Insta-Tourismus

Internet jetzt auch auf dem Kilimandscharo

07:09 Minuten
Eine Giraffe vor dem Berg Kilimandscharo
Der Kilimandscharo und eine Giraffe: Gleich zwei beliebte Fotomotive für Touristen, und die kommen möglicherweise bald noch zahlreicher zum höchsten Berg Afrikas. © picture alliance / Zoonar / kavram
Antje Monshausen im Gespräch mit Julius Stucke |
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Jetzt gibt es auch High-Speed-Internet auf dem höchsten Gipfel Afrikas. Das soll Insta-Touristen nach Tansania bringen. Die Rechnung könnte aufgehen, meint die Geografin Antje Monshausen. Es könnte allerdings schnell zu voll auf dem Gipfel werden.
High-Speed-Internet gibt es jetzt auch in 5895 Metern Höhe, auf dem Gipfel des Kilimandscharo: Der Informationsminister von Tansania Nape Nnauye postet zahlreiche Videos von der Einweihung – und scheint begeistert. Denn das Internet auf dem Gipfel soll noch mehr Touristen ins Land bringen.

Instagramability als zentrales Reisemotiv

Das Konzept könnte aufgehen, meint Antje Monshausen, Leiterin der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt. Denn Internet sei für viele Urlauberinnen und Urlauber ein zentrales Reisemotiv. „Wir wissen, dass bei jüngeren Menschen so unter 30 die Instagramability, also die Möglichkeit, in sozialen Medien Aufmerksamkeit für eine Reise zu bekommen, das zentralste Reisemotiv überhaupt ist.“
Auch fahre kaum jemand heute noch ohne ein Handy in den Urlaub. „Internet an Urlaubsorten zu haben, ist von daher ein ganz wichtiger Marketingvorteil für Destinationen.“ Einen Whatsapp-Videocall vom Gipfel zu machen oder direkt während des Aufstiegs mit der Community interagieren zu können, das ziehe außerdem noch mal eine andere Klientel junger Touristen an.
Aber das Internet auf dem Gipfel könnte auch von praktischerem Nutzen sein: Bei Unfällen oder Bränden ließe sich schneller reagieren, mit Social-Media-Kampagnen könnten die Reisenden beispielsweise darauf hingewiesen werden, ihren Müll fachgerecht zu entsorgen.

Overtourism im fragilen Ökosystem

Allerdings könnte das High-Speed-Internet auf dem Gipfel auch negative Folgen haben, allem voran Overtourism. Wollen alle zu dem einem Foto-Hotspot, den sie im Netz gesehen haben, wird es schnell voll. Viele der Instagram-Touristen würden auch sehr wenig Rücksicht auf die Natur oder die sozialen Gegebenheiten vor Ort nehmen und nur sehr kurze Zeit an einem Ort bleiben, sagt Monshausen.
„Der Kilimandscharo ist natürlich ein hochgradig fragiles Ökosystem.“ Das allerdings hänge im erheblichen Maße vom Tourismus ab. „Denn der Tourismus finanziert auch in Tansania den Naturschutz.“
Ihr Fazit also: „Ich glaube, dass das Internet am Kilimandscharo schon wichtig ist für die touristische Entwicklung. Ich mach mir nur Sorgen, dass diese touristische Entwicklung eben nicht gut gemanagt wird, und es kurzfristig eben zu einem sehr starken Anwachsen kommt.“
(lkn)
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