Interview mit der "Bild"

"Trump ist noch immer im Wahlkampf-Modus"

Donald Trump bei einer Veranstaltung in Mobile, Alabama.
Donald Trump trägt seine Devise "Amerika zuerst" auch auf Base-Caps zur Schau: Hoffentlich schaltet er bald in den präsidialen Modus um © picture alliance / Dan Anderson/EPA/dpa
Rüdiger Lentz im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat der "Bild" ein Interview gegeben, in dem er zum Rundumschlag ausholt. Der Direktor des Aspen Institute Deutschland, Rüdiger Lentz, hat dort zum Teil "bizarre Überlegungen" entdeckt.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat es mit einem Interview geschafft, große Sorgen in Europa auszulösen. In dem Gespräch mit der Bild-Zeitung hält Trump die Nato für "obsolet", weil sie sich nicht um den Terrorismus kümmere und die Mitgliedsländer nicht genug zahlten. Der Brexit ist für ihn eine "großartige Sache", die deutsche Flüchtlingspolitik hingegen ein "katastrophaler Fehler". Und deutsche Autobauer, die in Mexiko produzieren, will er mit hohen Strafzöllen belegen.
Laut Rüdiger Lentz, dem Direktor des Aspen Institute Deutschland, ist das ein bisher ein einmaliger Vorgang. Solch ein Interview habe es noch von keinem designierten Präsidenten vor dem Einzug ins Weiße Haus gegeben. "Jetzt ist alles anders", sagte Lentz im Deutschlandradio Kultur.
Donald Trump vor seinem vollgestellten Schreibtisch, dahinter Kai Diekmann.
Donald John Trump, der designierte 45. Präsident der Vereinigten Staaten, im Interview mit Kai Diekmann, Herausgeber der "Bild"-Gruppe, im Trump Tower in New York, USA.© dpa / BILD / Daniel Biskup

Noch nicht in der Realität angekommen

Trump habe ähnliche Positionen in den Vorwahlen vertreten, sagte Lentz - er befinde sich offenbar immer noch im Wahlkampf-Modus. Teilweise stelle Trump in dem Interview "bizarre Überlegungen" an. Als Beispiel nannte Lentz die Strafzölle auf deutsche Autos:
"Herr Trump weiß gar nicht, dass so etwas auch nicht so einfach umzusetzen ist. Es gibt internationale Verträge, die auch Herr Trump und die USA einhalten müssen. (...) Ich glaube, er ist eben, was die Beurteilung schwieriger, komplexer internationaler Zusammenhänge betrifft, noch nicht in der Realität angekommen."
Die Beziehungen der USA zu Deutschland müssen darunter aber nicht zwangsläufig leiden. Ein US-Präsident, der die EU quasi lächerlich mache, in dem er sage, diese werde sowieso auseinander brechen, könne nur bilateral zusammenarbeiten. Das eröffne Chancen, sagte Lentz. "Wenn wir die Rolle richtig spielen", werde diese künftig wahrscheinlich sogar noch wichtiger werden, so Lentz.
(ahe)
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