Papa ist Moslem. Mama ist Jüdin. Punkt.
Öffentlich über den eigenen Glauben zu reden, fällt nicht leicht. Besonders, wenn man in einer interreligiösen Beziehung lebt. Im Alltag kann eine solche Konstellation zur Belastungsprobe werden. Vier Frauen erzählen.
Von den etwa 400.000 in Deutschland alljährlich geschlossen Ehen sind gut elf Prozent binationale Ehen. Wie viele davon auch bireligiöse sind, ist nicht genau zu ermitteln, denn im Standesamt muss die Religionszugehörigkeit nicht angegeben werden. Sicher ist aber, dass ihre Anzahl steigt – durch Globalisierung, Zuwanderung, gesellschaftliche Veränderungen.
Immerhin ist es hierzulande möglich, unabhängig von religiösen Überzeugungen zu heiraten. Anders ist es in vielen anderen Ländern der Welt – etwa in Israel oder dem Libanon –, wo es keine Zivilehen gibt. Dort können Paare nur von Geistlichen – Priestern, Imamen, Rabbinern – getraut werden, strikt innerhalb der eigenen Religion. Aber auch in Deutschland ist eine religionsverschiedene Ehe, selbst wenn sie längst zum Alltag gehört, noch immer mit besonderen Herausforderungen verbunden.
Sie haben sich entschieden
Vier Frauen, vier Erfahrungen und doch ein gemeinsamer Nenner. Alle vier haben einen Partner geheiratet, der einer anderen Religionsgemeinschaft angehört oder eine andere religiöse Prägung hat als sie selbst – und das, obwohl Religion in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. Und sie teilen eine weitere, eher ungewöhnliche Gemeinsamkeit: Sie haben sich entschieden, von diesen Beziehungen und den damit verbundenen Erfahrungen, Herausforderungen, auch Konflikten zu erzählen. Keine Selbstverständlichkeit, denn öffentlich über den persönlichen Glauben zu sprechen, fällt nicht leicht.
Die einen fürchten, in einer zunehmend säkularisierten Welt als unaufgeklärt oder naiv zu gelten. Die anderen haben Sorge, in ihrer Glaubensgemeinschaft benachteiligt oder angegriffen zu werden, wenn sie publik machen, dass sie in religionsverschiedenen Verbindungen leben. Und manche fürchten sich in einer Gesellschaft, die zunehmend nach rechts rückt, vor persönlichen Angriffen.
Das Konfliktpotenzial der interreligiösen Ehen ist nicht gerade klein. Nicht selten wird die religiöse Erziehung der Kinder zum Streitpunkt – aber auch Speisevorschriften und religiösen Traditionen wie Beschneidungen können zur Belastungsprobe werden – zumindest, wenn sich plötzlich herausstellt, dass einem Partner in einem Punkt seine Religion besonders wichtig ist.
Toleranz, anders geht es nicht
Vieles davon ist den im Feature befragten Paaren bekannt. Dennoch blicken sie vertrauensvoll auf ihre interreligiöse Partnerschaft, wenn sie Dinge sagen wie:
"Zur Liebe kommt Humor und Gelassenheit und Lernbereitschaft."
"Ich glaube. man darf nicht in Konkurrenz zueinander treten. Das betrifft nicht nur die Religion. Und man muss sich gegenseitig Raum lassen für etwas ganz eigenes. Aber das gilt doch für jede Partnerschaft."
"Man muss halt tolerant sein, anders geht das nicht,... man muss sagen: Das ist nur eine Religion, die euch unterscheidet, ihr seid zwei Menschen, ihr habt gleiches Blut, ihr glaubt wahrscheinlich an denselben Gott ..."
Das Manuskript im PDF-Format zum Herunterladen