Ingmar Bergman: "Laterna Magica. Mein Leben"
Mit einem Vorwort von Jean-Marie Gustave Le Clézio und einem Nachwort von Jean-Claude Carrière
Aus dem Schwedischen von Hans-Joachim Maass
Alexander Verlag, Berlin 2018
377 Seiten, 19,90 Euro
Ein Leben wie ein Film
Liebe, Leid und Obsessionen: Zu seinem 100. Geburtstag erscheinen Ingmar Bergmanns Memoiren in einer Neuauflage. "Laterna Magica. Mein Leben" ist ein rückhaltloses Bekenntnis zu seinen großen Leidenschaften: Theater und Film.
Als Ingmar Bergman "Laterna Magica", die Betrachtungen über sein Leben, 1987 herausbrachte, war der weltberühmte Regisseur und Drehbuchautor knapp 70 Jahre alt. Bergman hatte zu diesem Zeitpunkt noch 20 Jahre zu leben, doch er spricht davon, in diesem Moment nun die Summe seines Lebens in der Hand zu halten.
Das begann dramatisch - und blieb es auch lange Zeit: Bei Bergmans Geburt hat die Mutter die Spanische Grippe, noch im Krankenhaus erhält das Neugeborene die Nottaufe. Die Großmutter bringt es nach Hause und organisiert ein Amme. Bergman überlebt, wird aber immer wieder von Krankheiten heimgesucht. Er wächst in einem lutherischen Pastorenhaushalt mit zwei Geschwistern auf. Die Mutter liebt er "hündisch", der Vater bleibt ihm fremd. Seine jüngere Schwester versucht er auf Geheiß des älteren Bruders, mit dem er sich gewalttätige Auseinandersetzungen liefert, umzubringen. Rigorose Härte, Lebenslügen, Schuldgefühle, Angst und Züchtigungen prägen die Atmosphäre seiner Kindheit. Später, da ist Bergman schon Leiter des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm, verweigert er einen Besuch am Krankenbett des Vaters. Die Mutter stellt ihn daraufhin zur Rede und ohrfeigt den über 40-Jährigen.
Das begann dramatisch - und blieb es auch lange Zeit: Bei Bergmans Geburt hat die Mutter die Spanische Grippe, noch im Krankenhaus erhält das Neugeborene die Nottaufe. Die Großmutter bringt es nach Hause und organisiert ein Amme. Bergman überlebt, wird aber immer wieder von Krankheiten heimgesucht. Er wächst in einem lutherischen Pastorenhaushalt mit zwei Geschwistern auf. Die Mutter liebt er "hündisch", der Vater bleibt ihm fremd. Seine jüngere Schwester versucht er auf Geheiß des älteren Bruders, mit dem er sich gewalttätige Auseinandersetzungen liefert, umzubringen. Rigorose Härte, Lebenslügen, Schuldgefühle, Angst und Züchtigungen prägen die Atmosphäre seiner Kindheit. Später, da ist Bergman schon Leiter des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm, verweigert er einen Besuch am Krankenbett des Vaters. Die Mutter stellt ihn daraufhin zur Rede und ohrfeigt den über 40-Jährigen.
Ein Mann des Theaters
Leben und Arbeit Ingmar Bergmans sind gesättigt von derart intensiven Szenen. Leid, Liebe, Sexualität, Tod und Kreativität verbinden sich in ihnen. Der Autor bekennt, die Person, die er vor 40 Jahren gewesen sei, nicht zu kennen. Aber er beschreibt sie erbarmungslos. Das nötigt Respekt ab und schafft Nähe. Bergman zeigt seine Wunden und Obsessionen ebenso wie seine Schwächen und seine Sensibilität. Immer wieder verweist er auf den Einfluss, den die Realität des Lebens, vor allem die zahlreichen Liebesbeziehungen, auf sein künstlerisches Schaffen hatten. Deutlich wird auch, dass der gefeierte Filmregisseur vor allem ein Mann des Theaters war. Zwar erlag er als Kind bereits der Faszination eines Filmprojektors, doch die Arbeit mit Schauspielern, die Genauigkeit des Blicks, das Lesen der Gefühle, erlernte er auf der Bühne, der er lebenslang verbunden blieb.
Eine herausfordernde Begegnung
"Laterna Magica" ist keine klassische Autobiografie, vielmehr ein Dokument des Innehaltens und der Selbsteinkehr. Bergman macht sich und dem Leser nichts vor. Er blickt auf sein Leben wie auf einen langen Film. Die Stimmungen wechseln, der Rhythmus ändert sich, die Bildsprache auch. Es wird nicht chronologisch erzählt, vielmehr in raschen oder langsamen Überblendungen, die Ordnung der Zeit wird von den Erinnerungen außer Kraft gesetzt. Landschaftsaufnahmen wechseln ab mit sinnlichen Schilderungen von Interieurs. Aus Dialogen entwickeln sich Kommentare, unverstellte Bekenntnisse, eruptive Gefühlsausbrüche bringen einem den Autor fast bedrohlich nah, bevor er sich wieder ins Erzählerische zurück zieht. Man spürt: Hier geht es um Existenzielles. Bergmans Offenheit, Präzision und Fantasie machen "Laterna Magica" zu einer herausfordernden Begegnung – die meisten der heutigen Theater-und Filmregisseure kommen einem nach dieser Lektüre unendlich banal vor.