Infektionsepidemiologe Timo Ulrichs

"Man kann auch Grundschülern beibringen, wie man Abstand hält"

07:20 Minuten
Grundschüler in einer Schule in Nepal sitzen mit Mundschutzen im Klassenzimmer und schreiben in ihre Hefte.
Wäre das, was in Nepal während der Schweinegrippe-Epidemie 2015 möglich war, nicht auch an deutschen Grundschulen denkbar? © imago / Xinhua / Sunil Sharma
Timo Ulrichs im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 15.04.2020
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Viele Experten raten inzwischen zu Lockerungen der Anti-Coronamaßnahmen. Vor allem eine Wiederöffnung der Schulen ist im Gespräch. Aber schrittweise. Wer soll den Anfang machen: die Grundschüler oder die höheren Klassen?
Unterschiedliche Expertenpapiere zu möglichen Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen des Alltagslebens sind derzeit im Umlauf: So rät beispielsweise eine Stellungnahme der Helmholtz-Initiative "Systemische Epidemiologische Analyse der Covid-19-Epidemie" dazu, die Beschränkungen vorerst aufrechtzuerhalten.
Ein interdisziplinäres Gremium der Leopoldina-Akademie hingegen plädiert für stufenweise Lockerungen, genauso wie eine vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) in Auftrag gebene wissenschaftliche Expertise.
"Ich würde für das Papier der Leopoldina votieren", sagt der Infektionsepidemiologe Timo Ulrichs, Professor für globale Gesundheit an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. Dieses habe sich "mutig" auf konkrete Schritte festgelegt, zudem sei eine breite Expertise erkennbar.
Insbesondere begrüßt Ulrichs, dass die Leopoldina-Gruppe mit den Lockerungen bei den Schulen anfangen will - und auch, dass zuerst die Grundschulen wieder geöffnet werden sollen.
Eine durchaus umstrittene Frage, zu der beispielsweise, wie Ulrichs einräumt, das Robert Koch-Institut eine andere Position hat: Das nämlich wolle zuerst die älteren Jahrgänge wieder beschulen.

Kontaktgruppen etwas erweitern

Ulrichs sieht den Vorteil bei den Grundschülern vor allem darin, dass man dort die Klassenverbände eher zusammenhalten kann:
"Es kommt ja darauf an, dass man die Kontaktgruppen etwas erweitert mit diesen Lockerungen, und da wäre dann ein überschaubarer Klassenverband bei den Kleineren sicherlich ein erster Schritt, der gut klappen könnte."
Im Übrigen sei es durchaus möglich, auch Grundschülern beizubringen, "wie man Abstand hält und einen Mundschutz trägt", betont der Infektionsepidemiologe.
(uko)
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