Ingeborg-Bachmann-Preis

ORF plant digitale Alternative

09:21 Minuten
ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard bei der Moderation des "Ingeborg-Bachmann-Preis 2019".
Die Landesdirektorin des ORF-Kärnten, Karin Bernhard, kann sich auch eine digitale Variante des Bachmann-Preises vorstellen. © ORF/ORF K/Johannes Puch
Karin Bernhard im Gespräch mit Vladimir Balzer · 30.03.2020
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Nach dem Protest gegen die Absage des Bachmann-Preises soll nun doch eine digitale Variante des Literaturpreises stattfinden. Das verändere möglicherweise auch künftig die Form des Wettbewerbs, sagt ORF-Direktorin Karin Bernhard.
Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreise. Eine Besonderheit ist, dass neben der Jury auch das Publikum nach einem öffentlichen Lesewettstreit der Autoren abstimmen kann. ORF, 3sat und auch Deutschlandradio übertragen die mehrtägige Veranstaltung normalerweise live aus dem Klagenfurter ORF Theater. Nach der Absage soll der Wettbewerb nun in einer digitalen Form stattfinden.
In der Coronakrise habe man nach Anfragen von Autoren und der Jury Klarheit schaffen wollen und darum den Wettbewerb abgesagt, erläutert Karin Bernhard. Bernhard ist die Landesdirektorin des ORF Kärnten. Die Veranstaltung als Stream durchzuführen sei zu Anfang auch verworfen worden, weil in den Statuten dieser spezielle Livecharakter von Autoren auf dem Podium und Publikum verankert sei.
"Literatur in Klagenfurt, das hat immer geheißen: 'ein Betriebsausflug der Literaten nach Klagenfurt'. Die Live-Lesungen via Fernsehen, das ist etwas Besonderes für den Bachmannpreis, einmalig weltweit. So was gibt es überhaupt nicht. In Zeiten wie diesen, wo jeder weiß, wie ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk arbeiten muss, war es nur eine verantwortungsvolle Entscheidung zu sagen: 'den Bachmann Preis setzen wir aus'."

Neuland Livestream-Wettbewerb

Die technische Qualität der Übertragungen spiele eine wichtige Rolle für die Veranstaltung und die Abstimmung. Viele Fragen, etwa das Lesen der Autoren per Livestream von zu Hause aus, blieben bei der neuen Entscheidung für eine digitale Variante des Literaturwettbewerbs offen, so Bernhard.
"Es wird sehr schwierig, denn man weiß nicht, wie funktioniert die Auslosung? Wie funktioniert die Diskussion? Es wird immer sehr leicht gesagt, es kann gestreamt werden und alles über Skype. Es gibt so viele Skype-Konferenzen, wo wir alle wissen, die daran teilnehmen, wie oft wir ausfallen. Und es ist eine gestalterische Möglichkeit noch fraglich."
Je nach Ergebnis der digitalen Variante des Wettbewerbs, könne diese Form des Bachmann-Wettbewerbs möglicherweise auch künftig beibehalten werden, gibt Bernhard zu bedenken: "Ich will das nicht als eine Route hinters Fenster stellen. Aber wenn das gut funktioniert, ist das natürlich eine Überlegung."

ORF hat sich entschieden

Unter dem Arbeitstitel "Bachmannpreis digital" soll in den kommenden Tagen das Konzept eines digitalen Bachmann-Preises ausgearbeitet werden, hat der ORF mittlerweile mitgeteilt. Die "Tage der deutschsprachigen Literatur" wanderten ins Internet ab – mit Schaltungen, digitalen Lesungen und den gewohnten Preis-Kategorien, so dass der Grundgedanke der Veranstaltung gewahrt bleibe, so ORF-Intendant Wrabetz. Diesmal sollen sie am 17. Juni beginnen.
(mle)
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