Interkultureller Austausch ganz praktisch
Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule und der Kindergarten St. Jakobi in Peine haben beide einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Dementsprechend kommt es bei den Themen Werte und Religionen zu unterschiedlichen Ansichten der Pädagogen, Eltern und Kinder. Mit großer Gesprächsbereitschaft und Interesse an der Kultur des anderen haben sich an der Schule und im Kindergarten zwei gut funktionierende Modelle entwickelt.
Große Pause in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule in Peine. 250 Kinder aus zwölf Nationen gehen in die Grundschule, jedes zweite Kind hat seine Wurzeln nicht in der niedersächsischen Industriestadt. Arin Schamo, Anna Pfeiffer und Andre Plate sind in der vierten Klasse.
"Ich finde das schön und ziemlich ungewöhnlich. Wir sind in Deutschland und so wenig Deutsche, aber wenn man so viele Kinder um sich herum hat, die so viele Sprachen sprechen, kann man auch etwas davon lernen. Ich gehe gerne in die Schule, die Fächer Englisch, Sach und Sport mag ich am meisten. Ich freue mich immer auf Herrn Kimmlinger, weil der so nett ist."
"Die Pause ist zu Ende, ich möchte bitte, dass ihr einmal das Sprachbuch herausholt."
Lars Kimmlinger unterrichtet Deutsch in der 4B. 25 Kinder sind in seiner Klasse, die meisten von ihnen kommen ursprünglich aus der Türkei, aus dem Libanon oder aus Russland. Der engagierte Lehrer will den Kindern mehr beibringen als nur lesen, schreiben und rechnen.
"Es gibt viele verschiedene Menschen, viele verschiedene Kulturen, dass die alle gemeinsam gut miteinander auskommen können. Und ich denke, dass leben wir hier auch vor ein bisschen in der Schule."
Interkulturelles Lernen - ein großes Wort. Für Lehrer wie Lars Kimmlinger ganz normaler Schulalltag. Wie geht man zum Beispiel damit um, wenn eine arabische Mutter Angst hat, ihre Tochter mit auf Klassenfahrt gehen zu lassen?
"Sie sagte, sie dürfte schon mitfahren, aber dann möchte ich gerne mitkommen, möchte wissen, was da passiert. Und dann holen wir sie mit rein ins Boot und nehmen sie mit, dann kann sie sich das angucken, dass es vielleicht was ganz anderes ist, als die Vorstellung, die da in ihrem Kopf entsteht."
Nicht nur auf die Kinder, auch auf die Eltern zugehen - darauf kommt es an. Doch das ist oft kaum zu bewältigen. Die Klassen sind zu groß und an der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule sind nicht nur viele Kinder mit Migrationshintergrund, viele stammen auch aus sozial schwachen Familien.
"Uns macht nicht der ägyptische Vater, der Ägyptologe ist Sorgen. Denn der wird sich um die Bildung seiner Kinder kümmern. Uns macht eigentlich das Stichwort Bildungsferne Sorgen. Es sind diejenigen, egal, ob sie deutsche Wurzeln oder ausländische Wurzeln haben, denen es nicht so wichtig ist, was aus den Kindern wird."
Schulleiterin Martina Grete-Wulfes weiß aus langjähriger Erfahrung: Unter diesen Voraussetzungen den Bildungsauftrag zu erfüllen, kostet mehr Zeit und Kraft als etwa in einer Schule auf dem Land. Allein schon wegen der Sprachprobleme. Viele Kinder sprechen nach der Schule nicht deutsch, sondern eben türkisch, russisch - je nachdem. Die Lehrer müssen sich intensiv mit den unterschiedlichen Kulturen und Religionen auseinandersetzen und, ganz wichtig: auch die Familien besuchen.
"Ich muss Erklärungen dafür finden, warum zu einem x-ten Male eine Schülerin ihre Hausaufgaben nicht macht. Vielleicht liegt es daran, dass sie zuhause gar keinen Platz hat. Ich muss mich kümmern, um über unser Netzwerk Hausaufgabenhilfe zu bekommen. Ich muss nachvollziehen können, besucht sie das regelmäßig. Das heißt, ich muss auch mit unseren Partnern kommunizieren."
Und zwar mit Partnern aus dem Netzwerk "Runder Tisch für Kinder der Peiner Südstadt". Die Schule gründete es vor zehn Jahren, um die Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden, Ämtern, sozialen Einrichtungen und Vereinen zu stärken. Nur ein Beispiel für die erfolgreiche Integrationsarbeit. Es ist den Lehrern wichtig, neben Sprach- und Leseförderung, vor allem das soziale Umfeld mit einzubeziehen. Deshalb arbeiten auch ein Sozialpädagoge an der Schule, herkunftssprachliche Lehrer und - zumindest zeitweilig - Kulturdolmetscher.
"Eine Kulturdolmetscherin ist wie eine Brücke zwischen Ausländer und Einheimische."
Die Iranerin Nahid Talebi weiß, was es heißt, als Migrantin, Mutter von zwei Kindern und vor allem als Muslima in Deutschland zu leben. Sie möchte, dass Christen Moslems und Moslems Christen respektieren. Und das ist auch schon bei Kindern nicht immer ganz einfach. In der Weihnachtszeit ließ sie in einer Klasse Engel basteln. Für einige muslimische Kinder ein Problem.
"Es gibt auch schon ein oder andere Muslime, die behaupten, unsere Eltern erlauben uns nicht. Und dann sage ich ganz deutlich, ich bin auch Muslim, wir glauben auch an Engel. Außerdem müsst ihr auch lernen, wir leben in Deutschland, darum sollten wir auch in dieser Sache anzupassen. Und das hat auch mit dem Glauben nichts zu tun."
Seit fünf Jahren arbeitet Nahid Talebi im Auftrag der Caritas als Kulturdolmetscherin. Immer wieder hat sie die Erfahrung gemacht: Gute Deutsch-Kenntnisse sind das A und O. Auch bei den Eltern.
"Nur wegen Sprache haben sie Hemmungen, an Elternabend teilzunehmen. Aber das ist ganz wichtig, damit diese Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus stattfindet. Sonst hat man überhaupt keine Ahnung, was läuft an der Schule."
Ortswechsel . Evangelischer Kindergarten St. Jakobi in Peine. Sylvia Grützner übt mit Fatma, Batun, Jakob und Roschda Deutsch. Sprachförderung auf spielerische Art.
Schon im Kindergarten wird viel Wert darauf gelegt, die deutsche Sprache zu lernen. Denn die Situation ist ähnlich wie in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule: Etwa die Hälfte der Kinder sind nicht-deutscher Abstammung, die Gruppen sind zu groß, die Erzieher oft zu stark gefordert. Hinzukommt: Der Kindergarten der Jakobigemeinde ist evangelisch, er hat den Auftrag, den christlichen Glauben zu vermitteln. Den Erzieherinnen und auch Pastor Frank Niemann ist bewusst, dass das eine pädagogische Gradwanderung ist - denn viele Kinder sind Moslems.
"Gott danken, können die muslimischen Kinder auch mitsprechen. Schwieriger wird es dann, wenn Jesus ins Spiel kommt oder wenn im Gottesdienst Jesus Christus ins Spiel kommt. Da ist dann bei den Muslimen auch ein Abstand zu merken, bei den Erwachsenen. Aber für die Kinder sind das ja auch spannende biblische Geschichten."
Die meisten muslimischen Eltern haben sich ganz bewusst für einen christlichen Kindergarten entschieden. Cihan Aslan etwa und Osman Benzer:
"Denn meine Tochter wird ja mit denen aufwachsen, zur Schule gehen. Sie soll das auch lernen. Ich lebe sozusagen zwei Glauben aus. Ich bin Muslimin, jedoch lebe ich auch ein bisschen christlich aus, indem ich für meine Tochter halt Weihnachten feiere - wir leben ja hier. Geranua weiß inzwischen über Jesus mehr Bescheid als über Mohammed. Unsere Aufgabe ist es, ihr zuhause das beizubringen. Aber dass sie beide Glauben kennenlernt, ist sehr sehr wichtig."
Der 47-jährige Besitzer eines Reisebüros erlebt die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben vor allem als kulturelle Bereicherung - nicht nur für seine Tochter.
"Dass wir neulich in der Kirche waren, für sie ist das natürlich dieses Königshaus, sie findet das toll. Warum wir da nicht hingehen, und da musste ich ihr natürlich diesen Unterschied erklären, warum wir woanders beten gehen, aber im Endeffekt, dass wir immer denselben Gott ansprechen."
Moslems und Christen in einem evangelischen Kindergarten zusammen - geht das? Ja, aber nicht ohne Konflikte. Als die christlichen Eltern Angst hatten, das christliche Profil könnte verloren gehen, sind die Erzieher in die Offensive gegangen - zusammen mit Pastor Niemann und zwei Kulturdolmetschern. Sie luden zu einem sogenannten Eltern-Werte-Abend ein, um sich mit den - teilweise - unterschiedlichen Erwartungen an einen christlichen Kindergarten auseinanderzusetzen. Das war der Durchbruch. Der Umgang miteinander ist offener geworden. .
"Die Werte-Elternabende sind sehr gut, so kann man sich besser kennenlernen, verstehen. Sie haben die Bibel, wir den Koran. Wir glauben an Gott, unser heißt Allah, auf Deutsch natürlich anders. Wir konnten einfach so ein bisschen ins Gespräch kommen und teilhaben an der anderen Religion und haben hoffentlich auch unsere Religion ein bisschen geöffnet - dass man das genauso locker sieht, wie die Kinder das locker sehen."
Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule und der St. Jakobi Kindergarten in Peine - auch zwei Modelle für erfolgreichen interkulturellen und interreligiösen Dialog? Sicher - beide Einrichtungen haben mit vielen Problemen zu kämpfen - mit zu großen Klassen und Gruppen, zu wenig Lehrern und Erziehern und mit zu wenig Geld. Und trotzdem: Mit viel Engagement und neuen Wegen machen sie sich stark für Integration. Und die fängt bei den Kindern UND bei den Eltern an - davon sind auch Pastor Frank Niemann und Nahid Talebi überzeugt.
"Ganz wichtig ist, die Eltern mit Migrationshintergrund direkt anzusprechen und direkt einzuladen, weil sie das in ihrem Kulturkreis so gewohnt sind. Ein Umfeld schaffen, das Austausch möglich macht und dann auch über die unterschiedlichen Werte ins Gespräch kommen."
"Meine Pflicht als Kulturdolmetscherin - will weiterversuchen, Muslime aufmerksam machen, dass es wirklich nicht so große Unterschied ist zwischen Christen und Islam. Hauptsache, sollten wir auch schon die Menschen auf gleicher Augenhöhe betrachten - das ist ganz wichtig."
"Ich finde das schön und ziemlich ungewöhnlich. Wir sind in Deutschland und so wenig Deutsche, aber wenn man so viele Kinder um sich herum hat, die so viele Sprachen sprechen, kann man auch etwas davon lernen. Ich gehe gerne in die Schule, die Fächer Englisch, Sach und Sport mag ich am meisten. Ich freue mich immer auf Herrn Kimmlinger, weil der so nett ist."
"Die Pause ist zu Ende, ich möchte bitte, dass ihr einmal das Sprachbuch herausholt."
Lars Kimmlinger unterrichtet Deutsch in der 4B. 25 Kinder sind in seiner Klasse, die meisten von ihnen kommen ursprünglich aus der Türkei, aus dem Libanon oder aus Russland. Der engagierte Lehrer will den Kindern mehr beibringen als nur lesen, schreiben und rechnen.
"Es gibt viele verschiedene Menschen, viele verschiedene Kulturen, dass die alle gemeinsam gut miteinander auskommen können. Und ich denke, dass leben wir hier auch vor ein bisschen in der Schule."
Interkulturelles Lernen - ein großes Wort. Für Lehrer wie Lars Kimmlinger ganz normaler Schulalltag. Wie geht man zum Beispiel damit um, wenn eine arabische Mutter Angst hat, ihre Tochter mit auf Klassenfahrt gehen zu lassen?
"Sie sagte, sie dürfte schon mitfahren, aber dann möchte ich gerne mitkommen, möchte wissen, was da passiert. Und dann holen wir sie mit rein ins Boot und nehmen sie mit, dann kann sie sich das angucken, dass es vielleicht was ganz anderes ist, als die Vorstellung, die da in ihrem Kopf entsteht."
Nicht nur auf die Kinder, auch auf die Eltern zugehen - darauf kommt es an. Doch das ist oft kaum zu bewältigen. Die Klassen sind zu groß und an der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule sind nicht nur viele Kinder mit Migrationshintergrund, viele stammen auch aus sozial schwachen Familien.
"Uns macht nicht der ägyptische Vater, der Ägyptologe ist Sorgen. Denn der wird sich um die Bildung seiner Kinder kümmern. Uns macht eigentlich das Stichwort Bildungsferne Sorgen. Es sind diejenigen, egal, ob sie deutsche Wurzeln oder ausländische Wurzeln haben, denen es nicht so wichtig ist, was aus den Kindern wird."
Schulleiterin Martina Grete-Wulfes weiß aus langjähriger Erfahrung: Unter diesen Voraussetzungen den Bildungsauftrag zu erfüllen, kostet mehr Zeit und Kraft als etwa in einer Schule auf dem Land. Allein schon wegen der Sprachprobleme. Viele Kinder sprechen nach der Schule nicht deutsch, sondern eben türkisch, russisch - je nachdem. Die Lehrer müssen sich intensiv mit den unterschiedlichen Kulturen und Religionen auseinandersetzen und, ganz wichtig: auch die Familien besuchen.
"Ich muss Erklärungen dafür finden, warum zu einem x-ten Male eine Schülerin ihre Hausaufgaben nicht macht. Vielleicht liegt es daran, dass sie zuhause gar keinen Platz hat. Ich muss mich kümmern, um über unser Netzwerk Hausaufgabenhilfe zu bekommen. Ich muss nachvollziehen können, besucht sie das regelmäßig. Das heißt, ich muss auch mit unseren Partnern kommunizieren."
Und zwar mit Partnern aus dem Netzwerk "Runder Tisch für Kinder der Peiner Südstadt". Die Schule gründete es vor zehn Jahren, um die Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden, Ämtern, sozialen Einrichtungen und Vereinen zu stärken. Nur ein Beispiel für die erfolgreiche Integrationsarbeit. Es ist den Lehrern wichtig, neben Sprach- und Leseförderung, vor allem das soziale Umfeld mit einzubeziehen. Deshalb arbeiten auch ein Sozialpädagoge an der Schule, herkunftssprachliche Lehrer und - zumindest zeitweilig - Kulturdolmetscher.
"Eine Kulturdolmetscherin ist wie eine Brücke zwischen Ausländer und Einheimische."
Die Iranerin Nahid Talebi weiß, was es heißt, als Migrantin, Mutter von zwei Kindern und vor allem als Muslima in Deutschland zu leben. Sie möchte, dass Christen Moslems und Moslems Christen respektieren. Und das ist auch schon bei Kindern nicht immer ganz einfach. In der Weihnachtszeit ließ sie in einer Klasse Engel basteln. Für einige muslimische Kinder ein Problem.
"Es gibt auch schon ein oder andere Muslime, die behaupten, unsere Eltern erlauben uns nicht. Und dann sage ich ganz deutlich, ich bin auch Muslim, wir glauben auch an Engel. Außerdem müsst ihr auch lernen, wir leben in Deutschland, darum sollten wir auch in dieser Sache anzupassen. Und das hat auch mit dem Glauben nichts zu tun."
Seit fünf Jahren arbeitet Nahid Talebi im Auftrag der Caritas als Kulturdolmetscherin. Immer wieder hat sie die Erfahrung gemacht: Gute Deutsch-Kenntnisse sind das A und O. Auch bei den Eltern.
"Nur wegen Sprache haben sie Hemmungen, an Elternabend teilzunehmen. Aber das ist ganz wichtig, damit diese Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus stattfindet. Sonst hat man überhaupt keine Ahnung, was läuft an der Schule."
Ortswechsel . Evangelischer Kindergarten St. Jakobi in Peine. Sylvia Grützner übt mit Fatma, Batun, Jakob und Roschda Deutsch. Sprachförderung auf spielerische Art.
Schon im Kindergarten wird viel Wert darauf gelegt, die deutsche Sprache zu lernen. Denn die Situation ist ähnlich wie in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule: Etwa die Hälfte der Kinder sind nicht-deutscher Abstammung, die Gruppen sind zu groß, die Erzieher oft zu stark gefordert. Hinzukommt: Der Kindergarten der Jakobigemeinde ist evangelisch, er hat den Auftrag, den christlichen Glauben zu vermitteln. Den Erzieherinnen und auch Pastor Frank Niemann ist bewusst, dass das eine pädagogische Gradwanderung ist - denn viele Kinder sind Moslems.
"Gott danken, können die muslimischen Kinder auch mitsprechen. Schwieriger wird es dann, wenn Jesus ins Spiel kommt oder wenn im Gottesdienst Jesus Christus ins Spiel kommt. Da ist dann bei den Muslimen auch ein Abstand zu merken, bei den Erwachsenen. Aber für die Kinder sind das ja auch spannende biblische Geschichten."
Die meisten muslimischen Eltern haben sich ganz bewusst für einen christlichen Kindergarten entschieden. Cihan Aslan etwa und Osman Benzer:
"Denn meine Tochter wird ja mit denen aufwachsen, zur Schule gehen. Sie soll das auch lernen. Ich lebe sozusagen zwei Glauben aus. Ich bin Muslimin, jedoch lebe ich auch ein bisschen christlich aus, indem ich für meine Tochter halt Weihnachten feiere - wir leben ja hier. Geranua weiß inzwischen über Jesus mehr Bescheid als über Mohammed. Unsere Aufgabe ist es, ihr zuhause das beizubringen. Aber dass sie beide Glauben kennenlernt, ist sehr sehr wichtig."
Der 47-jährige Besitzer eines Reisebüros erlebt die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben vor allem als kulturelle Bereicherung - nicht nur für seine Tochter.
"Dass wir neulich in der Kirche waren, für sie ist das natürlich dieses Königshaus, sie findet das toll. Warum wir da nicht hingehen, und da musste ich ihr natürlich diesen Unterschied erklären, warum wir woanders beten gehen, aber im Endeffekt, dass wir immer denselben Gott ansprechen."
Moslems und Christen in einem evangelischen Kindergarten zusammen - geht das? Ja, aber nicht ohne Konflikte. Als die christlichen Eltern Angst hatten, das christliche Profil könnte verloren gehen, sind die Erzieher in die Offensive gegangen - zusammen mit Pastor Niemann und zwei Kulturdolmetschern. Sie luden zu einem sogenannten Eltern-Werte-Abend ein, um sich mit den - teilweise - unterschiedlichen Erwartungen an einen christlichen Kindergarten auseinanderzusetzen. Das war der Durchbruch. Der Umgang miteinander ist offener geworden. .
"Die Werte-Elternabende sind sehr gut, so kann man sich besser kennenlernen, verstehen. Sie haben die Bibel, wir den Koran. Wir glauben an Gott, unser heißt Allah, auf Deutsch natürlich anders. Wir konnten einfach so ein bisschen ins Gespräch kommen und teilhaben an der anderen Religion und haben hoffentlich auch unsere Religion ein bisschen geöffnet - dass man das genauso locker sieht, wie die Kinder das locker sehen."
Die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule und der St. Jakobi Kindergarten in Peine - auch zwei Modelle für erfolgreichen interkulturellen und interreligiösen Dialog? Sicher - beide Einrichtungen haben mit vielen Problemen zu kämpfen - mit zu großen Klassen und Gruppen, zu wenig Lehrern und Erziehern und mit zu wenig Geld. Und trotzdem: Mit viel Engagement und neuen Wegen machen sie sich stark für Integration. Und die fängt bei den Kindern UND bei den Eltern an - davon sind auch Pastor Frank Niemann und Nahid Talebi überzeugt.
"Ganz wichtig ist, die Eltern mit Migrationshintergrund direkt anzusprechen und direkt einzuladen, weil sie das in ihrem Kulturkreis so gewohnt sind. Ein Umfeld schaffen, das Austausch möglich macht und dann auch über die unterschiedlichen Werte ins Gespräch kommen."
"Meine Pflicht als Kulturdolmetscherin - will weiterversuchen, Muslime aufmerksam machen, dass es wirklich nicht so große Unterschied ist zwischen Christen und Islam. Hauptsache, sollten wir auch schon die Menschen auf gleicher Augenhöhe betrachten - das ist ganz wichtig."