Gut für Donald Trump und sonst niemanden
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Der Iran-Konflikt nützt allein Donald Trump, meint der irische Journalist Derek Scally. Innenpolitisch unter Druck, ist die äußere Krise für US-Präsidenten schon öfter die Rettung gewesen.
Der Iran hat als Vergeltung für die Tötung des Generals Qassem Soleimani zwei von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Nach US-Angaben sind ein Luftwaffenstützpunkt im Zentrum des Iraks und eine Basis in der Stadt Erbil betroffen. Im Weißen Haus gab es inzwischen eine Krisensitzung.
Die iranische Regierung sieht die Raketenangriffe auf die US-Truppen als Akt der Selbstverteidigung. Sein Land sei nicht auf Eskalation oder Krieg aus, werde sich aber gegen jede Aggression verteidigen, so Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Das Land signalisiert nun, die Auseinandersetzung sei damit abgeschlossen - allerdings natürlich nur, wenn die USA nicht zurückschlagen.
Im Stolz angegriffen
Der Berlin-Korrespondent der "Irish Times", Derek Scally, findet die Haltung des Iran nachvollziehbar. Der Iran habe kein Interesse daran, sich mit dem "mächtigsten Land der Welt" anzulegen, betont er.
Donald Trump wiederum, meint Scally, könnte ein Motiv für den Konflikt haben. Dieser stehe kurz vor einem Amtsenthebungsverfahren und wolle wiedergewählt werden. Die Geschichte zeige, dass solche äußeren Konflikte dem jeweiligen US-Präsidenten hülfen, so Scally. Wem die Auseinandersetzung sonst helfen könnte, sei derzeit nicht zu erkennen.
Die Iraner litten seit vielen Jahren unter den internationalen Sanktionen und seien in ihrem Stolz angegriffen, gibt Scally zu bedenken. Soleimani sei "alles andere als ein netter Mann" gewesen - durch seinen Tod könne die iranische Regierung aber jetzt jede Menge Propaganda machen, das Volk sei in Trauer vereint, der IS bekomme womöglich Zulauf. Das sei alles "brandgefährlich". Donald Trump warf er vor, in einer explosiven Umgebung mit Streichhölzern zu spielen.
(ahe)