Artenvielfalt auf der Wiese und im Bett
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Sie sind viele. Aber sie werden weniger. Der Schwund der Insekten bewegt die Gemüter. Doch hat die Kleidermotte nicht ebenso viele Beschützer wie die Wildbiene. Über krabbelnde und kriechende Mitbewohner - auf dem Teller, unter der Bettdecke und im Museum.
Unser Verhältnis zu Insekten ist paradox - diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man durch eines der Archive der Staatlichen Museen in Berlin streift und zwar mit dem Chef-Kammerjäger. Denn der verteidigt seine Papierfischchen, während die beharrlich an unserem kulturellen Erbe knabbern. Am Ende des Tages allerdings steht auch für den Insektenforscher noch immer eher die Bekämpfung denn der Artenschutz obenan. Einzig ein sehr kleines Wesen kann am Ende unserer Tour entkommen.
"Würmer machen keine Geräusche"
Auch die österreichische Erfinderin Katharina Unger hat ein eher pragmatisches Verhältnis zu Fliegen, Würmern und Co. entwickelt. Sie entwirft von Hong Kong aus Insektenfarmen für den Hausgebrauch, die urbane Großstädter und ihre Fische, Hamster oder Hunde mit selbst gezüchteten Proteinen versorgen. Ein Modell für die Zukunft, wenn Acker- und Weideflächen fehlen und die Meere ringsum leergefischt sind?
Ein eigener Zweig der Faltkunst
Wer das Glück hat, einen Blick in das verlassene Wohnhaus des promovierten Biologen Erwin Hapke zu werfen, dessen künstlerisches Werk kürzlich erst entdeckt wurde, gerät dagegen in ganz andere Sphären. Mit wissenschaftlicher Hingabe und einem kaum fassbaren Gestaltungswillen hat sich Hapke 35 Jahre lang unter anderem dem "Motivreich" der Insekten genähert. Und dabei eine eigene Formensprache der Faltkunst entwickelt, deren Resultate aber nun vom Verfall bedroht sind.
Fremde Formen, fremde Freuden
Einen ganz anderen Weg, die Arten- und Formenvielfalt des Insektenreiches zu feiern, hat die Londoner Künstlerin Joey Holder gefunden. Sie baut die Geschlechtsorgane von Bettwanzen, Hirschkäfern und Honigbienen nach, im menschlichen Maßstab. Und zeigt: Auch in dieser Hinsicht sind unsere kleinen Mitbewohner vielfältiger als man denkt.
(tr)