich an Passanten: "Wie komme ich nach Tanjung Tinggi?" Sie schauen mich an und erklären: "Diese Insel heißt Belitung!"
"Und Tanjung Tinggi?" Ich werfe meine Hand in eine vage Richtung, wo ich den Osten der Insel vermute. "Ah", sagen sie, "Manggar" und zeigen um sich. Lächeln, Makassi, bloß keine Zeit verlieren. Ich erkläre zwei Mädchen, die auf ihren Motorrollern sitzen und in ihre Handys schauen: "I need to find the road to Tanjung Tinggi." "Follow us", sagen sie. Und das tue ich.
Zwei indonesische Schutzengel eskortieren mich einen Berg hoch, mit Sicht über das unglaublich leuchtende blaue Meer, dann enge Serpentinen herab mit Dschungel ringsum, wir fahren 15 Minuten, beruhigend lächeln sie mir manchmal zu, und dann bin ich auf der Straße, die nach Tanjung Tinggi führt und gratuliere Indonesien zum Unabhängigkeitstag.
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