"Eine ernüchternde Erfahrung"
Ein harter Brexit - das ist vor allem für Irland ein Schreckensszenario, denn er bedroht die Wirtschaft und den Frieden auf der Insel. Dass die Briten nichts mehr geregelt kriegen, sei für die Iren extrem ernüchternd, sagt der Journalist Derek Scally.
Nach der Ablehnung des Brexit-Deals im britischen Unterhaus könnte es nun tatsächlich auf einen ungeregelten EU-Austritt der Briten hinauslaufen. Vor allem in Irland wird das mit Sorge gesehen, denn die Folgen könnten dramatisch sein - nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den Frieden auf der Insel. Viele befürchten, durch einen ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens könnte der Nordirlandkonflikt wieder aufflammen.
Der alte Minderwertigkeitskomplex ist passé
Für die Iren sei das Brexit-Chaos eine ernüchternde Erfahrung, sagt Derek Scally, Deutschland-Korrespondent der Tageszeitung "The Irish Times". "Wir hatten immer so einen Minderwertigkeitskomplex Großbritannien gegenüber. Die haben diese ununterbrochene demokratische Tradition, das älteste Parlament. Und jetzt stehen wir da und uns bleibt die Spucke weg. Wie konnten sie so schlecht vorbereitet sein - diese angeblich besten Politiker und Diplomaten der Welt?"
Warenverkehr durch Großbritannien droht zu erliegen
Er hoffe, dass die Köpfe in Nordirland nach einem Austritt der Briten kühl blieben, so Scally. Probleme erwartet der Journalist aber für den Warenverkehr aus Irland in die EU. 38 Prozent davon würden über die Landbrücke auf LKWs über England nach Europa gebracht und die Frage sei offen, wie diese Lieferungen nach einem ungeregelten Brexit noch funktionieren sollten. "Wir sind diesen Briten gegenüber irgendwie ein bisschen ausgeliefert."
"Sie müssen uns sagen, wer sie sein wollen"
Um die Lage zu klären, müssten sich die Briten müssten auf drei Dinge verständigen, fasst Scally die Auffassung vieler irischer Beobachter zusammen. 'No deal' müsse als Option vom Tisch. Gleichzeitig solle die Diskussion um eine zweite Abstimmung beendet werden. Drittens, müssten die Briten entscheiden, ob ihre Beziehung zur EU künftig wie die von Norwegen oder Kanada aussehen solle. "Sie müssen uns sagen, wer sie sein wollen - weil wenn sie das nicht machen, dann werden sie die Ukraine sein."