Die Comic-Welt wird vielfältiger
Hinter Iron Mans Rüstung steckt ein schwarzes Teenager-Girl. Auch Thor, der Donnergott, ist eine Frau. Und Iceman feiert sein Coming-out. Die Comicwelt bei Marvel wird diverser. Ist das mehr als ein Marketing-Trick?
Jetzt muss selbst der große Tony Stark dran glauben: der Comic-Held in rot-golden strahlender Rüstung - besser bekannt unter seinem Superhelden-Codenamen Iron Man. Er gibt seinen Mantel ab … oder eher den Helm.
Statt einem weißen Multibillionär mittleren Alters trägt die Rüstung bald ein 15-jähriges, schwarzes Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen. Es ist die vorläufige Spitze einer Entwicklung unter den Superhelden von Marvel-Comics, zunehmend zu diversifizieren. Die alten, weißen Herren treten ab. Jüngere, buntere, ethnisch und geschlechtlich vielfältigere Helden übernehmen.
In Hollywood bleibt Iron Man männlich
Der Protagonisten-Wechsel bei Iron Man sorgt für Aufsehen - beschäftigt sogar die "New York Times". Schließlich ist Iron Man eines der absoluten Zugpferde des ganzen Unternehmens Marvel - und ist gleichzeitig einer der wichtigsten Charaktere unter den Comic-Helden.
Tony Stark, der Mann in der Rüstung, ist ein weißes, gut aussehendes Playboy-Billionär-Genie. In den Filmen wird er von Robert Downey Junior gespielt, dem bestverdienenden Schauspieler Hollywoods. Bisher passte der Charakter genau zu Hollywood. Denn von dort sind die Zuschauer straighte, weiße Männer als Helden gewohnt. Und dies wird sich so schnell nicht ändern.
Nur in den Comics muss Tony Stark weichen: Es übernimmt Riri Williams. Ein junges Mädchen, schwarz, 15 Jahre alt, aus ziemlich bescheidenen Verhältnissen in Chicago. Ihr Vater ist früh gestorben. Ihre Mutter hält die Familie mit Aushilfsjobs über Wasser.
Armes Mädchen statt weißer Billionär
Aber: Riri ist klug. Und das bringt ihr ein Stipendium am College ein. In ihrer kleinen Studentenbude bastelt sie aus ein paar Schrottteilen ihre Iron-Man-Rüstung zusammen.
Und dann kommt noch ihr gutes Herz dazu und der Wille zu helfen - schon ist eine Superheldin geboren: ein absoluter Gegenentwurf zum bisherigen weißen Multi-Billionär.
Aber Riri, die neue Superheldin, ist nicht der erste Versuch von Marvel, die Comic-Welt bunter zu gestalten. Captain America ist nun dunkelhäutig. Und Thor, der Donnergott, ist jetzt eine Frau.
Daneben gibt es schon länger die sehr erfolgreiche Reihe Miss Marvel, wo eine junge Muslima regelmäßig New York vor Bösewichten rettet.
Der Hulk ist jetzt ein Teenager mit koreanischen Wurzeln und Iceman – also ein Held ganz aus Eis – hat sein Coming-out gefeiert.
Geschichten über Rassismus
Aber nicht nur die Helden haben sich geändert. Auch die Geschichten haben an Anspruch gewonnen. So bekämpft der neue, schwarze Captain America eine rechtsextreme, rassistische Terrorgruppe im Süden der USA. Das erwähnte Coming-out von Iceman ist ziemlich einfühlsam und sehr authentisch geschrieben.
Nur eins hat sich noch nicht geändert: Die Mitarbeiterzusammensetzung bei Marvel ist längst nicht so divers wie die Comic-Helden. Bisher gibt es zehn Mal mehr Zeichner als Zeichnerinnen.