"Ungeimpfte gefährden ihre Mitmenschen"
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Mit Sorge blickt der Dresdener Klinikdirektor Jürgen Weitz auf die Entwicklung in den Krankenhäusern. Der Personalmangel sei ein großes Problem. Er finde es unerträglich, dass OPs aufgeschoben werden müssen, weil Impfangebote nicht genutzt werden.
Weil die Zahl der Coronapatienten in den Krankenhäusern ansteigt, müssen bereits Operationen verschoben werden. Viele Ärzte und Pfleger stürzt das in ein moralisches Dilemma, wenn die Patienten sich nicht gegen Corona haben impfen lassen.
"Diese Frage hat zwei Ebenen", sagt dazu Jürgen Weitz, Direktor des Dresdener Universitätsklinikums an der TU. Ein Covid-19-Patient werde mit genauso viel Empathie und Einsatz behandelt, egal ob er geimpft oder ungeimpft sei. Allerdings sei es für ihn als Chirurg geradezu "unerträglich", dass einigen Patienten nicht geholfen werden könne, weil andere Menschen das Impfangebot nicht wahrgenommen hätten.
Ungeimpfte sind besonders gefährdet
"Wir haben eine Pandemie, wir haben stark steigende Infektionszahlen", sagt Weitz. Das Risiko für Ungeimpfte sei weitaus höher. "Sie gefährden nicht nur sich selber, sie gefährden auch ihre Mitmenschen und sie sorgen dafür, dass die Kapazität im Krankenhaus geringer wird."
Es gebe eine wirksame und sichere Impfung. "Von meiner Warte aus, kann ich nicht verstehen, dass man keine Impfpflicht einführt, mindestens für die Mitarbeiter hier im Gesundheitswesen."
Personalmangel als Problem
Über das Fehlen von 5000 Intensivbetten bundesweit wegen Personalmangels, die es im vergangenen Jahr noch gegeben hat, sagt der Klinikdirektor: "Wir haben nicht nur einen Pflegemangel, sondern auch einen tatsächlichen Mangel an Ärztinnen und Ärzten." Intensivbetten, normale Stationsbetten und OP-Säle seien wegen dieses Personalmangels geschlossen worden.
Während sich viele beruflich umorientierten, gebe es aber unverändert auch Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern, die mit viel Einsatz und Engagement arbeiteten. "Das ist wirklich fantastisch, wir erleben beides."
Der Spielraum wird kleiner
Im Moment sei etwa die Hälfte der Intensivbetten mit Coronapatienten belegt, sodass es noch Spielraum gebe, so der Arzt. Das sehe in ganz Sachsen bereits anders aus, da seien es rund 80 Prozent. "Kritisch ist, wenn man tatsächlich Krebsoperationen, Unfälle und andere internistische Notfälle nicht mehr behandeln könnte." Soweit sei es noch nicht. "Aber wir bewegen uns langsam in diese Richtung." Notfallpatienten könnten bisher weiterhin versorgt werden.
Aber im Regelbetrieb komme es bereits zu Einschränkungen, sagt Weitz. "Natürlich verschieben wir schon gewisse Operationen, auch von kranken Patienten." Bei Krebspatienten müsse man sehr genau überlegen, bei welchen man einige Tage warten könne oder nicht. Deshalb werde jeder Einzelfall genau geprüft.