Die Schöne und ihre Waffen
Mode, Lifestyle, Beauty: Die Produktpalette von Influencern war bisher klar definiert. Carolin Matthie geht neue Wege: Sie wirbt mit Waffen und für ein liberales Waffengesetz.
Influencer ist mittlerweile ein eigener Beruf. Influencer haben auf ihren Social-Media-Kanälen im Netz eine so große Gefolgschaft um sich gescharrt, dass Sie für Werbung und Vermarktung in Frage kommen. Ihre Community können sie bis zu einem gewissen Grad beeinflussen – mit Produkten oder Ideen. Influencer lassen sich beispielsweise dafür bezahlen, dass sie Schuhe einer bestimmten Marke in die Kamera halten. Oder eben Waffen.
Kein martialischer Auftritt
Carolin Matthie, 25 Jahre alt, Studentin und Hobbyschützin in Berlin ist "Waffen-Influencerin". Mit Youtube-Videos bringt Sie den Leuten das Thema Sicherheit durch Waffen näher und wirbt für ein liberales Waffengesetz.
Carolin folgen auf der Foto-Plattform Instagram knapp 30.000 Menschen. Ab 10.000 "Followern" gilt man als sogenannter "Mikro-Influencer" und kann also vermarktet werden. Carolins Account wirkt aber nicht etwa martialisch oder militärisch, ganz im Gegenteil: Man sieht dort eine hübsche junge Frau, die öfter auch Fotoshootings macht und studiert. Sich durch den Account zu scrollen, ist angenehm.
Und dann taucht da eben hin und wieder ein Foto auf, auf dem Carolin eine Langwaffe in der Hand hat oder sie mit einer Pistole posiert.
Waffen im Kontext von Mode und Lifestyle
Laut Carolin wird sie von den Waffenherstellern für die Fotos nicht bezahlt. Sie nimmt aber an Wettkämpfen teil und wird dann von verschiedenen Waffenherstellern mit Pistolen und Zubehör ausgestattet. Wenn Carolin dann gewinnt, hat Sie mit der Waffe dieser oder jener Marke gewonnen und das wird dann natürlich kommuniziert.
Carolin verkauft mit ihrem Autritt im Netz auch eine gewisse Idee: Waffen in Bürgerinnenhand. Auf ihrem Youtube-Kanal erklärt sie etwa, welche Voraussetzungen man für den Antrag auf den kleinen Waffenschein erfüllen muss, oder sie teilt ihre Meinung zum Thema Selbstverteidigung.
Carolins Erfolg besteht darin, dass sie das Thema Waffen "framed", also in einen neuen Deutungsrahmen setzt. Normalerweise tauchen Waffen im Kontext von Polizei, Militär und Kriminalität auf. Sie lässt Waffen im Umfeld von Lifestyle, Mode und Sicherheit erscheinen.
Die Tore werden weit geöffnet
Was dieses Re-Framing bewirkt, beschreibt Martin Emmer, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin:
"Dann schalten sich solche Filter, die man vermutlich sonst sofort im Kopf hätte, die schalten sich vermutlich nicht so schnell ein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man dann vermutlich ein bisschen anders über so ein Produkt nachdenkt, die ist dann schon gegeben."
Emmer ist außerdem der Meinung, dass man Waffen in den klassischen Medien so nie dargestellt hätte. Man sehe – auch im Bereich des politischen Extremismus – dass die sozialen Medien "jetzt die Tore weit öffnen für solche Themen und Diskurse, die früher sehr stark eingedämmt worden wären".
Es ist durchaus eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, mit dieser Art von Darstellung von Waffen und den sich daraus ergebenden Diskursen umzugehen.
"Dann schalten sich solche Filter, die man vermutlich sonst sofort im Kopf hätte, die schalten sich vermutlich nicht so schnell ein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man dann vermutlich ein bisschen anders über so ein Produkt nachdenkt, die ist dann schon gegeben."
Emmer ist außerdem der Meinung, dass man Waffen in den klassischen Medien so nie dargestellt hätte. Man sehe – auch im Bereich des politischen Extremismus – dass die sozialen Medien "jetzt die Tore weit öffnen für solche Themen und Diskurse, die früher sehr stark eingedämmt worden wären".
Es ist durchaus eine Herausforderung für unsere Gesellschaft, mit dieser Art von Darstellung von Waffen und den sich daraus ergebenden Diskursen umzugehen.
(mia)