ISAF-General Ramms: Afghanistan-Einsatz sollte weniger als zehn Jahre dauern
Nato-General Egon Ramms hofft auf eine deutlich kürzere Einsatzdauer der westlichen Streitkräfte als zehn Jahre. Der für den Einsatz der ISAF-Kräfte in Afghanistan verantwortliche Kommandeur sagte, die ISAF bemühten sich, der afghanischen Regierung und dem afghanischen Militär die Verantwortung für das Land zu übergeben.
Birgit Kolkmann: Gerät Afghanistan wieder mehr und mehr in die Hand der radikal-islamischen Taliban? Nicht wenige Sicherheitsexperten zeichneten ein düsteres Bild der Sicherheitslage und der Perspektiven für das Land am Hindukusch, vor allem wegen der bevorstehenden Frühjahrsoffensive der Taliban im Osten und Süden.
Mit mehr Soldaten will die NATO dem begegnen, und auch mit mehr Aufklärung, weshalb die deutschen Tornados gebraucht werden. Der Bundestag hat der Entsendung zugestimmt. Im April werden die vier Maschinen dort einsatzbereit sein. Welche Hoffnung besteht, Afghanistan langfristig zu befrieden? – Wir sind jetzt verbunden mit dem für den Afghanistan-Einsatz der ISAF verantwortlichen General im operativen NATO-Hauptquartier im niederländischen Brunssum. Guten Morgen General Egon Ramms!
Egon Ramms: Guten Morgen Frau Kolkmann.
Kolkmann: Sie sind gerade zurück aus Afghanistan. Welche Erwartungen hat denn die NATO nun konkret an den Einsatz der Tornados?
Ramms: Wir erwarten vom Einsatz der Tornados, dass wir ein deutlich besseres Aufklärungsbild bekommen, vor allen Dingen entlang der Grenzen im Süden Afghanistans. Und auf diese Art und Weise ich sage das mal unsere Truppen besser ansetzen können, um gegen die von Ihnen angesprochene Offensive der Taliban entsprechend angehen zu können.
Kolkmann: Das ist ja ein sehr schwieriges Gelände, wie wir inzwischen nach einigen Jahren der Berichterstattung aus Afghanistan wissen. Mit welcher Strategie wird die NATO dort vorgehen?
Ramms: Wir haben die Absicht, mit den dort vorhandenen Kräften, wobei diese nach wie vor nicht ausreichend sind, bestimmte Räume in wichtigen Provinzen, beispielsweise der Provinz Helmand, zu besetzen und diese Räume über den Sommer mit unseren eigenen Kräften zu halten - um auf diese Art und Weise den Taliban, die ja insbesondere auch über die sehr lange Grenze zu Pakistan kommen, den Zugang nach Afghanistan zu verwehren.
Kolkmann: Sie sagen nach wie vor sind es nicht ausreichend Kräfte. Ist die NATO denn trotzdem auf diese angekündigte Frühjahrsoffensive vorbereitet?
Ramms: Wir sind auf diese Frühjahrsoffensive vorbereitet. Ich finde auch gut, dass Sie von der Frühjahrsoffensive der Taliban sprechen und nicht von einer NATO-Offensive. Wir haben uns für diese Offensive, die ja jedes Jahr stattfindet, eigentlich in diesem Jahr etwas besser aufgestellt. Wir haben aufgrund der Zusagen der Amerikaner und der Briten mehr Kräfte als in den vergangenen Jahren. Und wir haben diese Kräfte auch ich sage mal zur Schwerpunktbildung insbesondere in den Süden und den Osten verschoben.
Kolkmann: Wie ist denn die Zusammenarbeit mit der amerikanisch geführten Operation Enduring Freedom?
Ramms: Die Operation Enduring Freedom, die ja vom Mandat her von unserem ISAF-Auftrag getrennt ist, findet parallel dazu statt. Sie konzentriert sich auf - ich sage das mal - spezielle Ziele, die zur Bekämpfung der Taliban, vor allen Dingen von Taliban-Führern und dergleichen vorgesehen sind - während die Kräfte der ISAF insgesamt sage ich mal in der Fläche des Landes oder in der Fläche besonderer Provinzen wie Kandahar, Helmand und anderer Provinzen eingesetzt werden.
Kolkmann: Wie wichtig ist denn die Kooperation auch mit Pakistan, weil ja gerade aus dem pakistanischen Grenzgebiet immer wieder Taliban einsickern nach Afghanistan? Was tut die Regierung in Islamabad?
Ramms: Die Regierung in Islamabad hat ihre Anstrengungen, um den Zugang der Taliban - oder ich sage vielleicht besser - der "opposing militant forces" nach Afghanistan zu verhindern, deutlich erhöht. Die Anstrengungen sind erheblich größer geworden als in den vergangenen Jahren. Wir haben eine Hoffnung, dass beispielsweise mit dem Einsatz der Tornados zur Aufklärung der Grenzregionen, mit den Anstrengungen der Pakistanis auf der anderen Seite und der eigenen Truppen, die von Afghanistan aus eingesetzt werden, es uns gelingt, diesen beständigen Nachschub an Personal, Nachschub an Kämpfern, die ja zum Teil auch ausländische Kämpfer sind, beispielsweise aus Usbekistan und dergleichen mehr, deutlich zu verringern.
Kolkmann: Pakistan plant ja auch, zumindest stellenweise, einen Grenzzaun zu errichten. Welchen Sinn macht das?
Ramms: Es gibt bestimmte Bereiche in der sehr schwierigen afghanisch-pakistanischen Grenze, die sehr schwierig zu umgehen sind, sehr schwierig zu überwachen sind. Wenn es den Pakistanis gelingen sollte, durch Zäune Bewegungen der Taliban zu kanalisieren, dann wäre das für uns ausgesprochen hilfreich. Ich bin sehr froh darüber, dass die Pakistanis von ihrem Ansatz, diese Grenzteile auch noch zu verminen, Abstand genommen haben, und auf diese Art und Weise keine völkerrechtswidrigen Handlungen begangen werden.
Kolkmann: Sie waren ja gerade in Afghanistan und machen das regelmäßig, um sich immer wieder ein Bild zu verschaffen über die Situation an Ort und Stelle. Man hört aus Afghanistan, dass in der Gesellschaft sich auch wieder Hoffnungslosigkeit breit macht. Sehr viele Frauen verbrennen sich. Wie kommt der Einsatz der NATO bei der Bevölkerung an?
Ramms: Das ist sehr unterschiedlich, wenn man die verschiedenen Regionen in Afghanistan betrachtet. Aber ich glaube, dass insgesamt das Bild der ISAF-Kräfte in Afghanistan sich zurzeit deutlich verbessert. Wir bemühen uns darum, deutlich zu machen, dass dieses keine Operation der ISAF oder keine Operation der NATO ist, sondern dass dieses passiert unter der Verantwortung der afghanischen Regierung, zentral und regional. Und wir versuchen bei unseren Operationen – das passiert gerade zurzeit sehr intensiv – auch afghanische Streitkräfte nach vorne zu stellen, um auf diese Art und Weise diesen Handlungen, die dort passieren, ein afghanisches Gesicht zu geben.
Kolkmann: Dass die Bevölkerung hinter so einem Einsatz steht, hängt ja sicher auch damit zusammen, dass der Aufbau des Landes, der Infrastruktur vorangeht. Das kann das Militär aber nicht alleine leisten. Wie eng muss die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Institutionen sein?
Ramms: Wenn ich die Gesamtleistung, die von der freien Welt in Afghanistan erbracht wird, in%e einteilen würde, dann würde ich sagen der militärische Anteil beträgt vielleicht 20 Prozent. Die anderen Teile, also Rekonstruction und Development, Aufbau von Projekten und dergleichen mehr, nehmen den weitaus überwiegenden Teil ein. Wir müssen uns auch in unseren militärischen Zielen diesen politischen und wirtschaftlichen Zielen, sozialen Zielen entsprechend unterordnen. Das ist ein Prozess, der zurzeit läuft.
Die Projekte, die dort unten begonnen haben – ich nehme mal das …-Damm-Projekt wegen der Stromerzeugung, ich nehme viele andere kleine Projekte wie den Wiederaufbau von Moscheen, der Öffnung von Schulen, den Bau von Straßen, Brücken und dergleichen mehr -, machen gute Fortschritte. Hier würde ich mir allerdings von der militärischen Seite bisweilen wünschen, dass das besser koordiniert wäre. Hier hat man als Soldat oft den Eindruck, dass die verschiedenen Einrichtungen internationaler Nichtregierungs-Organisationen hier auf ihre eigene Kappe arbeiten.
Kolkmann: Und möglicherweise auch miteinander konkurrieren?
Ramms: Das tun sie!
Kolkmann: Der ehemalige Verteidigungsminister und jetzige SPD-Fraktionsvorsitzende Struck hat kürzlich gesagt, er gehe davon aus, dass der Afghanistan-Einsatz mindestens noch zehn Jahre dauern wird und muss. Wovon gehen Sie aus und was wäre gut?
Ramms: Ohne meinem ehemaligen Verteidigungsminister widersprechen zu wollen: Ich hoffe, dass wir mit einer deutlich kürzeren Periode auskommen. Was ich vorhin gesagt habe: Wir wollen die afghanische Regierung in die Verantwortung bringen. Wir wollen die afghanischen Streitkräfte in die Verantwortung bringen. Wenn hier ein bestimmter Zustand erreicht ist, wo wir sagen können, wir können das der afghanischen Regierung und den afghanischen Streitkräften überlassen, dann sollte die NATO darüber entscheiden, wann ihre Soldaten dort abgezogen werden. Ich hoffe – das muss ich jetzt in dieser Form formulieren -, dass es sich bei diesem Zeitraum nicht um zehn Jahre handelt.
Kolkmann: Sehen Sie die Sicherheitslage im Augenblick positiver, optimistischer als noch Ende des letzten Jahres?
Ramms: Ich bin der festen Überzeugung auch aufgrund meines Besuches in Afghanistan selber und aufgrund von Gesprächen aus den jüngsten Tagen, dass beispielsweise die in der Presse ja auch so groß angesprochene Operation Achilles sowie auch die Operation Neujahr, die seit dem 21. März begonnen hat, dort positive Auswirkungen zeigt. Wir haben vor allen Dingen Anzeichen dafür, dass es uns gelingt, zwischen Taliban-Führern und deren Kämpfern einen Keil dazwischen zu treiben und zwischen Taliban und der Bevölkerung auf der anderen Seite. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine gute Chance.
Kolkmann: Vielen Dank. – Das war General Egon Ramms. Er ist im operativen NATO-Hauptquartier im niederländischen Brunsum verantwortlich für den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Danke für das Gespräch in Deutschlandradio Kultur.
Ramms: Ich sage herzlichen Dank!
Mit mehr Soldaten will die NATO dem begegnen, und auch mit mehr Aufklärung, weshalb die deutschen Tornados gebraucht werden. Der Bundestag hat der Entsendung zugestimmt. Im April werden die vier Maschinen dort einsatzbereit sein. Welche Hoffnung besteht, Afghanistan langfristig zu befrieden? – Wir sind jetzt verbunden mit dem für den Afghanistan-Einsatz der ISAF verantwortlichen General im operativen NATO-Hauptquartier im niederländischen Brunssum. Guten Morgen General Egon Ramms!
Egon Ramms: Guten Morgen Frau Kolkmann.
Kolkmann: Sie sind gerade zurück aus Afghanistan. Welche Erwartungen hat denn die NATO nun konkret an den Einsatz der Tornados?
Ramms: Wir erwarten vom Einsatz der Tornados, dass wir ein deutlich besseres Aufklärungsbild bekommen, vor allen Dingen entlang der Grenzen im Süden Afghanistans. Und auf diese Art und Weise ich sage das mal unsere Truppen besser ansetzen können, um gegen die von Ihnen angesprochene Offensive der Taliban entsprechend angehen zu können.
Kolkmann: Das ist ja ein sehr schwieriges Gelände, wie wir inzwischen nach einigen Jahren der Berichterstattung aus Afghanistan wissen. Mit welcher Strategie wird die NATO dort vorgehen?
Ramms: Wir haben die Absicht, mit den dort vorhandenen Kräften, wobei diese nach wie vor nicht ausreichend sind, bestimmte Räume in wichtigen Provinzen, beispielsweise der Provinz Helmand, zu besetzen und diese Räume über den Sommer mit unseren eigenen Kräften zu halten - um auf diese Art und Weise den Taliban, die ja insbesondere auch über die sehr lange Grenze zu Pakistan kommen, den Zugang nach Afghanistan zu verwehren.
Kolkmann: Sie sagen nach wie vor sind es nicht ausreichend Kräfte. Ist die NATO denn trotzdem auf diese angekündigte Frühjahrsoffensive vorbereitet?
Ramms: Wir sind auf diese Frühjahrsoffensive vorbereitet. Ich finde auch gut, dass Sie von der Frühjahrsoffensive der Taliban sprechen und nicht von einer NATO-Offensive. Wir haben uns für diese Offensive, die ja jedes Jahr stattfindet, eigentlich in diesem Jahr etwas besser aufgestellt. Wir haben aufgrund der Zusagen der Amerikaner und der Briten mehr Kräfte als in den vergangenen Jahren. Und wir haben diese Kräfte auch ich sage mal zur Schwerpunktbildung insbesondere in den Süden und den Osten verschoben.
Kolkmann: Wie ist denn die Zusammenarbeit mit der amerikanisch geführten Operation Enduring Freedom?
Ramms: Die Operation Enduring Freedom, die ja vom Mandat her von unserem ISAF-Auftrag getrennt ist, findet parallel dazu statt. Sie konzentriert sich auf - ich sage das mal - spezielle Ziele, die zur Bekämpfung der Taliban, vor allen Dingen von Taliban-Führern und dergleichen vorgesehen sind - während die Kräfte der ISAF insgesamt sage ich mal in der Fläche des Landes oder in der Fläche besonderer Provinzen wie Kandahar, Helmand und anderer Provinzen eingesetzt werden.
Kolkmann: Wie wichtig ist denn die Kooperation auch mit Pakistan, weil ja gerade aus dem pakistanischen Grenzgebiet immer wieder Taliban einsickern nach Afghanistan? Was tut die Regierung in Islamabad?
Ramms: Die Regierung in Islamabad hat ihre Anstrengungen, um den Zugang der Taliban - oder ich sage vielleicht besser - der "opposing militant forces" nach Afghanistan zu verhindern, deutlich erhöht. Die Anstrengungen sind erheblich größer geworden als in den vergangenen Jahren. Wir haben eine Hoffnung, dass beispielsweise mit dem Einsatz der Tornados zur Aufklärung der Grenzregionen, mit den Anstrengungen der Pakistanis auf der anderen Seite und der eigenen Truppen, die von Afghanistan aus eingesetzt werden, es uns gelingt, diesen beständigen Nachschub an Personal, Nachschub an Kämpfern, die ja zum Teil auch ausländische Kämpfer sind, beispielsweise aus Usbekistan und dergleichen mehr, deutlich zu verringern.
Kolkmann: Pakistan plant ja auch, zumindest stellenweise, einen Grenzzaun zu errichten. Welchen Sinn macht das?
Ramms: Es gibt bestimmte Bereiche in der sehr schwierigen afghanisch-pakistanischen Grenze, die sehr schwierig zu umgehen sind, sehr schwierig zu überwachen sind. Wenn es den Pakistanis gelingen sollte, durch Zäune Bewegungen der Taliban zu kanalisieren, dann wäre das für uns ausgesprochen hilfreich. Ich bin sehr froh darüber, dass die Pakistanis von ihrem Ansatz, diese Grenzteile auch noch zu verminen, Abstand genommen haben, und auf diese Art und Weise keine völkerrechtswidrigen Handlungen begangen werden.
Kolkmann: Sie waren ja gerade in Afghanistan und machen das regelmäßig, um sich immer wieder ein Bild zu verschaffen über die Situation an Ort und Stelle. Man hört aus Afghanistan, dass in der Gesellschaft sich auch wieder Hoffnungslosigkeit breit macht. Sehr viele Frauen verbrennen sich. Wie kommt der Einsatz der NATO bei der Bevölkerung an?
Ramms: Das ist sehr unterschiedlich, wenn man die verschiedenen Regionen in Afghanistan betrachtet. Aber ich glaube, dass insgesamt das Bild der ISAF-Kräfte in Afghanistan sich zurzeit deutlich verbessert. Wir bemühen uns darum, deutlich zu machen, dass dieses keine Operation der ISAF oder keine Operation der NATO ist, sondern dass dieses passiert unter der Verantwortung der afghanischen Regierung, zentral und regional. Und wir versuchen bei unseren Operationen – das passiert gerade zurzeit sehr intensiv – auch afghanische Streitkräfte nach vorne zu stellen, um auf diese Art und Weise diesen Handlungen, die dort passieren, ein afghanisches Gesicht zu geben.
Kolkmann: Dass die Bevölkerung hinter so einem Einsatz steht, hängt ja sicher auch damit zusammen, dass der Aufbau des Landes, der Infrastruktur vorangeht. Das kann das Militär aber nicht alleine leisten. Wie eng muss die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Institutionen sein?
Ramms: Wenn ich die Gesamtleistung, die von der freien Welt in Afghanistan erbracht wird, in%e einteilen würde, dann würde ich sagen der militärische Anteil beträgt vielleicht 20 Prozent. Die anderen Teile, also Rekonstruction und Development, Aufbau von Projekten und dergleichen mehr, nehmen den weitaus überwiegenden Teil ein. Wir müssen uns auch in unseren militärischen Zielen diesen politischen und wirtschaftlichen Zielen, sozialen Zielen entsprechend unterordnen. Das ist ein Prozess, der zurzeit läuft.
Die Projekte, die dort unten begonnen haben – ich nehme mal das …-Damm-Projekt wegen der Stromerzeugung, ich nehme viele andere kleine Projekte wie den Wiederaufbau von Moscheen, der Öffnung von Schulen, den Bau von Straßen, Brücken und dergleichen mehr -, machen gute Fortschritte. Hier würde ich mir allerdings von der militärischen Seite bisweilen wünschen, dass das besser koordiniert wäre. Hier hat man als Soldat oft den Eindruck, dass die verschiedenen Einrichtungen internationaler Nichtregierungs-Organisationen hier auf ihre eigene Kappe arbeiten.
Kolkmann: Und möglicherweise auch miteinander konkurrieren?
Ramms: Das tun sie!
Kolkmann: Der ehemalige Verteidigungsminister und jetzige SPD-Fraktionsvorsitzende Struck hat kürzlich gesagt, er gehe davon aus, dass der Afghanistan-Einsatz mindestens noch zehn Jahre dauern wird und muss. Wovon gehen Sie aus und was wäre gut?
Ramms: Ohne meinem ehemaligen Verteidigungsminister widersprechen zu wollen: Ich hoffe, dass wir mit einer deutlich kürzeren Periode auskommen. Was ich vorhin gesagt habe: Wir wollen die afghanische Regierung in die Verantwortung bringen. Wir wollen die afghanischen Streitkräfte in die Verantwortung bringen. Wenn hier ein bestimmter Zustand erreicht ist, wo wir sagen können, wir können das der afghanischen Regierung und den afghanischen Streitkräften überlassen, dann sollte die NATO darüber entscheiden, wann ihre Soldaten dort abgezogen werden. Ich hoffe – das muss ich jetzt in dieser Form formulieren -, dass es sich bei diesem Zeitraum nicht um zehn Jahre handelt.
Kolkmann: Sehen Sie die Sicherheitslage im Augenblick positiver, optimistischer als noch Ende des letzten Jahres?
Ramms: Ich bin der festen Überzeugung auch aufgrund meines Besuches in Afghanistan selber und aufgrund von Gesprächen aus den jüngsten Tagen, dass beispielsweise die in der Presse ja auch so groß angesprochene Operation Achilles sowie auch die Operation Neujahr, die seit dem 21. März begonnen hat, dort positive Auswirkungen zeigt. Wir haben vor allen Dingen Anzeichen dafür, dass es uns gelingt, zwischen Taliban-Führern und deren Kämpfern einen Keil dazwischen zu treiben und zwischen Taliban und der Bevölkerung auf der anderen Seite. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine gute Chance.
Kolkmann: Vielen Dank. – Das war General Egon Ramms. Er ist im operativen NATO-Hauptquartier im niederländischen Brunsum verantwortlich für den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Danke für das Gespräch in Deutschlandradio Kultur.
Ramms: Ich sage herzlichen Dank!