Nordwestafrika unter dem Druck der Terrormilizen
Angriffe auf Hotels in Burkina Faso und Mali, Terror-Anschläge in Tunesien, Niger und Nigeria. In Nordwestafrika wächst die Angst - und zwar sowohl vor einer Zusammenarbeit als auch vor einem Konkurrenzkampf zwischen den Terrormilizen des sogenannten IS und Al Quaida.
Senegal versucht, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Die Behörden des westafrikanischen Staates haben Hotels zu Sicherheitsmaßnahmen verdonnert. Sie sollen vor Terror-Anschlägen nach dem Muster von Ouagadougou oder Bamako schützen. Wer diese Sicherheitsmaßnahmen nicht befolgt, dessen Hotel werde geschlossen. Gleichzeitig forderte die Regierung die Senegalesen zur Wachsamkeit auf. Das Resultat: 900 Hinweise auf verdächtiges Verhalten an einem einzigen Wochenende. Die Angst vor Anschlägen grassiert.
Senegal hat bisher keine Terror-Attacke erlebt. Aber Präsident Macky Sall sagt rundheraus: Die Bedrohung ist da.
"Sie ist total präsent bei uns. Obendrein gibt es eine ungeheure Propaganda für diese Organisationen im Internet, unkontrollierbar. Und eine Finanzierung gewisser Nichtregierungsorganisationen die sich in die Religion einmischen, obwohl die Staaten sehr wachsam sind."
In Westafrika haben die Staats- und Regierungschefs aufmerksam verfolgt, wie Al Qaida im islamischen Maghreb die Bedrohung immer weiter nach Westafrika hineinträgt.
"Al Qaida fürchtet zunehmenden Druck des IS"
Während die Welt seit langem fast nur auf den sogenannten Islamischen Staat starrt, galt Al Qaida als geschwächt. Vor allem im Wettlauf um neue Rekruten, Erfolgsimage, Geld und Einfluss-Zonen. Dschihadismus-Experte Wassim Nasr:
"Während der laufenden Operation in Ouagadougou hat einer der Täter mit der Propagandastelle von Al Qaida im islamischen Maghreb telefoniert. Und noch einmal seine Treue zu Al Qaida-Chef Al-Zawahiri beschworen. Al Qaida fürchtet den zunehmenden Druck des Islamischen Staates. Der IS ist in Nigeria präsent, hat dort die Gefolgschaft von Boko Haram. Und er ist präsent in Schwarzafrika."
Auch der Terrorismusforscher Philippe Hugon vom Institut internationale und strategische Studien in Paris verfolgt dieser Entwicklung. Der Islamische Staat, sagt er, sucht die Expansion in Afrika:
"Der IS will offensichtlich seinen Einfluss ausweiten. Boko Haram war früher nur im Nordwesten von Nigeria aktiv. Dann hat Boko Haram schrittweise seine Angriffe in die Region um den Tschad-See ausgeweitet. Also in Niger, Kamerun und Tschad. Dann haben sie dem IS Gefolgschaft geschworen. Das bedeutet nicht, dass sie vollständig in den IS integriert sind, aber es gibt diese Verbindung."
Terrorismusabwehr für Nordwestafrika
Al Qaida weitet seine Angriffsziele immer weiter auf das südliche Westafrika aus. Unterdessen versucht der sogenannte IS zunehmend südlich von Libyen Einfluss zu gewinnen. Von dort aus gehen Waffentransporte in Richtung Westafrika. Gleichzeitig versucht der IS, Tunesien zu destabilisieren. Das Attentat auf einen Bus mit Soldaten der Wachmannschaft des tunesischen Präsidenten ist nur ein Beleg dafür. Ende November sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Bus der Präsidentschaftsgarde in die Luft – 12 tunesische Gardisten starben. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag. Für Extremismusforscher Kader Abderahim ist die Botschaft klar:
"Dass niemand wirklich den tunesischen Präsidenten schützen kann. Auch nicht diejenigen, die den Präsidenten eigentlich vor Anschlägen bewahren sollen. Die Botschaft der Angreifer ist: Entweder gab es Fehler im Sicherheitsapparat des Präsidenten oder es gab Komplizen. Beide Möglichkeiten sind gravierend."
Tunesien fürchtet die Unterwanderung durch den IS. Marokko, vielleicht der Staat mit dem stabilsten Sicherheitssystem in Nordafrika, meldet ein ums andere Mal die Verhaftung angeblicher Terroristen-Zellen. Und was in Algerien geschieht, entzieht sich weitgehend der Öffentlichkeit.
Die Staaten Nordwestafrikas versuchen, eine Terrorismusabwehr aufzubauen. Zumindest was Polizei und Militär anbetrifft. Gleichzeitig fürchten sie aber, dass Organisationen wie Al Qaida und der sogenannte Islamische Staat weiter Zulauf bekommen.