"Isch kandidiere"
Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling lud Journalisten zu einer Pressekonferenz seiner gleichnamigen Partei. "Ich versprechen Ihnen heute, dass ich vier Millionen Arbeitsplätze nicht schaffe", ließ er dort verlauten.
Horst Schlämmer: "Vielen Dank für diesen euphorischen Empfang, das ist unglaublich."
Einige Sekunden war Horst Schlämmer im "Ritz Carlton" sichtbar überwältigt, dann aber stellte er sich ungesäumt den Fragen zum Programm der HSP. Die erste zielte auf die besondere Ansprache der Wählerinnen.
Horst Schlämmer: "Da Sie Deutsche Welle sind und international, gestatten Sie, dass ich auf Englisch antworte. First of all, I like to put out, that HSP, which is the Horst Schlemmer Party, stands for justice, you know, and freedom and of cause, emanzipation of the woman. And, I forgot the rest of your question.” "
Die HSP spricht sich also dezidiert für Gerechtigkeit, aber genauso dezidiert gegen die Schweinegrippe aus:
" "Schweinegrippe mit uns nicht. Ganz klare Position. Da lassen wir uns auch gar nicht in eine Ecke schieben, wo Sie sagen, wissen Sie nicht. Nein. Ganz klares Nein!"- "Und die zweite Frage, Sie…" – "Auch Nein. Weil Sie sind kritisch. Und deswegen sage ich Ihnen nein. Neinneinneinneinnein. Nicht mit uns."
Eine Verweigerungs- und Miesmacher-Partei ist die HSP deshalb nicht. Sie will 2500 Euro Grundeinkommen für alle, Schönheitsoperation auf Krankenschein – ebenfalls für alle – und eine große visionäre Linie hat sie auch:
"Wir sind der Ansicht, dass alles zu wenig ist. Es muss mehr sein. Wir haben (…) das beste aus dem Konservativismus, also watt so, wenn man die Werte bewahren will, hat. Und liberal und links sind wir. (…) Also sparen Sie sich diese kritische Nachfrage."
Trotzdem gab es natürlich solche Nachfragen. Eine davon zielte aufs künftige Berliner Binnenklima.
"Ob Herr Wowereit in meiner Anwesenheit Prosecco trinken darf? Wenn ich Kanzler werde – das Land bleibt ja ne Demographie. Da kann jeder tun, wat er will. Da werde ich auch dem Wowereit nicht reinquatschen, weißte."
Eine andere Frage bohrte, praktisch nach amerikanischem Vorbild, im Intimen:
"Gibt es dunkle Flecken in Ihrer Vergangenheit?" – "Äh…" – "Frauen?" – "Ja. Wobei ich die Frauen jetzt nicht als dunkle Flecken bezeichnen würde. Das finde ich dann doch eher eine uncharmante Formulierung, weißte."
Auch eine dritte Frage, die ein Reporter vom Schwulenmagazin "Männer" stellte, war sehr direkt – und so auch die Antwort:
"Ich selber, politisch gesehen, finde ich Homosexualität absolut okay. Privat finde ich das widerlich. Ja, um Gottes willen, das ist nicht gegen Sie."
Dass die Figur Horst Schlämmer politischen Slang und Politiker parodiert, ist offenkundig und bekannt:
"Ich versprechen Ihnen heute, dass ich vier Millionen Arbeitsplätze nicht schaffe. Und das können Sie auch gern wörtlich nehmen. Sollte ich es doch wider Erwarten schaffen, können Sie mich abwählen."
Auch die nackte Wahrheit als komisches Stilmittel gehört zur bewährten Schlämmer-Rezeptur:
"Ich würde gerne das Wirtschaftsministerium jemandem geben, weißte, wo, wenn das nicht klappt – und das klappt ja nicht -, dat das nicht aus unserer Partei ist. Im Moment denke ich, dass wir den Linken das Wirtschaftsministerium geben. Und wenn dat dann nicht klappt, ja, Freunde, sorry, ich war’s nicht."
Doch die Veranstaltung im "Ritz Carlton" war vor allem eine Vorführung gleichgeschalteter Journalisten. Keiner von ihnen versuchte auch nur, die kunstvoll aufgelöste Grenze zwischen dem HSP-Chef und dem Komiker Hape Kerkeling wieder einzuziehen. Weshalb sich dieser – oder jener – an ARD-Korrespondent Werner Sonne wandte:
"Ich bin auch so bisschen sauer. Weil der Sonne, der Sonne ist richtig etabliert. Der ist der Kanzlermacher. Der stellt mir keine Frage… Herr Sonne, stellen Sie mir doch eine Frage!"
Doch Werner Sonne fragte nicht. Fragen an Hape Kerkeling wären offene Spielverderberei in der Hauptversammlung des Schlämmer-Fanclubs gewesen. Für Fragen an Horst Schlämmer – umgekehrt – ist Sonne jedoch nicht cool genug.
Und der Film "Isch kandidiere", zu dessen Preview die Journalisten ins "Ritz Carlton" gerufen worden waren? Dieser Film wird wohl mit der Wahlkampf-Pressekonferenz enden, auf der er nicht gezeigt wurde:
"Ich muss übrigens sagen, dieser Film, der hier vorgestellt wird – Sie werden sich vielleicht fragen, wieso sehen wir keine Ausschnitte, weißt, fragt Ihr euch? Ich sag’s Euch. Der Film ist nicht fertig…. Uns fehlen sieben Minuten und die quälen wir gerade mich Euch rein. Deswegen ziehen wir das auch so in die Länge."
Oder in einer pointierten Formulierung:
"Je mehr Blödsinn Sie reden, desto besser für uns."
Immerhin, einer durchbrach die perfekte Horst-Schlämmer-Inszenierung – es war natürlich Schlämmer selbst.
"Der Kerkeling unterstützt mich nicht. Der ist eine zickige Diva."
Wird Horst Schlämmer trotzdem Kanzler? Mancher würde sich ekeln. Wer den Ekel überwinden kann und Geistesgegenwärtigkeit schätzt, hätte eine hübsche Legislaturperiode vor sich:
"Ich möchte gern wissen, ob Sie, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben und Bundeskanzler sind, auch mit Ihrem Dienstwagen in den Urlaub fahren möchten?" – "Sie sprechen einen heiklen Punkt an. Nein, ich möchte dann mit Ulla Schmidt in den Urlaub fahren."
Einige Sekunden war Horst Schlämmer im "Ritz Carlton" sichtbar überwältigt, dann aber stellte er sich ungesäumt den Fragen zum Programm der HSP. Die erste zielte auf die besondere Ansprache der Wählerinnen.
Horst Schlämmer: "Da Sie Deutsche Welle sind und international, gestatten Sie, dass ich auf Englisch antworte. First of all, I like to put out, that HSP, which is the Horst Schlemmer Party, stands for justice, you know, and freedom and of cause, emanzipation of the woman. And, I forgot the rest of your question.” "
Die HSP spricht sich also dezidiert für Gerechtigkeit, aber genauso dezidiert gegen die Schweinegrippe aus:
" "Schweinegrippe mit uns nicht. Ganz klare Position. Da lassen wir uns auch gar nicht in eine Ecke schieben, wo Sie sagen, wissen Sie nicht. Nein. Ganz klares Nein!"- "Und die zweite Frage, Sie…" – "Auch Nein. Weil Sie sind kritisch. Und deswegen sage ich Ihnen nein. Neinneinneinneinnein. Nicht mit uns."
Eine Verweigerungs- und Miesmacher-Partei ist die HSP deshalb nicht. Sie will 2500 Euro Grundeinkommen für alle, Schönheitsoperation auf Krankenschein – ebenfalls für alle – und eine große visionäre Linie hat sie auch:
"Wir sind der Ansicht, dass alles zu wenig ist. Es muss mehr sein. Wir haben (…) das beste aus dem Konservativismus, also watt so, wenn man die Werte bewahren will, hat. Und liberal und links sind wir. (…) Also sparen Sie sich diese kritische Nachfrage."
Trotzdem gab es natürlich solche Nachfragen. Eine davon zielte aufs künftige Berliner Binnenklima.
"Ob Herr Wowereit in meiner Anwesenheit Prosecco trinken darf? Wenn ich Kanzler werde – das Land bleibt ja ne Demographie. Da kann jeder tun, wat er will. Da werde ich auch dem Wowereit nicht reinquatschen, weißte."
Eine andere Frage bohrte, praktisch nach amerikanischem Vorbild, im Intimen:
"Gibt es dunkle Flecken in Ihrer Vergangenheit?" – "Äh…" – "Frauen?" – "Ja. Wobei ich die Frauen jetzt nicht als dunkle Flecken bezeichnen würde. Das finde ich dann doch eher eine uncharmante Formulierung, weißte."
Auch eine dritte Frage, die ein Reporter vom Schwulenmagazin "Männer" stellte, war sehr direkt – und so auch die Antwort:
"Ich selber, politisch gesehen, finde ich Homosexualität absolut okay. Privat finde ich das widerlich. Ja, um Gottes willen, das ist nicht gegen Sie."
Dass die Figur Horst Schlämmer politischen Slang und Politiker parodiert, ist offenkundig und bekannt:
"Ich versprechen Ihnen heute, dass ich vier Millionen Arbeitsplätze nicht schaffe. Und das können Sie auch gern wörtlich nehmen. Sollte ich es doch wider Erwarten schaffen, können Sie mich abwählen."
Auch die nackte Wahrheit als komisches Stilmittel gehört zur bewährten Schlämmer-Rezeptur:
"Ich würde gerne das Wirtschaftsministerium jemandem geben, weißte, wo, wenn das nicht klappt – und das klappt ja nicht -, dat das nicht aus unserer Partei ist. Im Moment denke ich, dass wir den Linken das Wirtschaftsministerium geben. Und wenn dat dann nicht klappt, ja, Freunde, sorry, ich war’s nicht."
Doch die Veranstaltung im "Ritz Carlton" war vor allem eine Vorführung gleichgeschalteter Journalisten. Keiner von ihnen versuchte auch nur, die kunstvoll aufgelöste Grenze zwischen dem HSP-Chef und dem Komiker Hape Kerkeling wieder einzuziehen. Weshalb sich dieser – oder jener – an ARD-Korrespondent Werner Sonne wandte:
"Ich bin auch so bisschen sauer. Weil der Sonne, der Sonne ist richtig etabliert. Der ist der Kanzlermacher. Der stellt mir keine Frage… Herr Sonne, stellen Sie mir doch eine Frage!"
Doch Werner Sonne fragte nicht. Fragen an Hape Kerkeling wären offene Spielverderberei in der Hauptversammlung des Schlämmer-Fanclubs gewesen. Für Fragen an Horst Schlämmer – umgekehrt – ist Sonne jedoch nicht cool genug.
Und der Film "Isch kandidiere", zu dessen Preview die Journalisten ins "Ritz Carlton" gerufen worden waren? Dieser Film wird wohl mit der Wahlkampf-Pressekonferenz enden, auf der er nicht gezeigt wurde:
"Ich muss übrigens sagen, dieser Film, der hier vorgestellt wird – Sie werden sich vielleicht fragen, wieso sehen wir keine Ausschnitte, weißt, fragt Ihr euch? Ich sag’s Euch. Der Film ist nicht fertig…. Uns fehlen sieben Minuten und die quälen wir gerade mich Euch rein. Deswegen ziehen wir das auch so in die Länge."
Oder in einer pointierten Formulierung:
"Je mehr Blödsinn Sie reden, desto besser für uns."
Immerhin, einer durchbrach die perfekte Horst-Schlämmer-Inszenierung – es war natürlich Schlämmer selbst.
"Der Kerkeling unterstützt mich nicht. Der ist eine zickige Diva."
Wird Horst Schlämmer trotzdem Kanzler? Mancher würde sich ekeln. Wer den Ekel überwinden kann und Geistesgegenwärtigkeit schätzt, hätte eine hübsche Legislaturperiode vor sich:
"Ich möchte gern wissen, ob Sie, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben und Bundeskanzler sind, auch mit Ihrem Dienstwagen in den Urlaub fahren möchten?" – "Sie sprechen einen heiklen Punkt an. Nein, ich möchte dann mit Ulla Schmidt in den Urlaub fahren."