Nazi-Jäger-Serie "Hunters" zeigt jüdische Rache
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Die Amazon-Serie "Hunters" handelt von Nazi-Jägern in den USA der 70er-Jahre. Die Geschichte reiht sich ein ins Genre jüdischer Rachefantasien wie "Inglourious Basterds". Doch einem Vergleich hält die Serie für unseren Kritiker nicht stand.
Nazis morden weiter im Amerika der 70er-Jahre. Sie planen, ein "Viertes Reich" zu gründen. Doch eine diverse Gruppe um Al Pacino will das verhindern und macht Jagd auf sie. Nach der Ermordung seiner Großmutter, einer Holocaust-Überlebenden, durch die Nazi-Killer schließt sich auch der junge Mann Jonah Heidelbaum den Nazi-Jägern an. Die Amazon-Serie "Hunters" reiht sich damit in das noch junge Genre der jüdischen Rachefantasien ein, von denen Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" das berühmteste Beispiel bildet.
"Interessant daran ist, dass es etwas erzählt über die Art und Weise, wie die Geschichte jüdischer Rache- und Wutgefühle geschrieben wurde, nämlich gar nicht", sagt der Autor Max Czollek, der sich selbst als "Inglourious Poet" bezeichnet. Die Forschung sei erst in den 80ern und 90ern angeregt worden. Bis dahin seien jüdische Überlebende in der Überlieferung frei von diesen Gefühlen gewesen. "Für mich war es eine große Entdeckung und Befreiung zu sehen, dass auch Jüdinnen und Juden nach 1945 ein Gefühl von Rache und Wut, vielleicht auch ein Bedürfnis nach Empowerment, nach Selbstermächtigung hatten."
Peinliche KZ-Inszenierung
Die Serie "Hunters" versuche die Rache historisch vom Holocaust herzuleiten, gleichzeitig seien aber alle Figuren popkulturell motiviert. Dabei bezögen sie sich auf Tarantino- und Comicfilme. Die Geschichte des Jonah Heidelbaum erinnere an Batman. "Hier liegt popkulturelle Geschichtsschreibung auf einer historischen Folie, die mal mehr, mal weniger gut zusammenpasst", so Czollek. Die Taten der Nazis in Auschwitz würden re-inszeniert, allerdings seien ihm diese Szenen "peinlich und unangenehm". Tarantinos "Inglourious Basterds" verzichte hingegen auf Szenen aus dem KZ. Allerdings solle hier wahrscheinlich einer jüngeren Generation Geschichte vermittelt werden.
"Ich glaube, dass hier probiert wird, sehr viel miteinander zu mischen", so Czollek. "So ein bisschen wie eine Serie aus dem Setzkasten einer postmodernen Filmproduktion." Dadurch entstünden spannende Allianzen wie zwischen diversen Gruppen wie Schwarzen und Juden, Queeren, Armen und Establishment. Sein Fazit: "Diese Serie ist eine Art Bombenwerkstatt, von der nicht jede Bombe zündet." Trotzdem habe ihm vieles an der Serie gut gefallen.
(leg)