Indonesische Impressionen (4)

Schmuck und Frauenpower

Indonesischer Schmuck
Viele der Minangkabau-Frauen leben vom Verkaufen von Schmuck. © dpa / picture alliance / Peter Zimmermann
Von Ulla Lenze |
Das Minangkabau-Volk von Sumatra ist die größte matrilinear geprägte Gesellschaft der Welt. An den Straßenrändern wird hier Schmuck verkauft, ausschließlich von Frauen. Die Schriftstellerin Ulla Lenze hat Indonesien bereist und spricht über ihre Eindrücke.
Ein Dorf in Sumatra, eingebettet in die Stille der grünen Berge. Hier halten wir an. Wir sind bereits ein paar Stunden gefahren, durch die Berglandschaft hinter Padang, wo das Minangkabau-Volk lebt, die größte matrilinear geprägte Gesellschaft weltweit.
Auch meine beiden Begleiter gehören dem Minangkabau-Volk an, zwei Studenten der englischen Literatur, und sie weisen auf die majestätischen Herrschaftshäuser, mit den typischen steil gebogenen Dächer, wie Zipfelmützen, so ragen sie aus der Landschaft heraus. "Die gehören den Frauen", sagt Heru ehrfurchtsvoll. Und dass er, nachdem er zwölf war, nicht mehr im Haus der Mutter schlief, sondern mit den anderen Jungs in der Moschee. "Aber um stark zu werden," ergänzt er.
Fast nur Frauen auf den Straßen - kann das so einfach sein? Oder ist das für die Touristen so inszeniert, die aus dem Ausland kommen - die Frauen hier verkaufen also nicht nur Silberschmuck, sondern auch die Idee von Matriarchat?
Dann hebt der Muezzin an, als uns eine Frau in ihren Laden winkt: "What's your name?"
"Ulla."
"I am Denny."
Sie zeigt mir Armbänder, deren Verschlüsse so kompliziert sind, dass man sie allein nicht anlegen kann. Nichts für Leute, die allein leben. Das ist in Indonesien so ungewöhnlich, dass Denny mich ein bisschen auslacht. Vielleicht ist es auch nur das höfliche, alles abmildernde Lachen der Indonesier. "The problem is, I live alone".
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