Immer mehr Flüchtlinge in Zeitarbeit
Die Zahl der Leiharbeiter steigt, vor allem durch Flüchtlinge: Denn hier haben sie eine Chance, auch ohne perfekte Deutschkenntnisse einen Job zu ergattern. Gewerkschafter befürchten, dass die Betroffenen für immer in Niedriglohnjobs feststecken.
Neben dem Empfangstresen der Zeitarbeitsfirma Striewe wartet Martin Zielinski auf sein Gespräch mit den Jobvermittlern der Firma. Der gelernte Maurer kommt aus Stettin, seit fünf Monaten arbeitet er in einem Großlager vor den Toren der Stadt:
"Ich sortiere die Pakete in einem Lager für Autoteile, für Teile von Baumaschinen. Und ja, ich bin zufrieden mit meiner Arbeit."
Neben ihm steht sein älterer Bruder, übersetzt für ihn vom Polnischen ins Deutsche. Die Zeitarbeit, sagt Geschäftsführer Marc Striewe, sei ein guter Einstieg für Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus Osteuropa in den deutschen Arbeitsmarkt:
"Das lohnt sich für die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, geflüchtet oder aus welchen Gründen auch immer. Schon alleine deswegen, weil die Leute erstmal einen Anlaufpunkt haben müssen. Und das ist ja auch eine Hilfestellung, die wir geben. Wir geben denen ja nicht nur Arbeit, sondern kümmern uns ja dann noch darum, das die hier ein Konto aufmachen, dass sie eine Krankenversicherung haben und so weiter. Und ich denke, dass die Zeitarbeit dafür einfach besser ausgelegt ist als der Mittelstand."
Neben ihm steht sein älterer Bruder, übersetzt für ihn vom Polnischen ins Deutsche. Die Zeitarbeit, sagt Geschäftsführer Marc Striewe, sei ein guter Einstieg für Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus Osteuropa in den deutschen Arbeitsmarkt:
"Das lohnt sich für die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, geflüchtet oder aus welchen Gründen auch immer. Schon alleine deswegen, weil die Leute erstmal einen Anlaufpunkt haben müssen. Und das ist ja auch eine Hilfestellung, die wir geben. Wir geben denen ja nicht nur Arbeit, sondern kümmern uns ja dann noch darum, das die hier ein Konto aufmachen, dass sie eine Krankenversicherung haben und so weiter. Und ich denke, dass die Zeitarbeit dafür einfach besser ausgelegt ist als der Mittelstand."
Arbeit überwiegend im Helfer-Bereich
Striewes Firma vermittelt gewerbliches, kaufmännisches und medizinisches Personal. Und natürlich kämen für einen ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt vor allem die einfachen Berufe infrage, solche, bei denen die Sprache keine große Rolle spielt.
"Überwiegend im Helfer-Bereich. Das macht auch erstmal Sinn. Ich denke, man kann keinen, selbst wenn es ein Facharbeiter ist, erstmal in einen Facharbeiter-Position bringen, aufgrund der Sprachbarrieren, die es da gibt. Dazu müssen die Menschen bereit sein, sich erstmal der deutschen Sprache anzunehmen, Sprachkurse zu machen."
Um dann, so Striewe, auch eine anspruchsvollere Beschäftigung finden zu können. Eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kurz: IAB, bestätigt das: Der Anteil von ausländischen Arbeitnehmern ist in der Zeitarbeit-Branche ungleich höher als im Rest des Arbeitsmarkts.
"Überwiegend im Helfer-Bereich. Das macht auch erstmal Sinn. Ich denke, man kann keinen, selbst wenn es ein Facharbeiter ist, erstmal in einen Facharbeiter-Position bringen, aufgrund der Sprachbarrieren, die es da gibt. Dazu müssen die Menschen bereit sein, sich erstmal der deutschen Sprache anzunehmen, Sprachkurse zu machen."
Um dann, so Striewe, auch eine anspruchsvollere Beschäftigung finden zu können. Eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kurz: IAB, bestätigt das: Der Anteil von ausländischen Arbeitnehmern ist in der Zeitarbeit-Branche ungleich höher als im Rest des Arbeitsmarkts.
Die Zeitarbeit, so das IAB, könne für Geflüchtete ein Sprungbrett auf den Arbeitsmarkt sein: Während der zeitlich befristeten Anstellungen könnten sie Berufserfahrungen sammeln, die bei der Suche nach einem festen Job hilfreich sei.
"Ich habe Berufserfahrung, aber nur in meiner Heimat"
Wie wichtig diese Berufserfahrung ist, merkt auch der 30-jährige Farhad Zaffari. Vor drei Jahren kam er aus Kabul nach Deutschland, vor ihm auf dem Tisch, in einem Beratungszimmer der Zeitarbeitsfirma "Arbeit und mehr", liegen seine Bewerbungsunterlagen:
"Ich bin in Kontakt mit 'Arbeit und mehr' seit zwei Monaten. Und die haben bis jetzt an zwei Stellen meine Bewerbung geschickt und das hat nicht gut geklappt. Aber die versuchen, noch eine Stelle für mich zu finden."
Seinen Bachelor-Abschluss in "Business Administration" hat er in Afghanistan gemacht. Dieser Abschluss wurde zwar anerkannt. Das Problem liege aber woanders, erklärt Zaffari:
"Es ist ein bisschen schwer, ohne Berufserfahrung hier in Deutschland eine Arbeit zu kriegen. Ich habe Berufserfahrung. Aber nur in meiner Heimat. Und hier in Deutschland habe ich keine Berufserfahrung, sondern habe nur als Dolmetscher gearbeitet. Und sonst hatte ich keine feste Arbeit in Deutschland."
"Ich bin in Kontakt mit 'Arbeit und mehr' seit zwei Monaten. Und die haben bis jetzt an zwei Stellen meine Bewerbung geschickt und das hat nicht gut geklappt. Aber die versuchen, noch eine Stelle für mich zu finden."
Seinen Bachelor-Abschluss in "Business Administration" hat er in Afghanistan gemacht. Dieser Abschluss wurde zwar anerkannt. Das Problem liege aber woanders, erklärt Zaffari:
"Es ist ein bisschen schwer, ohne Berufserfahrung hier in Deutschland eine Arbeit zu kriegen. Ich habe Berufserfahrung. Aber nur in meiner Heimat. Und hier in Deutschland habe ich keine Berufserfahrung, sondern habe nur als Dolmetscher gearbeitet. Und sonst hatte ich keine feste Arbeit in Deutschland."
Das Beispiel von Farhad Zaffari zeige, so die Geschäftsführerin von "Arbeit und mehr", Jennifer-Liv Kulke, dass die Zeitarbeit nicht allen nach Deutschland geflüchteten Menschen einen schnellen Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten könne. Bislang hätten nur zwei bis drei Prozent der in Arbeit vermittelten Leiharbeiter einen Migrationshintergrund. Wie gut die Chancen seien, hänge immer vom Berufsfeld ab, in das die Menschen vermittelt werden sollen.
"Wir haben festgestellt, dass die Unternehmen sich sehr schwer damit tun, wenn die deutschen Sprachkenntnisse nicht einwandfrei sind. Da gibt es wirklich im kaufmännischen Bereich unheimlich viele Unternehmen, die das für sich als befremdlich oder als Hürde wahrnehmen. Wir sind sehr offen und aufgeschlossen dafür und gehen auch davon aus, dass das in den nächsten Jahren für die Unternehmen und uns eine viel größere Rolle spielen wird, weil der Arbeitsmarkt ist wie er ist. Und weil das sehr qualifizierte Menschen zum größten Teil sind."
"Wir haben festgestellt, dass die Unternehmen sich sehr schwer damit tun, wenn die deutschen Sprachkenntnisse nicht einwandfrei sind. Da gibt es wirklich im kaufmännischen Bereich unheimlich viele Unternehmen, die das für sich als befremdlich oder als Hürde wahrnehmen. Wir sind sehr offen und aufgeschlossen dafür und gehen auch davon aus, dass das in den nächsten Jahren für die Unternehmen und uns eine viel größere Rolle spielen wird, weil der Arbeitsmarkt ist wie er ist. Und weil das sehr qualifizierte Menschen zum größten Teil sind."
Ist Zeitarbeit wirklich ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt?
Kann Zeitarbeit Geflüchteten und Migranten helfen, dauerhaft Fuß zu fassen auf dem deutschen Arbeitsmarkt? Felix Hoffmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Hamburg ist skeptisch:
"Es kann ein Sprungbrett sein. Das ist zu begrüßen, wenn es so ist. Wir müssen uns aber auch angucken: Was für Qualifizierungsmöglichkeiten bekommen die Geflüchteten in den Unternehmen. Bekommen sie die Chancen, Sprache zu lernen? Bekommen sie Beratungsangebote, Hilfestellungen in den einzelnen Unternehmen? Oder geht es nur darum, dass sie eben eine bestimmte Tätigkeit mit geringer Qualifikation erledigen, die eben erledigt werden muss. Das wäre schlecht. Leiharbeit ist aus unserer Sicht nicht die nachhaltige und die beste Möglichkeit, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
Deshalb ist es aus Sicht von Hoffmann auch kein Grund zum Jubeln, dass die Zeitarbeit in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen hat. Rund eine Million Menschen sind dort inzwischen beschäftigt.
"Es kann ein Sprungbrett sein. Das ist zu begrüßen, wenn es so ist. Wir müssen uns aber auch angucken: Was für Qualifizierungsmöglichkeiten bekommen die Geflüchteten in den Unternehmen. Bekommen sie die Chancen, Sprache zu lernen? Bekommen sie Beratungsangebote, Hilfestellungen in den einzelnen Unternehmen? Oder geht es nur darum, dass sie eben eine bestimmte Tätigkeit mit geringer Qualifikation erledigen, die eben erledigt werden muss. Das wäre schlecht. Leiharbeit ist aus unserer Sicht nicht die nachhaltige und die beste Möglichkeit, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
Deshalb ist es aus Sicht von Hoffmann auch kein Grund zum Jubeln, dass die Zeitarbeit in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen hat. Rund eine Million Menschen sind dort inzwischen beschäftigt.