Was heißt Corona für die Zusammenarbeit über Grenzen?
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In Berlin haben Theatermacher diskutiert, was Corona für Gastspiele, Festivals und internationale Zusammenarbeit bedeutet. Während in Europa manchem die Umweltkosten der vielen Reisen zu hoch erscheinen, ist das Thema für andere eine Luxusdiskussion.
Zum zweiten Mal in Folge muss das Berliner Theatertreffen in diesem Jahr digital stattfinden. Neben den zehn herausragendsten Aufführungen des vergangenen Jahres bietet es Diskussionsveranstaltungen, in denen der Zustand des Gegenwartstheaters besprochen werden soll. In Kooperation mit dem Performing Arts Festival Berlin fand nun ein Gespräch zu Möglichkeiten internationaler Kooperation unter Pandemiebedingungen statt.
Theaterschaffende in anderen Ländern leiden mehr
Moderiert hat Margarita Tsomou (Kuratorin für Theorie und Diskurs am HAU Berlin), Stefan Schmidtke (Programmdirektor des Festivals Theater der Welt) und Nada Abdelwahab (Theater- und Kulturmanagerin aus Kairo).
Theaterkritiker André Mumot berichtet, es habe offenbar – neben den starken Belastungen durch die Pandemie – auch positive Entwicklungen in der Theaterwelt gegeben."Stefan Schmidtke hat immer wieder gesagt, er hatte noch nie so intensiven Kontakt mit Kollegen und Kolleginnen in der ganzen Welt."
Dabei habe er auch sehr viel darüber gelernt, wie in anderen Ländern Finanzierung funktioniere oder eben auch nicht funktioniere und wie privilegiert im Vergleich zumindest Teile der Theaterlandschaft in Deutschland seien: Während hier die Festivals über diese Pause hinweg weiterfinanziert würden, brenne es in anderen Ländern ganz gewaltig.
Warum internationale Gastspiele unverzichtbar sind
Auch der ökologische Fußabdruck internationaler Theaterkooperationen wurde diskutiert, berichtet Mumot. Schon vor der Pandemie habe es wegen des Klimawandels Kritik gegeben, dass Theaterproduktionen um die ganze Welt fliegen.
"Da gehen die Meinungen ein bisschen auseinander", verdeutlicht Mumot, immer wieder sei gesagt worden, man können diesen Theater Jet-Set nicht aufrechterhalten und mal für ein Wochenende irgendwo hinfliegen, nur um mal kurz Theater zu spielen.
Es gebe aber auch eine andere Perspektive: Nada Abdelwahab habe betont, dass Mobilität ein Privileg sei, dass der globale Süden nicht habe, nicht einmal in den eigenen Regionen. Europa könne sich über umweltschonendere Reisen innerhalb Europas Gedanken machen, schildert Mumot Abdelwahabs Position, aber für Theatergruppen, etwa im arabischen Raum, sei es wichtig, sich international zu vernetzen,
Das habe auch damit zu tun, dass es für Gruppen in diesen Teilen der Welt für das Renommee und damit das eigene Fortbestehen wichtig sei, an internationalen Gastspielen teilzunehmen. Aus Abdelwahabs Sicht sei daher die Debatte um Umweltkosten der Mobilität eine europäische Luxusdiskussion.
(rja)