Der Publizist Wolfram Weimer sieht in dem Insektenschutzgesetz einen Sieg für die Umweltbewegung. Den Bauern gehe es in dem Konflikt auch um die soziale Frage, meint er: Ihre wirtschaftlichen Bedingungen würden von Jahr zu Jahr schlechter, und jeden Tag müssten fünf Höfe in Deutschland aufgeben.
"Keine Trauben, kein Wein, kein Weingut"
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Die Bauern laufen Sturm gegen das Insektenschutzgesetz. Warum, erklärt die Winzerin Mara Walz. Sie sieht sich von dem Gesetz in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht.
Das Bundeskabinett will nun das umstrittene Insektenschutzgesetz auf den Weg bringen. Bauern kritisieren die Pläne. Sie befürchten wirtschaftliche Einbußen wegen strikterer Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und protestieren mit Traktoren vor Bundeskanzleramt und Reichstag.
Die Weinberge liegen in einem Schutzgebiet
Auch die Winzer sind betroffen. Mara Walz betreibt mit ihrem Vater ein Weingut in Ensingen zwischen Stuttgart und Heilbronn. Ihre Weinberge liegen mitten in einem sogenannten FFH-Gebiet, das nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als besonders schutzwürdig gilt. Wenn das Gesetz kommt, darf die Winzerfamilie keine Pflanzenschutzmittel mehr benutzen.
Ohne die Mittel droht Walz zufolge dem Weingut aber der wirtschafliche Ruin. Denn die Trauben würden dann einfach von Krankheiten "hinweggerafft" werden, sagt die 30-jährige Winzerin. Ihre Zukunftssorgen fasst Walz kurz und bündig zusammen: "Keine Trauben, kein Wein, kein Weingut".
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei immer erst der letzte Schritt, um die Reben vor Krankenheiten zu schützen, betont Walz. Doch Pilzkrankheiten seien eben stärker als die Trauben.
Die Umstellung auf pilzresistente Sorten kostet viel Geld
Um auf pilzresistente Sorten umzustellen - momentan setzt die Winzerfamilie auf Riesling und Lemberger - seien 300.000 bis 400.000 Euro nötig. Es würde Jahre dauern - und dann sei noch nicht einmal klar, ob der Markt die weniger bekannten Rebsorten überhaupt annehme, beschreibt Walz die Problemlage.Eine Gleichung also mit vielen Unbekannten. Walz wirft der Berliner Politik vor, zu holzschnittartig zu agieren: "Da wird einfach mit dem großen Hammer draufgehauen."
"Wir, die mit der Natur täglich arbeiten, sind auch dem Klimawandel ausgesetzt. Und dadurch ändert sich unsere Bewirtschaftungsweise jeden Tag. Bei uns ist Wandel etwas ganz Normales", betont Walz. So versuche ihr Weingut bereits seit vielen Jahren, auch insektenschonend zu arbeiten.
(ahe)