IPPNW-Benefizkonzert des Musikfestes Berlin 2019

Marco Polo und die Musik

Das Wu Wei Trio
Über Grenzen von Gattungen, Genres und Kulturen hinaus: Matthew McDonald (li.) und Martin Stegner (re.) rahmen als Solisten der Berliner Philharmoniker den Mundorgel-Virtuosen Wu Wei ein. © Musikfest Berlin/Louise Li
Moderation: Haino Rindler |
Alljährlich richtet das Musikfest Berlin gemeinsam mit den IPPNW, den Ärzten gegen den Atomkrieg, ein Benefizkonzert aus. Dieses Mal steht der Verein "MitMachMusik" für Flüchtlingskinder im Mittelpunkt.
IPPNW bedeutet "International Physicians for the Prevention of Nuclear War" ("Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges"). Durch die unermüdliche Initiative des Berliner Kinderarztes Peter Hauber finden seit nunmehr 35 Jahren hochkarätige Benefizkonzerte zugunsten der IPPNW und anderer Hilfsorganisationen in der Berliner Philharmonie statt, sei es im Rahmen von Kammerkonzerten der Berliner Philharmoniker oder, wie hier, unter dem Dach des Musikfestes Berlin.

Weltmacht Venedig

An diesem Abend wächst musikalisch zusammen, was auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen gehört: ein Trio aus Bratsche, Kontrabass und der chinesischen Mundorgel Sheng. Am Anfang steht Venedig – Laboratorium der mehrchörigen Musik zwischen Renaissane und Barock sowie Weltmetropole zwischen Europa und Asien. Der in Venedig wirkende Komponist Claudio Monteverdi steht für die eine Sphäre, der aus Venedig stammende Entdecker Marco Polo für die andere – er war ein Pionier in Sachen China, und selbst zur Zeit seiner Fernostreise, Ende des 13. Jahrhunderts, war die Mundorgel Sheng dort schon über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende hinweg in Gebrauch.
Während inzwischen viele zeitgenössische Komponisten für die Sheng und ihren Virtuosen Wu Wei komponieren, tritt das traditionelle Instrument in diesem Konzert in einen Dialog mit den beiden anderen Instrumenten, wenn sie Höhepunkte der Barockmusik interpretieren. Das Repertoire mit Werken u.a. von Bach und Vivaldi dürften Martin Stegner, Bratscher der Philharmoniker, und sein Kollege, der australische Kontrabassist Matthew McDonald, ebenfalls nicht zu ihrem Standardrepertoire zählen.

Stimme für Sprachlose

Das Konzert richten die IPPNW für den Verein "MitMachMusik" – Ein Weg zur Integration von Flüchtlingskindern e. V. aus, der im Frühjahr 2016 gegründet wurde und Flüchtlingskinder zu gemeinsamem Musizieren bringen möchte. Pamela Rosenberg, ehemalige Intendantin der Berliner Philharmoniker, skizziert die Initiative: "Die Kinder kommen hier an und sind sprachlos. Wir geben ihnen eine Stimme durch ihr eigenes Tun." Der Verein, der schon einmal kurz nach seiner Gründung im Fokus des Musikfestes Berlin stand, engagiert sich mit seinen Musikern und Musikpädagogen mittlerweile in elf Flüchtlingsunterkünften.
Aufzeichnung aus dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie vom 22. September 2019
IPPNW-Benefizkonzert
Claudio Monteverdi
"Pur ti miro, pur ti godo", Duett aus der Oper "L’incoronazione di Poppea"
Georg Philipp Telemann
Triosonate c-Moll TWV 42: c5
Johann Sebastian Bach
Triosonate Es-Dur BWV 525
Orlando Gibbons
Fantasia of Three Parts
Johann Sebastian Bach
Goldberg-Variationen BWV 988
Antonio Vivaldi
Triosonate d-Moll RV 63 ("La Follia")
Mehr zum Thema