Willkommenskultur an der Tischtennisplatte
Der Bundesligist Borussia Düsseldorf hat ein Sozialprojekt aufgelegt, bei dem junge Geflüchtete an Tischtennis herangeführt werden sollen. So soll ihnen geholfen werden in Deutschland anzukommen. Doch auch der Verein hat etwas davon.
Freitagnachmittag im Düsseldorfer Vorort Gerresheim. Ein Pkw mit dem rot-weißen Vereins-Logo von Borussia Düsseldorf rollt in einen tristen Innenhof. Der Wagen hält. Luca Scherello steigt aus und hebt ein paar Tischtennisplatten vom Autoanhänger herunter. Sofort ist der 18-Jährige von Kindern umringt:
"Wir sind gerade in der Heyestraße, das ist eine Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf, hier bin ich seit einigen Monaten und führe unser Integrationsprojekt 'Bunt geht’s rund' durch. Bin hier mit unserem mobilen Tischtennistisch und einigen kleinen Platten, um die Kinder zu bespaßen und den Tischtennissport näher zu bringen und hoffentlich auch einige Talente in unseren Verein zu bringen."
Luca Scherello leistet beim Bundesligisten Borussia Düsseldorf seinen Bundesfreiwilligendienst ab. Ruhig und einfühlsam erklärt er den Flüchtlingskindern, wie Tischtennis funktioniert. Das kommt an:
"In der Schule hatte ich ein Training mit dem Tischtennis, da war ich der vierte Platz." - "Ich heiße Madi, ich komme aus dem Irak, und bin hier seit einem Jahr in Deutschland. Habe in einem Camp gespielt, mein Hobby ist Fußballspielen, ich auch kann das spielen, auch das ist gut." - "Erst war schwer, habe mit einem Mann gelernt, und jetzt bin besser geworden und kann gut spielen Tischtennis."
Die Kinder spielerisch heranführen
Madina kommt aus Tschetschenien, Madi aus dem Irak, der erst achtjährige Ali aus Syrien. Die drei sind allein reisende Flüchtlinge und froh über jede Abwechslung vom Heimalltag. Die meisten von ihnen kennen aus ihrer Heimat zwar Fußball, doch Tischtennis so gut wie gar nicht, betont Wolfgang Rolshoven, Präsident beim Heimatverein Düsseldorfer Jonge, dem Kooperationspartner von Borussia Düsseldorf:
"Dieses Projekt haben wir extra aufgelegt, weil seit einem Jahr die Willkommenskultur in Deutschland etwas rückläufig gewesen ist. Wir wollten damit ein Zeichen setzen, dass wir uns aber davon nicht beirren lassen, sondern dieses Projekt weiterführen für Kinder ohne Begleitung für den Tischtennisbereich. Der Fußballbereich läuft seit einem Jahr sehr erfolgreich."
Die meisten Kinder sind aber auch für Tischtennis zu begeistern:
"Das ist ja bei Kindern das Schöne, die lernen das spielerisch, die sehen die Tischtennisplatte, den kleinen Ball und den Schläger und wollen anfangen zu spielen. Wir haben hauptamtliche Trainer dabei, die die Kinder unterrichten, die sollen ja nicht nur Tischtennis spielen, sondern sich auch damit befassen, Fairplay zu haben, sich mit ihrem Umfeld sozial zu integrieren, zu wissen, was Disziplin heißt, was Pünktlichkeit heißt."
Die Frage, warum sich ein Tischtennis-Bundesligist für Sozialprojekte engagiert, beantwortet Borussia-Manager Andreas Preuss:
"Wir haben die verdammte Aufgabe, etwas zurückzugeben in die Gesellschaft und einen Beitrag zu leisten. Das steht, glaube ich, ganz oben drüber. Natürlich ist es auch interessengeleitet, dass wir sagen, wir haben Partner gewonnen, die es gut finden, dass wir uns sozial engagieren, die Bürgerstiftung in Düsseldorf, die groß ist und das unterstützt. Natürlich laden wir unser Image auf und stellen uns als Verein breiter auf, holen auch neue Mitglieder in unseren Verein und machen unseren Verein bunter."
Viel Geduld ist nötig
Das Sozialprojekt ist auf gut zwei Jahre angelegt. Damit es funktioniert, sind acht ehrenamtliche Mitarbeiter nötig - und auch viel Geduld, meint Luca Scherello:
"Da ist es oft manchmal was schwierig mit der Aufmerksamkeit, die sind oft laut. Sie sind auch nicht motiviert, ne ganze Stunde zu spielen, ich versuche aber sie über Spaß die über abwechslungsreiche Spiele quasi bei der Stange zu halten."
Diese Erfahrung machen die Ehrenamtlichen auch andernorts, schließlich rollt die mobile Tischtennisplatte der Borussen auch vor so manche Behindertenwerkstatt oder vor ein Düsseldorfer Seniorenheim. Was am Ende für die Initiatoren zählt, ist mehr, als sich in einem Satz sagen lässt:
"Auch im Altersheim haben wir ganz irre Erlebnisse: Man sagt den Kindern nach, sie lachen 80 Mal am Tag, die Erwachsene zehnmal und die Alten gar nicht mehr. Und das war dort auch so bei den Demenzkranken. Und irgendwann haben wir ein Gemeinschaftsspiel mit Luftballons gemacht und haben alle zusammen anderthalb Stunden Tränen gelacht. Wir waren in der Kinderkrebsklinik und haben mit Kindern gespielt, die zwei Wochen später nicht mehr da waren, das waren auch traurige Erlebnisse in all der Zeit."
Gespräch mit Michael Geiger, Präsident des Deutschen Tischtennisbundes:
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Ob Hobbygruppe oder Verein - Senioren haben Spaß am Tischtennis
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