Bekenntnisse eines irischen Rebellen
Brendan Behan war neben Sean O’Casey der wichtigste irische Dramatiker im 20. Jahrhundert. Nach seiner politisch aktiven Zeit wurde er in Paris von Samuel Beckett und Albert Camus zum Schreiben ermutigt.
Brendan Behan verbrachte von seinen 41 Lebensjahren fast sieben hinter Gittern. Kein Wunder also, dass das Gefängnis eine große Rolle im Werk des irischen Autors spielt. Mit 16 Jahren wurde der Aktivist der Irisch-Republikanischen Armee in Liverpool mit Sprengstoff aufgegriffen und für zwei Jahre inhaftiert. Im Roman "Borstal Boy"schildert Behan seine Erfahrungen in englischer Untersuchungshaft, wo man ihn verprügelte, weil er es gewagt hatte, einem Priester die Meinung zu sagen:
"Woher glauben die Bischöfe von England das Recht zu nehmen, einem Iren politische Vorschriften machen zu können, Vater?"fragte ich so selbstsicher wie ich konnte. … "Ich habe kein Leben lang Theologie studiert, aber ich weiß, dass die Kirche stets gegen Irland und für das britische Weltreich gewesen ist. … Hat man nicht dem Volk gesagt, es solle seine Ernten ausliefern und in den Gräben zuhause Hungers sterben?"
Großmutter brachte ihm das Trinken bei
Geboren am 9. Februar 1923, kurz nach der Gründung des Irischen Freistaates, wuchs Brendan Francis Behan mit sechs Geschwistern in einem heruntergekommenen Viertel der Dubliner Innenstadt auf. Die Großmutter brachte den Kindern das Trinken bei, die Mutter irische Balladen, der Vater die Liebe zur Rebellion und zur Literatur. Ihm setzte Brendan Behan ein Denkmal im Hörspiel "Der Umzug“. Es erzählt, wie die Familie aus dem vertrauten Slum ausquartiert wurde.
"Ich will da bleiben, wo ich geboren und groß geworden bin und nicht irgendwo nach Sibirien abgeschoben werden - Aber in einem Badezimmer könnte man sich wenigstens pflegen. - Ich will nicht wegen einer Badewanne aufs platte Land, und wenn sie sie mit Eselsmilch füllen, wie bei Pharaos Tochter. – Wenn sie sie mit Bier füllen, wär dir das recht?"
Beim Umzug war Brendan 14 Jahre alt; er begann eine Lehre als Maler und Anstreicher und trat der Jugendorganisation der IRA bei. Für deren Zeitung schrieb er seine ersten Texte, wollte sich aber auch als Kämpfer profilieren. Kaum war er aus der englischen Haft entlassen, beteiligte er sich Ostern 1942 in Dublin an einer Schießerei und wanderte für vier weitere Jahre ins Gefängnis. Dort spielt auch sein Theaterstück "The Quare Fellow“, mit dem Behan der Durchbruch als Dramatiker gelang. Es geht um die Nacht vor einer Hinrichtung. Der Todeskandidat selbst tritt nicht auf, nur Wärter, Priester und der Henker, der durchs Guckloch in die Zelle starrt, weil er für den Strick Maß nehmen muss.
"Er hat einen starken Nacken. Also gebe ich ihm ein paar Zentimeter dazu, sagen wir Zwei Zwanzig. … Der sitzt da und schreibt an seine Frau. Die Briefe werden nicht abgeschickt, die werden ins Grab geschmissen."
Erstes Stück wurde große Sensation
Nach der Uraufführung in Dublin inszenierte die avantgardistische Regisseurin Joan Littlewood das Stück im Mai 1956 in London. Es war eine Sensation: "The Quare Fellow"wurde sechs Monate lang ununterbrochen gespielt. Noch größeren Erfolg erlebte Brendan Behan mit seinem nächsten Drama. "Die Geisel"ist eine Tragikomödie um einen englischen Soldaten, der von der IRA gefangen gehalten wird, um einen ihrer Mitstreiter frei zu pressen. Ort der Geiselhaft ist ein Bordell.
"Offen gesagt, wenn ich zu bestimmen hätte, würden wir nicht ausgerechnet hier untertauchen. – Ist es nicht gut genug für Ihren Gefangenen? – Es ist nicht gut genug für die Irisch-Republikanische Armee! – Ach nee. – Patrick Pearse hat gesagt: Um einer großen und heiligen Sache zu dienen, muss man selbst groß und heilig sein. - Sagen Sie mal, sind Sie groß oder nur heilig? Habe ich Sie nicht schon mal hier gesehen, zum Beispiel vorigen Samstagabend?"
Von London aus trat "Die Geisel"ihren Siegeszug über New York und Paris an. Ende der 50er Jahre war Brendan Behan auf der Höhe seines Ruhms, den er selbst wohl am exzessivsten feierte. Seine Fernsehinterviews wurden Kult, weil er dabei stets betrunken auftrat, und auf jeder Party war er gern gesehener Gast. So kannte ihn die Welt als irischen Säufer-Dichter.
Bis heute gerne gespielt
Am 20. März 1964 starb Brendan Behan an Leberzirrhose. Seine Autobiografie "Bekenntnisse eines irischen Rebellen"hatte er noch auf Band gesprochen, sie erschien erst nach seinem Tod, ebenso sein letztes Stück "Richards Korkbein“, das er in mehreren ungeordneten Entwürfen hinterließ. Die makabre Friedhofsrevue wird bis heute gerne gespielt.
"Aufhören! Schluss jetzt! Kein Respekt! – Nicht auf dem Friedhof! Die stecken uns noch ins Loch! – Der einzige Ort, wo sie einen nicht mehr ins Loch stecken können, ist der Friedhof."