Komödie setzt sich mit der AfD auseinander
Das Zimmertheater Rottweil bietet ein Stück, das so ungewöhnlich ist wie sein Titel: "Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts". Es ist eine Komödie über Rechtspopulismus. Intendant Peter Staatsmann erzählt, warum ihn die Recherche für das Stück schockiert hat.
Die Aussagen von Rechtspopulisten sind mitunter unfreiwillig komisch. Das findet zumindest der Regisseur Peter Staatsmann, er hat das Thema Populismus jetzt im Zimmertheater in Rottweil, dessen Intendant er seit 2013 ist, als Komödie auf die Bühne gebracht. Das Stück, das er zusammen mit seinen Schauspielern entwickelt hat, heißt "Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts" und ist seit Oktober auf dem Spielplan des Theaters.
Die Suche nach Identität
Die Handlung des Stücks spielt im Herbst 2017: Das Verschwinden, womöglich sogar der Tod des Schauspielers und Regisseurs Wolfram führt nach vier Monaten Warten die Familie und sehr unterschiedliche Freunde von ihm zusammen. In der turbulenten Komödie entfaltet sich ein Panoptikum ewiger deutscher Sehnsüchte nach Einheit und Homogenität, sei es einer Gruppe oder einer Familie. Doch wo eine so große Sehnsucht nach Homogenität entsteht, wird es schnell widersprüchlich und chaotisch.
Staatsmann zeigt Menschen auf der Suche nach einer Identität. Sein Stück zeigt Menschen, die ihre Identität eingebüßt haben und so umso leichter empfänglich sind für einen Rechtspopulismus, der übersichtliche Wirklichkeiten und Welterklärungen anbietet. Wie verändern sich Menschen, woran glauben sie, wie viel Widersprüche versuchen sie zu kitten? Das sind zentrale Fragen der Inszenierung.
Erschreckende Recherche
Ganz bewusst habe er die Form der Komödie ausgesucht, um sich mit dem Rechtspopulismus auseinanderzusetzen, sagte Staatsmann im Deutschlandfunk Kultur. Seit Jahren gehe es dem Theater darum, die Spaltung in der Gesellschaft zu untersuchen. In dem Stück über den Rechtspopulismus tauchen unter anderem Parallelen zu einer Rede des AfD-Politikers Björn Höcke auf. Die Recherche für das Stück sei zuerst erschreckend und dann erhellend gewesen.
"Wir haben zuerst eine Schockwelle erlitten, als wir das ganze Videomaterial gesichtet haben mit Youtube und Wahlkampfveranstaltungen der AfD und erstmal registrieren mussten, wie brachial dort nach Wählern geangelt wird, wie zynisch auch Sachen vorgeworfen werden, die absolut eigentlich indiskutabel sind, für die es aber empfängliche Personen gibt."