Insolvenz von Air Berlin

"Kein guter Tag für die Kunden"

Ein Airbus von Air Berlin startet am 15.08.2017 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen).
Nach der Insolvenz von Air Berlin warnt der Wirtschaftsethiker vor mangelndem Wettbewerb im Luftverkehr. © dpa /Federico Gambarini
Christoph Lütge im Gespräch mit Dieter Kassel |
Der Wirtschaftsethiker Christoph Lütge fordert mehr Wettbewerb im Luftverkehr. Er befürchtet, dass nach der Insolvenz von Air Berlin vor allem die Kunden die Verlierer sind - und die Preise für einige Flüge hochgehen.
"Es ist kein guter Tag für die Kunden, denn die Kunden wollen und brauchen Wettbewerb auf dem Luftverkehrssektor", sagte Christoph Lütge im Deutschlandfunk Kultur. "Es war eigentlich über lange Zeit gut, dass mit Air Berlin ein neuer Player dort war, der insbesondere in den 90er-Jahren diesen Wettbewerb erst gestärkt hat", so der Ökonom und Philosoph, der an der Technischen Universität München einen Lehrstuhl für Wirtschaftsethik innehat. Air Berlin habe auch das Monopol anderer Fluggesellschaften, beispielsweise von Lufthansa, ebenso verhindert wie deren Preiserhöhungen. "Das ist die Gefahr, die ich jetzt sehe, dass Lufthansa seine Quasimonopolstellung zum Teil dann ausbaut." Er hoffe darauf, dass der Wettbewerb jetzt in anderer Weise gestärkt werde.

Warnung vor längerfristigen Staatshilfen

Lütge zeigte Verständnis dafür, dass die Bundesregierung kurzfristig einen Kredit über 150 Millionen Euro bereitgestellt habe, um größeres Chaos für die Kunden von Air Berlin zu verhindern. "In der sozialen Marktwirtschaft gibt es die Möglichkeit für den Staat vorübergehend einzugreifen, um kurzfristige Krisen abzumildern", sagte der Wirtschaftsethiker. Er sprach sich aber dagegen aus, Unternehmen über längere Zeit mit Staatshilfen zu sichern. Da sei auch der drohende Verlust von Arbeitsplätzen kein Argument. (gem)
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