Homosexualität in vielen Ländern noch illegal
Am 17. Mai 1990 beschloss die Weltgesundheitsorganisation, Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. In vielen Ländern ist gleichgeschlechtliche Liebe jedoch weiterhin geächtet - und teilweise verboten. Wir berichten aus Ostafrika, Singapur und dem Nahen Osten.
Seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität am 17. Mai 1990 von der Liste psychischer Krankheiten strich, wird an diesem Tag jährlich der "Internationaler Tag gegen Homophobie" begangen. Auch in 2017 hat sich das Thema keineswegs erledigt – im Gegenteil, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Lesben und Schwule in der Union (LSU), Alexander Vogt, der anlässlich des Welttages eine zunehmende Homophobie in Deutschland beklagt.
"Das ist eine allgemeine Tendenz. Auch mit dem Erstarken des Rechtspopulismus hängt das zusammen, mit vielen anderen Radikalisierungserscheinungen in unserer Gesellschaft, dass man sich gewisse Dinge wieder traut, laut auszusprechen", sagte Vogt in SWR Aktuell.
Diskriminierung und Gefängnis
In anderen Teilen der Welt ist die Situation homosexueller Menschen allerdings noch deutlich gefährlicher. In Ostafrika sei der größte Teil der Bevölkerung davon überzeugt, dass es Homosexualität eigentlich gar nicht gibt, berichtet Nairobi-Korrespondentin Linda Staude im Deutschlandfunk Kultur. Gleichgeschlechtliche Liebe sei "unafrikanisch und freiwillig zutiefst unmoralisch", glaubten etwa 90 Prozent der Kenianer, so Staude. Wer sie zugebe, riskiere seinen Job, seine Wohnung, manchmal sein Leben.
In rund 70 Prozent der Länder auf dem afrikanischen Kontinent ist Homosexualität illegal: In Kenia stehen auf homosexuelle Akte 14 Jahre Gefängnis.
Auch in Singapur ist Homosexualität bis heute verboten, das Gesetz sieht dafür bis zu zwei Jahre Haft vor. Allerdings werde der Paragraf seit langem nicht mehr angewendet, so Singapur-Korrespondent Holger Senzel. Bei der "Pink Ralley" in Singapur wollen in diesem Jahr 50.000 Menschen für eine klare Botschaft demonstrieren: "Wir lieben die Liebe, denn sie kennt kein Geschlecht", so Senzel weiter.
Der Premierminister Lee Hsien Loong wehre sich gegen den Vorwurf, Singapur sei ein homophobes Land, viele Singapurer lehnten Homosexualität jedoch aus religiösen Gründen ab, das müsse man berücksichtigen.
Von der Familie verstoßen
Aus Sicht der wohl meisten Menschen im Nahen Osten sei jede Abweichung von den heterosexuellen Normen eine große Schande, wer gegen diese Norm verstoße, müsse mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen – und auch damit, von der Familie verstoßen zu werden, erklärt Kairo-Korrespondent Carsten Kühntopp. In fast allen arabischen Ländern sei Homosexualität verboten. Bei Verstoß drohten Gefängnis oder gar die Todesstrafe. Als erlaubt gelte Homosexualität allein in Bahrain, Libanon, Jordanien und dem Irak.