Instrumentalisierung der Jugend

Rappen für Putins Russland

Russlands Präsident Wladimir Putin
Präsident im Sinneswandel: Putin und die Kremlführung sehen russische Rapper im Dienste des Tourismus. © imago stock&people
Sabine Stöhr im Gespräch mit Moderator Timo Grampes |
Beim Umgang mit der Jugend, beim Rap, geht Russlands Präsident Wladimir Putin nun neue Wege. Seine Administration rückt offenbar ab von den Repressalien gegen Rapper und den Verboten von Konzerten. Stattdessen sollen sie "dem Land dienen".
Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, das Strafen für Veranstalter festlegt, wenn minderjährige Kinder an nicht genehmigten Kundgebungen teilnehmen. Es sieht bei einer Teilnahme der Kinder oder Jugendlichen an "nichtgenehmigten Versammlungen, Kundgebungen, Demonstrationen, Prozessionen oder Streikposten" Strafen in Höhe von umgerechnet bis zu 600,00 Euro oder eine Haft von bis zu 15 Tagen vor.
Gleichzeitig kündigte Putins Administration an, künftig die Konzerte russischer Rap-Musiker im Land nicht mehr – wie zuletzt sehr häufig – zu verbieten. Nach Einschätzung von Moskau-Korrespondentin Sabine Stöhr ist dies ein "interessantes Schauspiel" und ein Beleg für die ganz offensichtlich wachsende Angst der Administration vor der Jugend und den jungen Erwachsenen.

Rap für einen blühenden Tourismus

Auf die Spitze getrieben werde diese holprige Politik der Instrumentalisierung auch durch einen staatlichen Wettbewerb, der nun ausgerufen wurde und sich an Rap-Musiker wende: "'Unter Rappern - der bessere soll gewinnen! ' Darin soll es um Tourismus gehen", so Sabine Stöhr.

"Ein Vertreter des Innenministeriums sagte noch vor Weihnachten zu den Rappern: 'Ihr müsst die Werte eines guten, erfüllten und gesunden Lebens propagieren und dem Land und der Gesellschaft dienen.' Die Staatsmacht, Klammer auf: meistens Männer über 60, Klammer zu, die versteht also gar nicht, was das soll mit dem Rap und dieser 'komischen Musik' und hat die Befürchtung, dass die Energie, die da drin steckt, sich plötzlich gegen sie wendet."
Der Rapper Dmitry Kuznetsov, bekannt als Husky.
Der Rapper Dmitry Kuznetsov, bekannt als Husky, am 22. November 2018 in einem Gerichtssaal in Krasnodar, Russland.© imago/ITAR-TASS

Blutige Mahlzeit vorm Kreml

Darum werde nun die Jugendkultur instrumentalisiert von der Regierung. Betroffen sei hier das Rap-Duo IC3PEAK, dessen Konzerte zuletzt massiv behindert worden waren, vermutlich, weil das Duo im Video zu einem ihrer letzten Songs vor dem Kreml sitzen und Blut trinken, das von vielen als Metapher gelesen werde auf die Führung, die die Gesellschaft einfach nur aussauge, so Sabine Stöhr.
Konzerte des Rappers Husky seien gar verboten worden. Doch die Reaktion der russischen Rapper ist vor allem Hohn, Spott und oft auch ganz ernste und sehr klare Kritik.

(sru)
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