Die Parallelen zwischen Wrestling und Politik
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Der Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2019 ist eröffnet. Unsere Kritikerin Wiebke Porombka erlebte dabei, wie Clemens J. Setz in seiner Eröffnungsrede den Rechtsradikalen und Rechtspopulisten in Europa ihr baldiges Verschwinden prophezeite.
Die traditionelle Klagenfurter Rede zur Literatur bei der Eröffnung des Bachmannpreises hielt diesmal der österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz. Dass er darin den Rechtsradikalen und Rechtspopulisten ihr baldiges Verschwinden prophezeite, stehe in Klagenfurt in einer guten politischen Tradition, sagt Kritikerin Wiebke Porombka.
Wirkmächtige Behauptungen und Verdrehungen
"Aber es war auch eine Rede von Clemens J. Setz. Und Setz ist ein Schriftsteller, der immerzu das, was wir für normal halten, unterläuft. Mitunter ist das ziemlich verstörend oder sehr lustig."
Das habe er auch diesmal gezeigt, denn den Abend habe er damit eröffnet, dass er die Anwesenden zu einem Gespräch über Wrestling eingeladen habe. Da sei es nicht um die sportlichen Aspekte gegangen, sondern um die Rollen und Charakter, die die Wrestler spielten.
"Wrestling ist ja ein inszenierter, durchchoreographierter Kampf. Dabei kann es auch passieren, dass die Darsteller ihre Rollen außerhalb des Rings weiterspielen, quasi Fiktion zur Realität werden lassen. Und hier zieht Setz die Parallele zur Politik: Genauso wie diese Wrestler erschaffen populistische Politiker mit ihren Behauptungen, Übertreibungen und mutwilligen Verdrehungen wirkmächtige Geschichten, die für viele Menschen zur Wirklichkeit werden", sagt Porombka.
Ein ganz anderes YouTube-Video mit HC Strache
Es habe dann einen sehr skurrilen Moment gegeben, als Setz weiter aus seiner vorgefertigten Rede gelesen habe und es darin um ein von der FPÖ produziertes YouTube-Video gegangen sei.
"In dem Video weckt der österreichische Vizekanzler HC Strache ein Paar mitten in der Nacht und überreicht ihnen das Weihnachtsgeschenk der Stille, weil die FPÖ nämlich alle Fremden aus dem Land gejagt hat. Da muss man natürlich sofort an das Ibiza-Video denken, dass Strache zu Fall gebracht hat. Den Text der Rede hat Setz aber schon im April abgeben müssen, also vor Straches Sturz. Man kann nur hoffen, das Setz' Prophezeihung vom Untergang der Rechten sich nicht auf die Folgen des Ibiza-Videos beschränkt."