Wie junge Menschen an Lyrik herangeführt werden
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Unter Hashtags wie #PoetsOfInstagram oder #InstaPoetry posten Menschen überall auf der Welt kurze Texte – oft verknüpft mit einem Bild. Ein Trend, der schon längst die Virtualität verlassen hat, wie der Verleger Jo Frank berichtet.
Rupi Kaur ist ein Star unter den Instagram-Poetinnen und -poeten. Vier Millionen Nutzer folgen der indisch-kanadischen Autorin und lesen ihre Gedichte, die sie plattformgerecht auf Kacheln veröffentlicht – oft verbunden mit einem Bild.
Der virtuelle Ort der Erstveröffentlichung hindert Kaur aber nicht daran, ihre Poesie auch in gebundener Buchform auf den Markt zu bringen. Ihr Erstling "Milk and Honey" fand sich über ein Jahr auf der Bestsellerliste der "New York Times" wieder.
Überall auf der Welt posten vor allem Userinnen kurze Texte unter Hashtags wie #PoetsOfInstagram oder #InstaPoetry. Oft tritt darin das lyrische Ich klar zu Tage – etwas, was diese Texte von herkömmlichen Gedichten unterscheidet.
Starker Wandel im Bereich der Lyrik
Instagram-Gedichte seien Texte im Entstehen, für die, kaum dass sie fertig sind, schon eine Öffentlichkeit gesucht werde, erklärt Jo Frank den Unterschied zur traditionellen Poesie. Er führt das Verlagshaus Berlin, einen Verlag für Gegenwartslyrik.
Instagram-Lyrik finde eben nicht innerhalb einer traditionellen Verlagsstruktur mit Lektorinnen und Lektoren statt. Ein Instagram-User sei zudem nicht nur Leserin oder Leser, sondern immer in doppelter Funktion unterwegs: als Kunde und als Produkt.
"Und wenn Autor:innen ihre Texte auf Instagram veröffentlichen, dann auch oft mit einem sehr starken Bewusstsein für diesen produkthaften Charakter, der dann entlohnt wird durch Klickzahlen." In den letzten 15 Jahren sei innerhalb der Lyrik-Leser:innenschaft ein Wandel zu verzeichnen, "nicht unverwandt mit dem Phänomen von Instagram-Poetry", erklärt Frank.
Immer jüngere Leserinnen und Leser
Die Leserinnen und Leser der von ihm verlegten Bücher würden immer jünger, sagt Frank. "Wenn jetzt Leser:innen über Instagram-Poetry ein Interesse finden an Lyrik und das sozusagen als erstes Absprungbrett nehmen in diese Universen auf kleinstem Raum, dann passiert da etwas sehr Spannendes. Und dann ist es auch natürlich toll für einen Verlag wie unseren."
(ckr)