Wo man nicht lächeln sollte
Wer lächelt, wirkt nett und sympathisch. Aber nicht überall, denn in bestimmten Kulturkreisen gilt Lächeln eher als Zeichen für Dummheit, wie eine Gruppe polnischer Wissenschaftler in einer internationalen Vergleichsstudie festgestellt hat.
Kann Lächeln Ausdruck von Intelligenz sein? Die Antwort lautet: Das kommt auf den Kulturkreis an.
"Am Anfang unseres Projektes verglichen wir Deutschland mit Polen. Unsere Annahme lautete: Je größer die gesellschaftliche Unsicherheit, umso häufiger erscheinen lächelnde Menschen einem als dumm. Wir konnten diese Hypothese allerdings so nicht bestätigen. Um verlässliche Ergebnisse zu erhalten, erweiterten wir also den zu untersuchenden Kulturkreis."
Fünf Jahre lang haben sich der Warschauer Psychologe Kuba Krys und sein internationales Team mit dem Phänomen des Lächelns beschäftigt. Mehreren Tausend Menschen in 44 unterschiedlichen Kulturkreisen wurden dabei immer wieder dieselben Fotografien von Männern und Frauen vorgelegt. Mal lächelnd, mal ernst.
Die Frage lautete: Erschienen ihnen die einzelnen Personen intelligent oder dumm? Und wie wirken die gezeigten Gesichter auf sie: Ehrlich oder unaufrichtig?
Keine geografischen Muster
"Gesichter ohne ein Lächeln werden in Deutschland etwa als Zeichen für Arroganz und mangelnde Intelligenz wahrgenommen. In Russland ist es zum Beispiel nicht so. Dort verzichtet man aufs Lächeln, wenn einer als gebildet erscheinen will."
Kurzum: In unterschiedlichen Kulturen wird derselbe Gesichtsausdruck unterschiedlich interpretiert. Wer hier Zusammenhänge zwischen reichen und armen Staaten vermutet, irrt allerdings. Auch geografische Muster lassen sich nicht erkennen.
In Frankreich und im Iran wird das Lächeln im Gegensatz zu Deutschland gleichermaßen als Ausdruck für Dummheit empfunden. In der Schweiz und in China wirken lächelnde Menschen dagegen als intelligent. Warum? Die Forscher gehen davon aus, dass in Kulturkreisen, in denen die Menschen ihre Zukunft schlecht einschätzen können, lachende Personen ihre Unsicherheit verbergen möchten. Was oft eben mit Dummheit in Verbindung gebracht wird.
Und noch etwas fanden die Wissenschaftler in diesem Zusammenhang heraus:
"In unseren Untersuchungen zeigen wir, dass das Korruptionsniveau im jeweiligen Staat die Wahrnehmung über die vermutete Aufrichtigkeit der lächelnden Personen entsprechend beeinflusst."
Korruption scheint eine Rolle zu spielen
Im Klartext: Je mehr Korruption in einem Land, umso unehrlicher erscheinen einem lächelnde Menschen. Die Vermutung dahinter: Wer lächelt, führt etwas Böses im Schilde. Was sich natürlich nicht verallgemeinern lasse, betont der polnische Wissenschaftler. Seine Empfehlung daher:
"Wenn Sie sich mit Personen aus anderen Kulturkreisen verständigen wollen, dann sollten sie möglichst viel über unterschiedliche Kulturen in Erfahrung bringen. Denn um effektiv auf internationaler Ebene agieren zu können, dann müssen wir mehr übereinander wissen."
Wie Lächeln wirkt, haben Krys und sein Team gezeigt. Demnächst wollen sich die Psychologen dem Begriff Glück widmen. Denn auch da, sagt der polnische Wissenschaftler, herrsche großer Interpretationsbedarf.