Islamexpertin Claudia Dantschke

Deutsche Jugendliche als Kanonenfutter für den IS

Claudia Dantschke in der Sendung "Tacheles" im Deutschlandradio Kultur
Wegen ihrer Arbeit wurde die Gründerin von "Hayat", Claudia Dantschke, sogar schon von Barack Obama eingeladen. © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Claudia Dantschke im Gespräch mit Katrin Heise |
Hunderte junge Deutsche haben in den vergangenen Jahren das Land verlassen, um den IS oder Al Qaida zu unterstützen. Mehr als 20 von ihnen seien bereits als Selbstmordattentäter gestorben, sagt die Islamexpertin Claudia Dantschke von der Beratungsstelle "Hayat".
"Hayat" ist arabisch und heißt "Leben". Hayat ist auch der Name der Beratungsstelle, die Claudia Dantschke leitet. Zu ihr kommen Angehörige von Menschen, die sich radikalisieren und im Extremfall in den Krieg ziehen. Fast 800 Deutsche sind inzwischen nach Syrien und Irak gereist, um den so genannten Islamischen Staat oder ähnliche terroristische Gruppen zu unterstützen. In den Augen von IS oder Al Qaida taugen diese Jugendlichen offenbar vor allem als Kanonenfutter:
"Der sogenannte Islamische Staat oder auch Al Qaida warten jetzt nicht auf die Kids aus Deutschland, um da quasi große Kämpfer zu haben", sagt Claudia Dantschke. "Die Kämpfer dort, das sind ganz andere. Es sind die Nordafrikaner, es sind die Tschetschenen, das sind die, die wirklich kämpfen können."

"Guckt mal, eure Jugendlichen laufen zu uns!"

Trotzdem sei die Rekrutierung von westeuropäischen Jugendlichen für den IS schon aus Imagegründen attraktiv: "Guckt mal, eure Jugendlichen laufen zu uns!" Manche würden auch für die Polizei oder zur Überwachung gebraucht.
"Aber es gibt leider Gottes auch Wartelisten für Märtyreroperationen, wie sie das nennen, also Selbstmordanschläge." Diese Selbstmordanschläge setze der sogenannte Islamische Staat als Kampftechnik an der Front ein, so Dantschke:
"Wir haben über 20 Jugendliche aus Deutschland, die auf diese Art und Weise schon ums Leben gekommen sind."
230 gefährdete Jugendliche bzw. deren Familien hat die von Claudia Dantschke geleitete Beratungsstelle "Hayat" seit 2011 betreut. 75 Jugendliche gaben deshalb ihre islamistische Radikalisierung auf.
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