Irak

    Dschihadisten nehmen 48 Geiseln

    Dschihadistische Kämpfer haben nach türkischen Regierungsangaben 48 Menschen als Geiseln genommen - im Konsulat des Landes in Mossul. Unter den Betroffenen sollen drei Kinder, der Generalkonsul und Angehörige der Spezialkräfte sein.
    Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sollen nach der Übernahme der Stadt durch die ISIS-Miliz rund 500.000 Menschen auf der Flucht sein. ie Menschen hätten ihre Wohnhäuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen verlassen, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Es gebe eine "bedeutende Zahl an Opfern unter den Zivilisten".
    Die vier großen Krankenhäuser in Mossul seien unerreichbar, weil sie in der Kampfzone lägen. Mehrere Moscheen seien zu Lazaretten umfunktioniert worden, um die Verletzten zu versorgen.
    Die dortige Provinzregierung will die Übernahme nicht hinnehmen und die Kontrolle zurückgewinnen. Er sei dazu entschlossen und habe einen Plan, um die Sicherheit wieder herzustellen, sagte Athil al-Nudschaifi, der Gouverneur der Provinz Ninewa (über die aktuelle Entwicklung berichtete Björn Blaschke im Deutschlandradio Kultur).
    Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari sagte, der Fall der größten Stadt des Nordiraks in die Hände der Aufständischen müsse alle politischen Führer des Landes zusammenbringen, um gemeinsam gegen diese "ernste, tödliche Gefahr" vorzugehen.
    "Es wird eine engere Kooperation zwischen Bagdad und der Regionalregierung in Kurdistan geben, um gemeinsam die ausländischen Kämpfer zu verjagen", erklärte Sebari. Die Antwort auf das, was geschehen sei, müsse rasch kommen.
    Generalsekretär der Vereinten Nationen "ernstlich besorgt"
    UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon meinte, er sei wegen der Einnahme "ernstlich besorgt". Er rief alle politischen Anführer auf, sich gegen die Bedrohung zu vereinen, mit der der Irak konfrontiert ist. Die Gefahren könnten nur auf der Basis der Verfassung und des demokratischen Prozesses überwunden werden.
    UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon
    UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon zeigt sich besorgt.© picture alliance / dpa / NIU XIAOLEI
    Neben den Vereinten Nationen reagierten auch die USA alarmiert. Die Terrorgruppe ISIS stelle nicht nur eine Gefahr für die Stabilität im Irak, sondern auch für die gesamte Region dar, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington.
    Radikale Islamisten eroberten inzwischen auch die Stadt Tikrit im Norden des Landes. Die ISIS-Gruppe kontrolliere die Stadt, sagten zwei Beamte in Bagdad. Der dort ansässige Gouverneur werde vermisst.
    indes inzwischen weiter gen Bagdad vor. Kämpfer eroberten den strategisch wichtigen Ort Baidschi nördlich von Bagdad. Die Aufständischen seien "über Nacht aufmarschiert und haben das Gerichtsgebäude sowie eine Polizeiwache im Stadtzentrum in Brand gesteckt", sagte ein Sicherheitsmann dem Nachrichtenportal "Al-Summaria News". Stammesführer vertrieben sie jedoch vom Elektrizitätswerk. Neben Baidschi brachten die Islamisten auch große Teile der Regionen Ninive, Anbar und Salah ad-Din unter ihre Kontrolle.
    Am Dienstag hatten Extremisten bereits die Stadt Mossul erobert. Sie führten der Regierung in Bagdad eine schwere Niederlage zu.
    mhn

    Programmtipp: Auch in der "Ortszeit" ab 22.30 Uhr geht es um die Lage im Irak und die Flüchtlingsproblematik.

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