Inzest vor Gericht
Anders als zum Beispiel in Frankreich ist Beischlaf zwischen Verwandten in Deutschland verboten. Inzest wird mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder mit einer Geldstrafe geahndet. Die Geschwister Susann und Patrick aus Zwenkau, inzwischen Eltern von vier Kindern, stehen heute in Leipzig erneut vor Gericht.
Passantin: "Sagen wir mal, wenn die Geschwister miteinander,.... gut, das ist ihre Privatangelegenheit,...aber die Kinder können ja nichts dafür und sind jetzt krank,..."
Passant: "Da eine Strafe zu finden, das ist natürlich äußerst schwierig, also grundweg verurteilen,..."
Passantin: "Man muss an die Kinder denken, was aus denen wird,..."
Der Beischlaf zwischen Verwandten ist in Deutschland verboten. Nach Paragraph 173 Strafgesetzbuch wird Inzest mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder mit Geldstrafe geahndet. Leiblichen Geschwistern drohen demzufolge höchstens zwei Jahre Haft oder eine Geldstrafe, straflos bleiben sie nur, wenn sie unter 18 sind. Das ist die Gesetzeslage. Viele Bürger stimmen ihr zu, wie diese nicht repräsentative Umfrage zeigt.
Umfrage: "Ja, auf jeden Fall, ich kann mir das nicht vorstellen, dass die eigenen Eltern mit ihren Kindern das machen, und - Ja Inzucht einfach, das Inzuchtproblem ist das,...Na ja, es kommt auf die Folgen drauf an, würde ich sagen..."
In Leipzig stehen an diesem Donnerstag Patrick und Susann aus Zwenkau vor Gericht. Ihre Geschichte ist ebenso ungewöhnlich wie spektakulär. Beide stammen aus wie man so schön sagt – unordentlichen Verhältnissen, die letztlich so ungeordnet waren, dass die beiden, als sie sich erstmals trafen, gar nicht wussten, dass sie Geschwister sind.
Patrick – heute 28 – ist eines von mutmaßlich acht Kindern, von denen nur die Hälfte noch am Leben ist. Seine Stationen: Kinderheim, Adoptivfamilie und schließlich die Suche nach den Wurzeln, Rückkehr zur Mutter. Dort traf ihn im Jahr 2000 Amors Pfeil, als er seine ihm bis dahin unbekannte Schwester Susann kennen lernte. Die damals 16-Jährige muss gleichfalls fasziniert gewesen sein.
Als wenige Monate später die Mutter der beiden überraschend stirbt, wird der ungelernte, arbeitslose junge Mann von jetzt auf gleich zum Familienoberhaupt. Inzwischen haben Patrick und Susann vier gemeinsame Kinder, Erik, Sahra, Nancy und Sofia. Nur die Jüngste dürfte bei der Mutter bleiben, die drei anderen leben heute in Pflegefamilien.
Patrick gibt an, er habe zwar gewusst, dass Inzucht verboten sei, dass man dafür ins Gefängnis muss, habe er nicht geahnt. 2002 wurde er wegen 16 Fällen von Beischlaf mit seiner Schwester zu einer Freiheitsstrafe von ein Jahr auf Bewährung verurteilt. Susann war damals unter 18 und ging straffrei aus.
Nur zwei Jahre später, nach dem dritten gemeinsamen Kind standen sie wieder vor Gericht im sächsischen Borna. Diesmal fiel die Strafe für Patrick weit härter aus, weil sich erwiesen hatte, dass er nach dem Ausgehen der Kondome komplett auf Verhütung verzichtet hatte. Zehn Monate ohne Bewährung, die er derzeit noch absitzen muss.
Bei dem heutigen, dritten Verfahren vor dem Amtsgericht in Leipzig wird er sich für das dritte und vierte Kind verantworten müssen. Denn das jüngste Kind, die kleine Sofia, wurde gezeugt kurz bevor er die Haft antrat. Inzwischen - so wird berichtet – habe der vierfache Vater sich sterilisieren lassen. Doch aus Gerichtskreisen ist zu hören, dass es hierfür noch keine offizielle Bestätigung gibt. Eine entsprechende Bescheinigung würde die Gefahr einer erneuten Inzucht ausschließen und könnte sich unter Umständen strafmildernd auswirken.
Dennoch kann der Angeklagte kaum mit einem Freispruch rechnen, dabei dürfte eine wichtige Rolle spielen, dass das vierte Kind erst nach Verhängung einer Haftstrafe gezeugt wurde.
Für die Richterin daher eine schwierige Entscheidung denn: Wenn selbst Strafe nicht zur Einsicht führt, was dann?
Das Kulturinterview zum Thema "Warum ist Inzest im deutschen Recht strafbar" mit Prof. Joachim Renzkikowski, Experte für Sexualstrafrecht an der Universität Halle, finden Sie in der rechten Spalte als Audio.
Passant: "Da eine Strafe zu finden, das ist natürlich äußerst schwierig, also grundweg verurteilen,..."
Passantin: "Man muss an die Kinder denken, was aus denen wird,..."
Der Beischlaf zwischen Verwandten ist in Deutschland verboten. Nach Paragraph 173 Strafgesetzbuch wird Inzest mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder mit Geldstrafe geahndet. Leiblichen Geschwistern drohen demzufolge höchstens zwei Jahre Haft oder eine Geldstrafe, straflos bleiben sie nur, wenn sie unter 18 sind. Das ist die Gesetzeslage. Viele Bürger stimmen ihr zu, wie diese nicht repräsentative Umfrage zeigt.
Umfrage: "Ja, auf jeden Fall, ich kann mir das nicht vorstellen, dass die eigenen Eltern mit ihren Kindern das machen, und - Ja Inzucht einfach, das Inzuchtproblem ist das,...Na ja, es kommt auf die Folgen drauf an, würde ich sagen..."
In Leipzig stehen an diesem Donnerstag Patrick und Susann aus Zwenkau vor Gericht. Ihre Geschichte ist ebenso ungewöhnlich wie spektakulär. Beide stammen aus wie man so schön sagt – unordentlichen Verhältnissen, die letztlich so ungeordnet waren, dass die beiden, als sie sich erstmals trafen, gar nicht wussten, dass sie Geschwister sind.
Patrick – heute 28 – ist eines von mutmaßlich acht Kindern, von denen nur die Hälfte noch am Leben ist. Seine Stationen: Kinderheim, Adoptivfamilie und schließlich die Suche nach den Wurzeln, Rückkehr zur Mutter. Dort traf ihn im Jahr 2000 Amors Pfeil, als er seine ihm bis dahin unbekannte Schwester Susann kennen lernte. Die damals 16-Jährige muss gleichfalls fasziniert gewesen sein.
Als wenige Monate später die Mutter der beiden überraschend stirbt, wird der ungelernte, arbeitslose junge Mann von jetzt auf gleich zum Familienoberhaupt. Inzwischen haben Patrick und Susann vier gemeinsame Kinder, Erik, Sahra, Nancy und Sofia. Nur die Jüngste dürfte bei der Mutter bleiben, die drei anderen leben heute in Pflegefamilien.
Patrick gibt an, er habe zwar gewusst, dass Inzucht verboten sei, dass man dafür ins Gefängnis muss, habe er nicht geahnt. 2002 wurde er wegen 16 Fällen von Beischlaf mit seiner Schwester zu einer Freiheitsstrafe von ein Jahr auf Bewährung verurteilt. Susann war damals unter 18 und ging straffrei aus.
Nur zwei Jahre später, nach dem dritten gemeinsamen Kind standen sie wieder vor Gericht im sächsischen Borna. Diesmal fiel die Strafe für Patrick weit härter aus, weil sich erwiesen hatte, dass er nach dem Ausgehen der Kondome komplett auf Verhütung verzichtet hatte. Zehn Monate ohne Bewährung, die er derzeit noch absitzen muss.
Bei dem heutigen, dritten Verfahren vor dem Amtsgericht in Leipzig wird er sich für das dritte und vierte Kind verantworten müssen. Denn das jüngste Kind, die kleine Sofia, wurde gezeugt kurz bevor er die Haft antrat. Inzwischen - so wird berichtet – habe der vierfache Vater sich sterilisieren lassen. Doch aus Gerichtskreisen ist zu hören, dass es hierfür noch keine offizielle Bestätigung gibt. Eine entsprechende Bescheinigung würde die Gefahr einer erneuten Inzucht ausschließen und könnte sich unter Umständen strafmildernd auswirken.
Dennoch kann der Angeklagte kaum mit einem Freispruch rechnen, dabei dürfte eine wichtige Rolle spielen, dass das vierte Kind erst nach Verhängung einer Haftstrafe gezeugt wurde.
Für die Richterin daher eine schwierige Entscheidung denn: Wenn selbst Strafe nicht zur Einsicht führt, was dann?
Das Kulturinterview zum Thema "Warum ist Inzest im deutschen Recht strafbar" mit Prof. Joachim Renzkikowski, Experte für Sexualstrafrecht an der Universität Halle, finden Sie in der rechten Spalte als Audio.