Interview mit Carlos Vives

Viel Europa im kolumbianischen Rock

Der kolumbianische Musiker Carlos Vives
Der kolumbianische Musiker Carlos Vives © Carlos Vives
Carlos Vives im Gespräch mit Burkhard Birke |
"Willkommen in Berlinombia", rief der 56-jährige, ewig jung wirkende Carlos Vives dem Publikum in der ausverkauften Columbiahalle entgegen. Das hieß so viel wie: "Auch hier ist ein Stück Heimat", wie er im Interview erklärt.
"Die Kolumbianer, die Venezolaner, die Lateinamerikaner bringen ihre deutschen Freunde mit. Und ich möchte, dass dieses deutsche Publikum spürt, dass etwas von seiner Kultur in unserer Musik steckt – die Polkas, die mit dem Akkordeon nach Lateinamerika kamen und ein Stück der deutschen Seele mitgenommen haben. Und deshalb möchte ich dem deutschen Publikum etwas von dem zurückgeben, was von ihm stammt", sagte Carlos Vives über sein Berliner Konzert im Deutschlandfunk Kultur.
Und dieses Vorhaben ist Carlos Vives auf seinem ersten und bisher einzigen Deutschlandkonzert auch gelungen. Eine fantastische Bühneshow, eine exzellente Gruppe von mehr als einem Dutzend Musikern, die ihn teilweise schon seit 27 Jahren, seit seinen musikalischen Anfängen begleiten, Background-Sängerinnen sorgten für regelrechte Partystimmung in der Columbiahalle in Berlin.

In seiner Heimat ein Megastar

In seiner Heimat Kolumbien ist Vives ein Megastar, hat weltweit angeblich 20 Millionen Tonträger verkauft und ist zahlreiche Male mit dem Grammy für seine Songs ausgezeichnet worden. Vives begann seine Karriere als Schauspieler und er war der Star vieler Telenovelas, auch außerhalb Kolumbiens. Der Gesang hat ihn aber seit frühester Kindheit begleitet. Der berühmte Vallenato Komponist Escalona drückte mit Vives Vater die Schulbank.
Kein Wunder also, dass Vives mit der Interpretation der Rolle von Escalona die Musik wiederentdeckte und aufnahm. Vallenato ist eine Mischung aus indigenen, afrikanischen und europäischen Rhythmus und Stilelementen. Zentral ist das Akkordeon – das aus Deutschland nach Kolumbien gelangte. Vives entwickelte einen eigenen Stil, El Rock de mi pueblo – der 'Rock' meines Volkes - (so auch der Titel eines seiner zahlreichen Alben) auf Folklore basierenden und durch elektrische Instrumente und Schlagzeug verstärkt.
Der kolumbianische Sänger und Musiker Carlos Vives im Interview mit Burkhard Birke (li.)
Der kolumbianische Sänger und Musiker Carlos Vives im Interview mit Burkhard Birke (li.)© Deutschlandfunk

"Stilrichtungen wie Vallenato und Cumbia haben wir angepasst"

"Um moderne Musik zu machen, brauchte ich nach meinem Verständnis weder die Beatles noch sonst irgendjemanden zu imitieren, sondern würde den Schlüssel dazu in unserer heimischen Musik finden. Deshalb haben wir Stilrichtungen wie Vallenato und Cumbia an elektrische Gitarren, an Schlagzeug angepasst. Wir haben also dem Vallenato keine fremde Rockmusik verpasst, sondern aus dem Vallenato heraus neue Instrumente kodifiziert."
Das Interview in seiner Originalfassung können Sie in voller Länge nachhören:
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