Inflation heißt: Waren und Dienstleistungen werden teurer, was gleichbedeutend mit einem Kaufkraftverlust des Geldes ist. Klingt erst einmal unattraktiv, wird aber von Ökonomen als wichtige Bedingung für Wirtschaftswachstum betrachtet, so die Inflation denn moderat ausfällt. Knapp unter zwei Prozent soll sie im Idealfall sein – Unternehmen investieren dann der Theorie nach in Erwartung steigender Preise, die Bürger konsumieren, weil das Geld ja morgen schon ein bisschen weniger wert ist. Dennoch löst der Begriff Inflation gerade bei den Deutschen keine positiven Assoziationen aus: Eine Hyperinflation hatte 1923 katastrophale Folgen für die deutsche Wirtschaft und breite Bevölkerungsschichten, Menschen schoben Schubkarren voll mit Geld durch die Straßen. Anfang Dezember 1923 kostete ein Liter Milch 360 Milliarden Reichsmark. Die Sparer wurde komplett enteignet, Schuldner durften sich hingegen freuen. Verkehrte, ungerechte Welt. Das damalige Trauma steckt den Deutschen noch in den Knochen, wird oft behauptet. Weswegen die Gefahren einer Deflation, dem Gegenteil von Inflation, noch wenig ins kollektive Bewusstsein gedrungen sind. Fallen die Preise, hören Unternehmen auf zu investieren. Und die Bürger kaufen nichts mehr – denn morgen gibt es das Produkt ja billiger, warum also heute Geld ausgeben? Das Ende vom Lied sind eine schrumpfende Wirtschaft, Arbeitslosigkeit und mehr Armut. (ahe)
"Der Markt für Vermögenswerte ist momentan auf Drogen"
Während die Konsumentenpreise derzeit um knapp zwei Prozent steigen, sind Vermögenswerte wie Immobilien oder Kunstwerke um 8,7 Prozent teurer geworden. In die Inflationsrate fließen aber nur die Konsumentenpreise ein. Falsch, meint der Ökonom Thomas Mayer.
Wenn heute Vormittag das Statistische Bundesamt seine Schätzung für die Inflationsrate im Dezember 2017 bekannt gibt, wird allgemein damit gerechnet, dass dieser Wert wie schon im November knapp unter zwei Prozent liegen wird.
Der Ökonom Thomas Mayer, früherer Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Resarch Institutes, hält diese Zahl jedoch für zu niedrig. Er beklagt, dass bei der Berechnung der Inflationsrate nur die Konsumentenpreise einbezogen würden, die Vermögenspreisentwicklung hingegen nicht.
"Warum soll der Verlust an Kaufkraft des Geldes für eine Immobilie oder für ein Kunstwerk oder für sonst irgendwas weniger interessant sein und weniger störend sein als der Verlust an Kaufkraft für Güter des täglichen Bedarfs?", so Mayer im Deutschlandfunk Kultur. Würde man der Berechnung die Vermögenspreise zugrundelegen, wäre die Inflationsrate dem früheren Chefvolkswirt der Deutschen Bank zufolge statt bei etwa zwei Prozent bei 8,7 Prozent.
Die Politik der EZB treibt die Vermögenspreisinflation an
Für den starken Anstieg der Vermögenspreise macht Mayer auch die Zinspolitik der Zentralbanken verantwortlich: "Weil aber die Konsumentenpreisinflation relativ niedrig ist, setzen sie ihre Zinsen niedrig. Das treibt aber wiederum die Vermögenspreisinflation."
So sei der Markt für Vermögenswerte momentan wie auf Drogen. "Er nimmt die Realität in vielen Bereichen schon gar nicht mehr wahr", warnt Mayer. "Denken Sie an Bitcoin! Das ist auch so eine Blüte dieses Umfelds." Angesichts dieser Entwicklung müsse man sich darauf einstellen, dass es im Markt zu gewaltigen Schwankungen kommen werde: "Irgendwann kommt ja mal wieder etwas Normalität zurück und dann entwickeln sich auch die Vermögenspreise wieder normal, und dann geht es wieder einigermaßen weiter. Aber man muss sich darauf einstellen, dass bevor die Normalität zurückkehrt, es ordentlich mal rumpeln wird."
(uko)