Was hat Todenhöfer im Kindertheater zu suchen?
Am Berliner Kinder- und Jugendtheater Grips startet das Stück "Inside IS" - Vorlage ist das gleichnamige umstrittene Buch des Publizisten Jürgen Todenhöfer. Die Kritik habe ihn nicht interessiert, sagt Regisseur Yüksel Yolcu. Das Stück soll Jugendliche vom IS abschrecken.
Kinder und Jugendliche sind bevorzugte Adressaten der IS-Propaganda: Auch aus Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder junge Menschen der Terror-Miliz angeschlossen - nachdem sie sich radikalisiert hatten.
Das Grips-Theater in Berlin greift dieses Thema im Stück "Inside IS" auf. Regisseur Yüksel Yolcu benutzt als Vorlage das gleichnamige Buch von Jürgen Todenhöfer.
Der Publizist und frühere Politiker war 2014 zusammen mit seinem Sohn in das Machtzentrum des IS gereist - und hat damit viel Kritik auf sich gezogen. Unter anderem wird Todenhöfer vorgeworfen, sich zum Erfüllungsgehilfen einer IS-gesteuerten Darstellung der Verbrechen zu machen, indem er die IS-Ideologie veröffentlicht ohne sie einzuordnen. Auch gab es in Medienberichten immer wieder Zweifel am Hergang der geschilderten Erlebnisse.
Ziel ist nicht, den IS auseinanderzunehmen
Diese Kritik habe ihn nicht interessiert, sagte Regisseur Yücsel Yolcu im Deutschlandradio Kultur.
"Mich haben die Biografien interessiert, mich haben die politischen Zusammenhänge interessiert."
Dazu gehöre etwa, wie Todenhöfer in seinem Buch die Rolle des Westens, Amerikas und die Kriege, die von diesen gegen die muslimische Welt ausgingen, beschreibe.
Daneben interessierten ihn die Jugendlichen. "Man muss sagen, dass unser Augenmerk bei diesem Stück nicht darauf liegt, den IS auseinanderzunehmen oder seine Ideologie zu deuten, sondern auf unsere Gesellschaft zu gucken und auf diesen Prozess der Radikalisierung bei jungen Leuten." Eine der Fragen hierbei sei, warum junge Leute in den Sog einer solchen radikalen Ideologie geraten.
Jugendliche vor dem IS bewahren
"Das hat mich fasziniert, weil ich wissen wollte: Wie geraten gerade junge Menschen aus unserer Gesellschaft - und man kann ja nicht behaupten, dass es uns schlecht geht -, wie geraten junge Leute aus unserer Mitte, aus Europa in diesen Sog. Was machen die genau, wie veranstalten die das, wie sehen die familiären, soziologischen Verhältnisse aus."
Zum Anliegen des Stücks sagte Yolcu:
"Das Stück soll in die Richtung gehen, dass wir Jugendliche davor bewahren wollten, zum IS-Staat zu gehen, oder diesen Prozess der Radikalisierung offen legen wollen. Es soll ja auch eine Art Aufklärung, ein Lehrstück sein."