Einnahmequellen der Terrororganisation sinken
Erdöl, Lösegelderpressung, Wegzölle - die Terrorbewegung Islamischer Staat (IS) konnte bislang auf beachtliche Finanzquellen zurückgreifen. Warum einige davon nun zu versiegen drohen, erklärt der Geograf und Arabien-Experte Günter Meyer.
An die 350 Erdölquellen im Einflussgebiet des Islamischen Staat in Syrien und Irak galten bislang als stabile Haupteinnahmequelle der Islamisten-Bewegung. Schätzungen gehen von Einnahmen um die vier bis sechs Millionen US-Dollar pro Tag aus.
Doch inzwischen sind zwei Veränderungen eingetreten:
"Auf der einen Seite ist die Förderung drastisch zurückgegangen, weil man nämlich die nötigen Experten nicht mehr hat. Und ebenso, weil die verstärkten Luftangriffe der Amerikaner Förderanlagen getroffen haben. Und ein weiterer wesentlicher Punkt ist der Ölpreisverfall",
erläuterte der Geograf Günter Meyer, Professor an der Universität Mainz und Arabien-Experte, im Deutschlandradio Kultur. Dies bedeute, dass die täglichen Einnahmen durch Erdölschmuggel auf etwa eine halbe Million zurückgegangen seien.
Der Unmut über die schlechte Versorgung wächst
Hinzu komme, dass Transportwege in die Türkei stärker von den kurdischen Peschmerga-Kräften kontrolliert würden und zudem Tanklaster durch US-Luftangriffe zerstört würden. Weitgehend stabil seien dagegen die Einnahmen durch Zölle, Geldstrafen, Steuern oder Lösegelderpressungen.
Allerdings seien die Infrastrukturen in den vom IS kontrollierten Gebieten durch Luftangriffe stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Versorgung mit Wasser, Strom und Nahrungsmitteln sei sehr schlecht, die Arbeitslosenquote dramatisch. Dadurch sinke auch das Ansehen des IS unter seinen Anhängern, "weil er nicht in der Lage ist, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten". Geschätzt ein Drittel der Einnahmen fließe in die Bezahlung der Dschihadisten. Diese verdienten doppelt so viel wie die normale Bevölkerung in Syrien und genössen eine hervorragende Gesundheitsversorgung, während der Rest der Bevölkerung immer ärmer werde.