Isabelle Lehn: "Frühlingserwachen"
S. Fischer-Verlag, Frankfurt / Main 2019
256 Seiten, 21 Euro
Frustrierte Mittdreißigerin auf Tabletten
11:00 Minuten
Isabelle Lehn hat ihren zweiten Roman vorgelegt. "Frühlingserwachen" handelt von einer Frau namens Isabelle Lehn, die radikal ihre Grenzen austestet. Welche Details daran autobiografisch sind, möchte der Leser natürlich gern wissen, doch Lehn schweigt.
Isabelle Lehn, Jahrgang 1979, promovierte Literaturwissenschaftlerin, hat etliche Preise und Stipendien für ihre literarische Arbeit gewonnen. Vor zwei Jahren erschien ihr erster Roman ("Binde zwei Vögel zusammen"). Darin ging es um ein bayrisches Trainingscamp für Soldaten, die nach Afghanistan müssen. Jetzt, in "Frühlingserwachen", dem zweiten Werk, steht eine frustrierte Mittdreißigerin im Mittelpunkt, permanent auf Tabletten, mit unklaren Kinderwünschen, und wenn sie sich betrinkt, wirft sie sich dem nächstbesten Mann an den Hals. Und diese Frau heißt: Isabelle Lehn.
Im Deutschlandfunk Kultur sagte Lehn, es habe ihr beim Schreiben großen Spaß gemacht, "mal auszuagieren, was man sich im wirklichen Leben nicht erlaubt". Die Figur in ihrem Roman müsse einem nicht Leid tun, "die kommt gut durch". Sie taste halt ihre Grenzen aus. Mit Selbstironie sei im Übrigen Vieles nicht so dramatisch.
Der Reiz ist, es im Unklaren zu lassen
Am Anfang habe beim Schreiben eine gewisse Wut gestanden, berichtete die Autorin. Und diese sei dann schon autobiographisch. "Die Wut, bestimmte Dinge nicht erzählen, nicht schreiben zu können, an Grenzen des Sagbaren zu stoßen." Auch Wut darauf, dass man auf bestimmte Anteile der eigenen Persönlichkeit festgelegt werde. "Irgendwie hat man ja viele Anteile - und die wollte ich jetzt einfach mal ausagieren und auserzählen."
Lehn wollte die Geschichte so erzählen, "dass der Leser nachher denkt: Na, vielleicht ist es ja doch autobiographisch". Wenn die Frage komme, sei das eigentlich ein Kompliment, sagte Lehn. Aber sie wolle nicht auflösen, wie viel davon nun autobiographisch sei. "Der Reiz ist ja, dass es nicht klar ist."
(ahe)