"Es sind häufig auch andere Migranten, die verdrängt werden"
Die Integration von Flüchtlingen ist eine Langzeitaufgabe, die weit über die Wahlkämpfe hinausreicht, mahnt der Migrationsforscher Stephan Sievert vom Institut für Bevölkerung und Entwicklung in Berlin. Er lobt die Rolle lokaler Initiativen.
Gerade im Niedriglohnsektor wird sich durch die Ankunft der Flüchtlinge der Wettbewerb verstärken, sagte der Migrationsforscher Stephan Sievert im Deutschlandradio Kultur. Er stellte die Ergebnisse einer neuen Studie des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung vor, die unter dem Titel "An die Arbeit. Wie lokale Initiativen zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt beitragen können" erschienen ist.
"Es sind häufig auch andere Migranten, die verdrängt werden", sagte Sievert. Da in diesem Sektor des Arbeitsmarktes ohnehin schon viele Migranten tätig seien, werde diese Gruppe zu den Flüchtlingen am stärksten in Konkurrenz stehen.
Mangelnde Sprachkenntnisse
Die Untersuchung habe gezeigt, dass mangelnde Sprachkenntnisse größte Problem seien. Alle lokalen Initiativen hätten das aus ihrer Arbeit bestätigt. Von den Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland kamen, hätten nur zwei Prozent etwas Deutsch gekonnt. Deshalb sollten Sprachkurse und Integration in den Arbeitsmarkt stärker verbunden werden.
Initiativen professionalisieren
Sievert betonte die Bedeutung der lokalen Initiativen für die Arbeit mit Flüchtlingen. "Die Bundesagentur für Arbeit wird die Herausforderungen alleine nicht managen können", sagte er. Das Problem der Behörden sei "diese Komm-Struktur". Viele Flüchtlingen müssten dagegen abgeholt und an die Hand genommen zu werden. "Einige von denen arbeiten ehrenamtlich, aber das ist langfristig natürlich auch keine Lösung." Die Kernmannschaft solcher Initiativen müsse professionalisiert werden.
Es sei ein Anliegen der Studie gewesen, zu zeigen, dass schnelle umfassende Erfolge bei der Arbeit mit Flüchtlingen unrealistisch seien, sagte Sievert. Es handele sich vielmehr um eine "Langzeitaufgabe", die einige Jahre über den Wahlkampf hinaus andauern werde. "Das wird uns einige Jahre begleiten."