Islamische Einflüsse in der abendländischen Kunst
Der englische Sammler Edmund de Unger hat sich auf islamische Kunst spezialisiert. Seine Sammlung zählt zu den bedeutendsten in der Welt und wird nun in Teilen in Berlin gezeigt, wo sie eine Lücke im Museum für islamische Kunst schließt. Sehr gut zeigt diese Ausstellung, wie sehr die arabischen Künstler ihre abendländischen Kollegen inspiriert haben und wie Formen aus dem Morgenland in Europa kopiert wurden.
Als Thomas von Aquin um 1270 sein Hauptwerk, die Fragment gebliebene "Summa Theologica" verfasste, konnte er sich unter anderem auf zwei berühmte Philosophen berufen: auf Muhammad ibn Ruschd und auf Abd Allah Ibn Sina - besser bekannt als Averroes und Avicenna. Thomas von Aquin war mit seiner Affinität zu den beiden islamischen Philosophen keineswegs ein Exot, zählten diese doch bis weit in die Neuzeit hinein zu den wichtigsten Autoren für alle christlichen Gelehrten, nicht zuletzt auch des Humanismus und der Reformation. Und kaum geringeren Einfluss hatte die islamische Kunst auf den christlichen Bilderschatz. Insofern erscheint es nicht übertrieben, wenn Claus-Peter Haase, Direktor des Museums für Islamische Kunst in Berlin, heute sagt:
"Ich hoffe, dass wir dazu beitragen können, das Verständnis zwischen diesen beiden Kulturbereichen, ein bilaterales Verständnis, zu dem es immer Ansätze gegeben hat, wiederzubeleben. Dazu helfen uns gerade Stücke der mittelalterlichen Künste. Das europäische Mittelalter hat die islamische Kunst immer geschätzt, es hat Elfenbeine, wie sie in Berlin schon zu sehen sind, importiert, es hat Bergkristalle, wie sie jetzt in der Sammlung zu sehen sind, importiert, die dann in die Kirchenschätze kamen und dort die heiligsten Güter der Christenheit umhüllten mit wunderbaren islamischen Inschriften, die den Gott feiern, den wir wohl alle gemeinsam haben könnten."
Haase und die Staatlichen Museen können sich derzeit glücklich schätzen über eine besonders kostbare Sammlung islamischer Kunst, die ihnen als Dauerleihgabe überlassen wird. 112 Werke aus der Sammlung de Unger, auch als Keir-Collection bekannt, ergänzen die Berliner Bestände auf wundersame Weise gerade dort, wo bislang noch Lücken bestanden, insbesondere bei den begehrten Bergkristallfiguren, bei Textilien und auch bei Kultgefäßen, die artverwandt sind mit den liturgischen Gefäßen der christlichen Kirchen. Die Sammlung umfasst die gesamte islamische Kunstgeschichte...
"...vom Beginn im frühen 8. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert. Es sind aus allen Perioden, nicht aus allen Regionen, aber aus den meisten Regionen der islamischen Welt, der Kernländer der islamischen Welt Beispiele zu sehen, und wir haben darauf geachtet, dass wir in der Sonderausstellung ein geschlossenes Bild der islamischen Kunst vermitteln können."
Doch das geschlossene Bild hat trotzdem Lücken. Obwohl die Einflüsse des Islam auf das christliche Europa offensichtlich sind, sind sie dennoch kaum wirklich zuverlässig erforscht, vielleicht auch gar nicht wirklich erforschbar. Das zeigt sich an der Sammlung de Unger wieder einmal ganz besonders deutlich.
In einem Seitenkabinett finden sich kostbarste Seidenstofffragmente aus Spanien oder Italien, die dort etwa seit dem 13. Jahrhundert eifrig kopiert wurden. Doch die Ornamentsprache der Stoffe bedeutete in den islamischen Herkunftsländern immer etwas völlig anderes als im Westen. Waren etwa Blumenmuster, Ranken, Vögel oder Bäume in der islamischen Kunst abstrakte Abbildungen von Naturgesetzen, galten sie im Westen eher als schmückendes Beiwerk.
Künstlerische Produktion hatte sich in islamischen Ländern immer strikten Gesetzen zu unterwerfen, weil Künstler als direkte Konkurrenten des Schöpfergottes aufgefasst wurden, während zugleich in Europa eine schrittweise Emanzipation der Künste stattfand, durch die der islamische Traditionalismus aus westlicher Sicht bald rückständig wirkte. Der Sammler Edmund de Unger hat sich darum allerdings nie geschert und sich ganz bewusst seinem Sondergebiet verschrieben.
"Die Sammlung ist in den letzten 50 Jahren entstanden, und in diesen fünfzig Jahren gibt es von Edmund de Unger auch schon hervorragende Beziehungen zu Berlin. Edmund de Unger hat in Berlin studiert und hat immer Beziehungen zu den Berliner Museen, auch auf der Museumsinsel in den Zeiten der Teilung unterhalten, und es ist so, wenn man den Sammler besucht, als wäre man bei Bode. Es ist die Welt von Wilhelm von Bode, in dieser Verbindung der Kulturen: Renaissance, Islam, man geht von Zimmer zu Zimmer und ist erstaunt, was Sammlerglück heute noch zustande bringt."
- schwärmt Peter-Klaus Schuster, scheidender Generaldirektor der Staatlichen Museen Berlin. Wilhelm von Bode, einer der Gründerväter der kaiserlichen Berliner Sammlungen, hatte selbst Teppiche aus islamischen Ländern in die Bestände eingebracht, die bis heute jedoch, und das ist bezeichnend, unerforscht und ungezeigt in den Depots des Kunstgewerbemuseums lagern. Richard de Unger, Sohn des Sammlers und dessen Verwalter, ist trotzdem zuversichtlich:
"Wir haben eine lange Kooperation zwischen uns - mein Vater hat sogar den Herrn Doktor Freiherrn von Bode 1927 getroffen, als er Kind war und das macht uns eine große Freude, diese Kooperation weiter zu schmieden. Ich hoffe, es wird langfristig sein, wir sprechen von 10, 20, 30 Jahren."
Nicht von Auktionen, sondern von Märkten und in Hinterhöfen habe sein Vater in fünfzig Jahren seine Schätze zusammengekauft, von Händlern, die nicht wussten, was sie da anboten und die der Sammler mit seinem Vorwissen mühelos zu niedrigen Preisen bewegen konnte, berichtet Richard de Unger.
Freilich, wenn man hier die kostbaren jahrhundertealten Silberkannen, die Stickereien und Buchmalereien aus Mosul, Bagdad oder dem Iran sieht, fühlt man sich unwillkürlich auch an die jüngste Geschichte erinnert, die Plünderungen des Bagdader Nationalmuseums in den Tagen nach der Einnahme der Stadt im Irakkrieg. Allzu hohe Erwartungen in Sachen Völkerverständigung sollte man deshalb gerade an den Kunstmarkt sicher nicht haben.
"Ich hoffe, dass wir dazu beitragen können, das Verständnis zwischen diesen beiden Kulturbereichen, ein bilaterales Verständnis, zu dem es immer Ansätze gegeben hat, wiederzubeleben. Dazu helfen uns gerade Stücke der mittelalterlichen Künste. Das europäische Mittelalter hat die islamische Kunst immer geschätzt, es hat Elfenbeine, wie sie in Berlin schon zu sehen sind, importiert, es hat Bergkristalle, wie sie jetzt in der Sammlung zu sehen sind, importiert, die dann in die Kirchenschätze kamen und dort die heiligsten Güter der Christenheit umhüllten mit wunderbaren islamischen Inschriften, die den Gott feiern, den wir wohl alle gemeinsam haben könnten."
Haase und die Staatlichen Museen können sich derzeit glücklich schätzen über eine besonders kostbare Sammlung islamischer Kunst, die ihnen als Dauerleihgabe überlassen wird. 112 Werke aus der Sammlung de Unger, auch als Keir-Collection bekannt, ergänzen die Berliner Bestände auf wundersame Weise gerade dort, wo bislang noch Lücken bestanden, insbesondere bei den begehrten Bergkristallfiguren, bei Textilien und auch bei Kultgefäßen, die artverwandt sind mit den liturgischen Gefäßen der christlichen Kirchen. Die Sammlung umfasst die gesamte islamische Kunstgeschichte...
"...vom Beginn im frühen 8. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert. Es sind aus allen Perioden, nicht aus allen Regionen, aber aus den meisten Regionen der islamischen Welt, der Kernländer der islamischen Welt Beispiele zu sehen, und wir haben darauf geachtet, dass wir in der Sonderausstellung ein geschlossenes Bild der islamischen Kunst vermitteln können."
Doch das geschlossene Bild hat trotzdem Lücken. Obwohl die Einflüsse des Islam auf das christliche Europa offensichtlich sind, sind sie dennoch kaum wirklich zuverlässig erforscht, vielleicht auch gar nicht wirklich erforschbar. Das zeigt sich an der Sammlung de Unger wieder einmal ganz besonders deutlich.
In einem Seitenkabinett finden sich kostbarste Seidenstofffragmente aus Spanien oder Italien, die dort etwa seit dem 13. Jahrhundert eifrig kopiert wurden. Doch die Ornamentsprache der Stoffe bedeutete in den islamischen Herkunftsländern immer etwas völlig anderes als im Westen. Waren etwa Blumenmuster, Ranken, Vögel oder Bäume in der islamischen Kunst abstrakte Abbildungen von Naturgesetzen, galten sie im Westen eher als schmückendes Beiwerk.
Künstlerische Produktion hatte sich in islamischen Ländern immer strikten Gesetzen zu unterwerfen, weil Künstler als direkte Konkurrenten des Schöpfergottes aufgefasst wurden, während zugleich in Europa eine schrittweise Emanzipation der Künste stattfand, durch die der islamische Traditionalismus aus westlicher Sicht bald rückständig wirkte. Der Sammler Edmund de Unger hat sich darum allerdings nie geschert und sich ganz bewusst seinem Sondergebiet verschrieben.
"Die Sammlung ist in den letzten 50 Jahren entstanden, und in diesen fünfzig Jahren gibt es von Edmund de Unger auch schon hervorragende Beziehungen zu Berlin. Edmund de Unger hat in Berlin studiert und hat immer Beziehungen zu den Berliner Museen, auch auf der Museumsinsel in den Zeiten der Teilung unterhalten, und es ist so, wenn man den Sammler besucht, als wäre man bei Bode. Es ist die Welt von Wilhelm von Bode, in dieser Verbindung der Kulturen: Renaissance, Islam, man geht von Zimmer zu Zimmer und ist erstaunt, was Sammlerglück heute noch zustande bringt."
- schwärmt Peter-Klaus Schuster, scheidender Generaldirektor der Staatlichen Museen Berlin. Wilhelm von Bode, einer der Gründerväter der kaiserlichen Berliner Sammlungen, hatte selbst Teppiche aus islamischen Ländern in die Bestände eingebracht, die bis heute jedoch, und das ist bezeichnend, unerforscht und ungezeigt in den Depots des Kunstgewerbemuseums lagern. Richard de Unger, Sohn des Sammlers und dessen Verwalter, ist trotzdem zuversichtlich:
"Wir haben eine lange Kooperation zwischen uns - mein Vater hat sogar den Herrn Doktor Freiherrn von Bode 1927 getroffen, als er Kind war und das macht uns eine große Freude, diese Kooperation weiter zu schmieden. Ich hoffe, es wird langfristig sein, wir sprechen von 10, 20, 30 Jahren."
Nicht von Auktionen, sondern von Märkten und in Hinterhöfen habe sein Vater in fünfzig Jahren seine Schätze zusammengekauft, von Händlern, die nicht wussten, was sie da anboten und die der Sammler mit seinem Vorwissen mühelos zu niedrigen Preisen bewegen konnte, berichtet Richard de Unger.
Freilich, wenn man hier die kostbaren jahrhundertealten Silberkannen, die Stickereien und Buchmalereien aus Mosul, Bagdad oder dem Iran sieht, fühlt man sich unwillkürlich auch an die jüngste Geschichte erinnert, die Plünderungen des Bagdader Nationalmuseums in den Tagen nach der Einnahme der Stadt im Irakkrieg. Allzu hohe Erwartungen in Sachen Völkerverständigung sollte man deshalb gerade an den Kunstmarkt sicher nicht haben.