Johannette Zomer, Sopran - Tochter Zion
Ana Maria Labin, Sopran - Maria, Gläubige Seele, Johannes
Rupert Charlesworth, Tenor - Petrus, Gläubige Seele
Sebastian Kohlhepp, Tenor - Evangelist
Tobias Berndt, Bariton - Jesus, Gläubige Seele
David Erler, Countertenor - Jakobus, Judas, Gläubige Seele, Kriegsknecht
Gesine Grube, Alt - 1. Magd
Gabriele-Betty Klein, Mezzosopran - 2. Magd
Dorothee Risse-Fries, Sopran - 3. Magd
Fabian Kuhnen, Bass - Pilatus
Dávid Csizmár, Bariton - Caiphas
Andreas Pruys, Bass - Hauptmann
NDR Chor
FestspielOrchester Göttingen
Leitung und Cembalo: Laurence Cummings
Monumental, aber still
Händels Brockes-Passion ist zum einfühlenden Mit-Leiden gedacht, und dafür gibt es bei insgesamt 106 Abschnitten – mehr noch als in den entsprechenden Werken Bachs – ja auch genügend Gelegenheit: ein Abend zur stillen Besinnung.
Aber geht das überhaupt: eine Passionsmusik am eigentlich fröhlichen Himmelfahrtstag? – Die Göttinger haben die Frage kühn und energisch mit "Ja" beantwortet, und theologisch sind sie damit natürlich allemal auf der richtigen Seite, denn die christliche Heilserzählung ist nur als Einheit begreifbar, wo in Leiden und Tod Jesu schon die zukünftige Erlösung, in seiner Auferstehung und Himmelfahrt aber umgekehrt auch immer die Lasten des Durchlittenen eingeschrieben bleiben.
Außerdem entfernt sich die Textgestaltung von Barthold Heinrich Brockes, der auch alle Evangelientexte dichterisch umformte, ohnehin aus dem engeren liturgischen Zusammenhang. Seine Worte und Händels Vertonung ergeben eher eine geistliche Oper, bei der die Monumentalität der äußeren Dimensionen allerdings im Kontrast zur lyrisch-meditativen, eher stillen und auf betrachtende Einfühlung gerichteten Grundtönung des Werkes steht – ganz im Sinne des damaligen Pietismus, für den nicht die geistlichen Rituale, sondern Verinnerlichung und die persönliche Zwiesprache des Gläubigen mit seinem Gott im Mittelpunkt stehen. So will auch die Göttinger Aufführung – von Laurence Cummings natürlich zur "Chefsache" gemacht und sängerisch mit einer guten Mischung von Routiniers und jüngeren Stimmen besetzt – nach einem hoffentlich fröhlich verlaufenen Tag wieder dahin zurückführen, dass es manchmal auch Verweilen und Nachdenken, jedenfalls aber auch in der größten Freude Mitempfinden und Empathie braucht.
Internationale Händel-Festspiele Göttingen
Live aus der Stadthalle
Live aus der Stadthalle
Georg Friedrich Händel
"Brockes-Passion" für Soli, Chor und Orchester HWV 48
"Brockes-Passion" für Soli, Chor und Orchester HWV 48