Internationaler Karlspreis 2017

Historiker Garton Ash ausgezeichnet

Der britische Historiker Timothy Garton Ash
Timothy Garton Ash auf der 68. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt/Main im Oktober 2016. © picture alliance / dpa / Arno Burgi
Von Ulrike Zimmermann |
Der Aachener Karlspreis geht in diesem Jahr an den britischen Historiker Timothy Garton Ash. Er biete den Populisten und Vereinfachern unserer Zeit die Stirn und entwickele Ideen, wie wir uns in der globalisierten Welt verhalten sollten, hieß es in der Begründung.
Timothy Garton Ash sei ein herausragender Wissenschaftler, "der mit Leidenschaft und intellektueller Schärfe den Weg der Europäischen Union begleitet und kommentiert", begründete das Karlspreisdirektorium seine Entscheidung für den diesjährigen Preisträger. Mit seinem Werk gebe er "bedeutende Anstöße, den Herausforderungen einer globalen und vernetzten Welt zu begegnen, die auf zutiefst europäischen Werten basieren", so das Direktorium.
Der 61 Jahre alte Historiker ist Professor an der Oxford Universität und schreibt regelmäßig Kommentare und Essays für Zeitschriften. Er leiste wertvolle Beiträge zum Selbstverständnis Europas, sagt der Sprecher des Karls-Preis-Direktoriums, Jürgen Linden:
"Ash ist ein englischer Europäer, der von sich selbst sagt, dass der Brexit ihn tief getroffen hat. Er sieht dass die Welt ganz kompliziert geworden ist und dass sich das auf den einzelnen Bürger auswirkt. Und er stellt sich die Frage, wie man an dieser Stelle den Menschen die Angst, die Zweifel nehmen kann, wie man andere davon abhält, aggressiv oder gewalttätig zu werden."

Ash fordert offene Debatte über Populismus

In seinem neuen Buch "Redefreiheit" setzt sich Garton Ash mit der zunehmend vergifteten Stimmung im Netz, mit Fake-News, Hassreden und Populismus auseinander und wie man damit umgehen soll. Das zu regulieren allein Staaten oder Konzernen wie Youtube oder FB zu überlassen, davon hält er wenig. Er setzt auf eine offene und ehrliche Debatte. Und die müsse in Europa und weit darüber hinaus dringend geführt werden, sagt Aachens Oberbürgermeister Marcel Phillipp.
"Timothy Garton Ash sagt, wenn wir verhindern wollen, dass sich Unwahrheit verbreitet und zu neuen Machtstrukturen führt, dann können wir das nur, indem sich die Menschen dessen selber bewusst sind, indem sie die Wahrheit hochhalten, in dem sie für Redefreiheit, für Toleranz, für Solidarität kämpfen. Diesen Kampf kann man nicht mit einfachen Mitteln gewinnen. Sondern, das ist die Verantwortung der Gesellschaft."
Dass er in diesem Jahr mit dem Karlspreis ausgezeichnet werden soll, habe Timothy Garton Ash sehr gefreut, sagt Sprecher Linden.
"Er war total überrascht. Er hat sich unglaublich gefreut. Natürlich kannte er den Karlspreis. In einer Reihe mit Churchill und Heath und dem Papst, das war für ihn schon was Unglaubliches."
Der Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 an Personen oder Institutionen verliehen, die sich in besonderem Maße um die Einigung Europas verdient gemacht haben.
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