Jeder vierte Geflüchtete bereits im Job
Ein Viertel aller Geflüchteten, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, haben mittlerweile einen Job. Warum das ganz und gar nicht erstaunlich ist, erläutert der Migrationsforscher Herbert Brücker im Interview.
Von den Flüchtlingen, die seit 2015 aus Kriegs- und Krisenländern nach Deutschland gekommen sind, hat mittlerweile jeder Vierte eine Arbeit gefunden und etwa jeder Fünfte hat eine sozialversicherungspflichtige Anstellung, wie die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" unter Berufung auf ihr vorliegende Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtete.
Überraschend? Wohl kaum: "Es liegt an der Stimmung in Deutschland, dass wir so viele schlechte Nachrichten haben, denn dies nun ist eigentlich eine völlig normale Nachricht", sagt der Migrationsforscher des IAB, Herbert Brücker. "Wir haben nie etwas anderes erwartet." In dieser Zahl seien alle Menschen erfasst, die aus Asylherkunftsländern wie Syrien, Afghanistan oder Irak stammten, nur Kinder seien ausgeklammert, sofern sie noch nicht im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahre seien. Diese Menschen würden nun "schrittweise in den Arbeitsmarkt münden", sagt Brücker, nachdem die Asylverfahren und vielleicht auch Integrationskurse abgeschlossen seien.
Anstellung erhöht nicht Chance auf positiven Asyl-Bescheid
Die Jobs, die sie angenommen haben, seien zur Hälfte Helfertätigkeiten, für die es keine formalen Berufsabschlüsse brauche, und zur anderen Hälfte Fachkrafttätigkeiten, in der Regel handwerkliche Berufe oder Dienstleistungen, die einer Ausbildung bedürfen. "Das hat uns fast ein bisschen überrascht", gibt Brücker zu. Doch die meisten Geflüchteten hätten offenbar Berufserfahrung in ihren Herkunftsländern gesammelt, was sich nun auf dem Arbeitsmarkt niederschlüge; wenn sie in entsprechende Positionen auch ohne Zertifikat eingestellt würden, dann würden sie auch so in der Statistik geführt.
Interessanterweise seien die Beschäftigungsquoten höher bei Ländern, für die die Bleibequoten nicht so gut aussähen, merkt Brücker an. Afghanistan oder Pakistan fielen darunter. "Wir haben dafür noch keine genaue Erklärung", sagt er. "Eine könnte sein, dass diese Menschen weniger an Integrationskursen teilnehmen und dadurch schneller in den Arbeitsmarkt gehen als zum Beispiel die Syrer." Doch die Aussicht auf einen positiven Bescheid des Asylbescheids erhöhe eine Anstellung nicht. "Wir beobachten, dass das überwiegend auf der Grundlage von politischen oder institutionellen Kriterien geschieht." Ob das klug sei, sei jedoch eine andere Frage.