Internationales Jazzfestival in Istanbul

Ausgelassene Stimmung und Regierungskritik

Jazz- und Popsängerin Caro Emerald (Caroline Esmeralda van der Leeuw) aus den Niederlanden während eines Konzerts am 19. Februar 2018 in Prag (Tschechien)
Jazz- und Popsängerin Caro Emerald aus den Niederlanden. © picture alliance / dpa / Okla Michal
Christiane Schlötzer im Gespräch mit Vivian Perkovic |
Die niederländische Sängerin Caro Emerald oder der englische Musiker Benjamin Clementine geben sich neben türkischen Größen beim Jazzfestival in Istanbul die Ehre. Kurz nach Erdogans Wiederwahl ist dort auch musikalische Regierungskritik zu hören.
Kurz nach Erdogans Wiederwahl ist in Istanbul das Internationale Jazzfestival gestartet. "Die jungen Türken leben ihr privates Leben, und das wollen sie auch zeigen", sagt Christiane Schlötzer, Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung" in Istanbul. Aber die angespannte Lage im Land sei auch beim Festival spürbar.
"Man darf ja nicht vergessen, dass der Präsident zwar mit 50 Prozent der Stimmen gewählt wurde, aber die anderen 50 Prozent – man kann sagen, ihr Leben weiterleben. Und manchmal tun sie das sogar ganz bewusst und auch ein bisschen demonstrativ", erklärt Schlötzer die ausgelassene Stimmung zur Eröffnung des Jazz-Festivals. Auf der Bühne seien die Größen der türkischen Jazzszene aufgetreten.

Spaziergang durch Bars und Clubs

Am Eröffnungswochenende habe es ferner einen Spaziergang durch die Bars und Clubs im Istanbuler Stadtteil Kadiköy gegeben. Daran hätten Tausende teilgenommen, so Schlötzer: "Die jungen Türken leben ihr privates Leben, und das wollen sie auch zeigen."
Beim Jazzfestival sind auch internationale Stars zwischen Jazz und Pop wie Benjamin Clementine oder Caro Emerald und bekannte Musiker wie Robert Plant oder Nick Cave zu sehen. Allerdings reisten zurzeit weniger Szenegrößen in die Türkei. Für nationale Künstler läge darin eine Chance, wie sie Schlötzer während des Festivals sagten. Sie hätten nun mehr Möglichkeiten, sich zu präsentieren.

Kritische Texte

Auch musikalische Regierungskritik sei zu hören gewesen. "Es waren auch Leute da, Rapper zum Beispiel, mit sehr kritischen Texten."
Das Festival werde getragen von der privaten Istanbuler Stiftung für Kunst und Kultur, die ohnehin nur sehr wenig von der Regierung bezuschusst werde. "Das macht sie auch unabhängig." Dieses Mal sei es allerdings noch schwieriger gewesen, Reisezuschüsse zu bekommen.
(chr)

Das 25. Istanbul Jazz Festival findet vom 26. Juni - 17. Juli 2018 statt.

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