Gedenken als Akt des Widerstands
Seit ihre Eltern in Teheran ermordet wurden, erinnert die Künstlerin Parastou Forouhar jedes Jahr an die Gewalttat: Um das politische Erbe ihrer Eltern weiterzutragen, die Führungsfiguren der iranischen Opposition waren. Nun wurde sie selbst wegen "blasphemischer Kunst" angeklagt.
Die iranische Künstlerin Parastou Forouhar ist praktisch als Oppositionelle aufgewachsen, wie sie sagt. Schon als Kind hat sie ihren Vater im Gefängnis besucht, hat von ihren Eltern gelernt, was Freiheit und Freiheitsliebe bedeutet. Dieses Fundament, die Verbundenheit zu den Idealen der Eltern wurde später für sie als Künstlerin entscheidend – die Bedeutung "sich die Freiheit zu nehmen, auch für den eigenen Ausdruck".
Der 21. November 1998 veränderte das Leben von Parastou Forouhar von Grund auf. An diesem Tag erfuhr die inzwischen in Deutschland lebende Künstlerin, dass der iranische Geheimdienst ihre Eltern in Teheran brutal ermordet hatte. Die beiden gehörten zu den Führungsfiguren der Opposition. Das Verfahren wurde von den Behörden verschleppt, der Fall nie richtig aufgeklärt:
"Es gab einen Prozess. Aber die Befehlsgeber und die Struktur dahinter wurde überhaupt nicht aufgeklärt, nur die Handlanger, diejenigen, die den Akt der Ermordung durchgeführt hatten, wurden vor Gericht gestellt – so eine Art Bauernopfer."
Von Schönheit und Gewalt
Parastou Forouhar, die sich in ihrer Kunst mit Gewalt und Folter im Iran auseinandersetzt, reist seitdem jeden Herbst nach Teheran und erinnert dort im Rahmen einer öffentlichen Gedenkveranstaltung an ihre Eltern. Ein Akt des Widerstands, um die Erinnerung wachzuhalten und das politische Erbe weiterzutragen. Zur Zeit nach der Ermordung habe es eine Art Erwachen in der Gesellschaft gegeben, man wollte derartigen repressiven Methoden Paroli bieten.
"Ich war mittendrin. Ich war eine, der man zugehört hat. (…) Aber ich bin eine Künstlerin und keine politische Aktivistin. (…) Ich habe meine Rolle für die Aufklärung der politischen Morde oder als Menschenrechtsaktivistin gesehen, aber nicht als jemand, der so wie meine Eltern, sein ganzes Leben dem politischen Aktivismus widmet."
Angeklagt wegen blasphemischer Kunst
Mehrfach wurde sie von den iranischen Behörden an der Gedenkzeremonie gehindert. Zuletzt saß Parastou Forouhar, selbst Anklägerin, in Teheran auf der Anklagebank: wegen blasphemischer Kunst und Propaganda gegen das Regime. Sie möchte, sagt sie, Position beziehen und nicht Opfer sein.
"Es ist dann mein Leben geworden, durch diesen Versuch, immer zu schauen, was ist meine Reaktion als Künstlerin in so einer Lage. (…) Ich habe auch immer den Zweifeln, die die Kunst mit sich bringt, Raum geöffnet."